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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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erkannte jedoch, dass von seiner Seite keine Hilfe zu erwarten war, dafür hatte Hugo viel zu viel Angst vor Ralph. Sie selbst spürte seltsamerweise keine Furcht. In den Blicken, mit denen Ralph sie bedachte, sah sie seine Gier, und sie zweifelte keinen Moment, dass er bei der ersten sich bietenden Gelegenheit versuchen würde, sich ihr wieder zu nähern. Hayla wusste, dass sie ihm dann hilflos ausgeliefert sein würde, dennoch berührte diese Vorstellung nicht ihr Herz. Es gab nichts, was Ralph ihr antun konnte, denn seit sie Bosgard verlassen hatte, hatte sich ein Panzer aus Eis um ihr Herz gelegt. Würde Ralph vielleicht ihren Körper besitzen – ihre Seele und ihr Herz würde er niemals erreichen. Kein Schicksal konnte schlimmer sein als der Schmerz, Bosgard niemals wiederzusehen. Haylas einziger Trost war – und Ralph hatte dies sogar bestätigt – die Möglichkeit, dass Bosgard nichts geschah. Wenn es bedeutete, dass er Constance Aubrey heiraten musste, um die Gunst des Königs wiederzuerlangen, dann würde Hayla ihm dafür alles Gute wünschen. Sie wusste zwar, dass Constance Bosgard niemals glücklich machen konnte, aber das Leben des Geliebten war dieses Opfer wert. Früher oder später würde auch Bosgard einsehen, dass es die einzige Möglichkeit gewesen war. Haylas Kopf sank zur Seite, sie schloss die Augen und tat so, als würde sie schlafen. Sie hoffte, Ralph würde sie nicht mehr ansprechen. Es war schon schlimm genug, mit diesem Mann eingesperrt zu sein, zusätzlich musste sie sich nicht noch seine Beleidigungen und Drohungen anhören. Nach einiger Zeit forderte die durchwachte Nacht ihren Tribut, und Hayla schlief tatsächlich ein. Sie träumte, sie säße in einem Wagen und machte eine Reise. Allerdings spürte sie im Traum keine Angst, sondern war glücklich, denn ihr Begleiter war Bosgard. Sie sah ihn von der Seite an, und er drehte den Kopf und erwiderte ihr Lächeln. Deutlich sah Hayla seine kräftigen Hände mit den langen, schlanken Fingern und erinnerte sich, wie diese ihren Körper liebkosten. Doch als Bosgard sich vorbeugte, und seine Lippen sich Hayla näherten, ertönte ein lauter Ruf, und der Wagen blieb ruckartig stehen. Hayla schlug sich den Kopf am Rahmen an und wachte auf.
    »Wir rasten, die Pferde brauchen Wasser und wir etwas zu essen«, hörte Hayla jemanden sagen. Soweit es ihre Fesseln zuließen, streckte Hayla ihre Arme und Beine aus. Sie fühlte sich wie erschlagen, dabei waren sie noch keinen Tag unterwegs, und es lag noch eine weite Reise vor ihnen.
    Ralph Clemency öffnete die Tür und zerrte Hayla aus dem Wagen. Sie standen vor einem zweistöckigen, mit Stroh gedeckten und aus groben Steinen erbauten Wirtshaus. In der Luft lag der Geruch nach gebratenem Fleisch, und Haylas Magen knurrte vernehmlich. Über die Aufregung der letzten Nacht hatte sie vergessen, wie hungrig sie war, und sie hoffte, de Mantes würde ihr etwas zu essen geben. Zuerst musste sie Ralph jedoch in den Gastraum folgen, in dem sie bereits erwartet wurden.
    »Constance Aubrey!«, rief Hayla überrascht, und ihre Augen weiteten sich, als hinter der Frau ein Mann vortrat. »Und du, Mandric. Ich hätte mir denken können, dass ihr gemeinsame Sache macht.«
    Constance lachte höhnisch. »Als gegen Mittag ein Reiter ankam und meldete, du bist in der Gewalt von Sir Yven und eure Ankunft sei im Laufe des Tages zu erwarten, hielt ich es zuerst für einen Scherz. Ich hätte nie gedacht, dass Bosgard so leicht aufgibt. Sag, Mädchen, wurde Penderroc Castle gestürmt? Ist Bosgard verwundet oder gar tot?«
    Hayla entging nicht das erwartungsvolle Flackern in Constances kalten Augen. Sollte de Mantes der Frau erklären, warum sie sich in seiner Gewalt befand, sie jedenfalls würde es nicht tun. Hayla straffte die Schultern und hob das Kinn. »Welche Umstände zu meiner Verhaftung führten, geht Euch, Lady Constance, nichts an. Ich bin sicher, Euer Kompagnon Ralph Clemency wird Euch Bericht erstatten.« Constance schnappte empört nach Luft, aber Hayla beachtete sie nicht weiter. Ihr Blick ging zu Mandric. Ihre Stimme klang traurig, als sie sagte: »Du hast deine Drohung also in die Tat umgesetzt, Mandric. Sag, was hast du davon, wenn man mich vor Gericht zerrt, in den Kerker wirft oder gar tötet? Ist das deine Art von Rache dafür, dass ich dich nicht heiraten wollte? Dabei liebst du mich nicht einmal.«
    Mandric besaß wenigstens so viel Anstand zu erröten, aber er ging auf Haylas Fragen nicht ein, als er

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