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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Mund zu spüren. Eine heiße Welle der Erregung durchflutete seinen Körper, und er war froh, dass seine weite, bis zu den Knien reichende Tunika das offensichtliche Anzeichen seiner Leidenschaft verhüllte. Er wollte Hayla nicht erschrecken. Ein wenig ärgerte er sich über den Befehl des Königs, denn er verspürte überhaupt keine Lust, Penderroc zu verlassen. Es beunruhigte Bosgard, als er erkannte, dass diese junge Magd mit ein Grund war, warum er zu Hause bleiben wollte. Vielleicht sollte er sie heute Nacht auf sein Lager zwingen, so wie Ralph ihm diese Absicht unterstellte. Vielleicht würde er weniger an sie denken, wenn er seine Leidenschaft erst einmal an ihrem Körper gestillt hatte …
    »Ich bin fertig, Herr.« Haylas Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. Hastig räusperte er sich und schämte sich für seine Gedanken. Nie zuvor hatte er eine Frau zu etwas gezwungen, was diese ihm nicht selbst hatte geben wollen. Dies entsprach nicht seinem Charakter, zudem hatte er es noch nie nötig gehabt, im Gegenteil, meistens hatte er sich der Avancen diverser
Damen
erwehren müssen.
    »Danke, Hayla, du kannst dann gehen«, sagte er und schenkte ihr ein Lächeln.
    Hayla knickste, öffnete die Tür und ließ ihn allein. Sie spürte eine seltsame Traurigkeit und fragte sich, wann sie Bosgard de Briscaut wohl wiedersehen würde.
     
    Als Hayla am nächsten Morgen die Halle betrat, war Bosgard bereits aufgebrochen. Mit Waline zusammen bereitete sie das Frühstück zu. Sie hatten gerade die Schüsseln mit dem Haferbrei auf den Tisch gestellt, als Ralph Clemency mit drei seiner Kumpane die Halle betrat. Wie selbstverständlich setzte Ralph sich in den gepolsterten, bequemen Lehnstuhl, den Bosgard eigens für sich hatte anfertigen lassen und der in der Mitte an der Tafel stand. Die Männer beachteten die beiden Frauen nicht weiter, tauchten ihre Löffel in den noch warmen Brei und aßen gierig. Waline beeilte sich, drei Krüge Bier zu holen. Sie wollte ebenso wie Hayla nichts tun, was den Unwillen oder gar den Zorn von Sir Ralph erregen konnte. Nachdem Ralph den ersten Hunger gestillt hatte, leerte er einen Becher Bier, dann rülpste er laut und lehnte sich in dem Stuhl zurück. Grinsend schlug er sich auf die Schenkel, und die anderen drei stimmten in sein Lachen ein. Die Männer waren offensichtlich guter Stimmung, worüber Hayla sich nicht wunderte. Bestimmt heckte Ralph jetzt, da Bosgard fort war, irgendeine Gemeinheit aus, wie er wieder ein paar Angelsachsen schikanieren oder gar quälen konnte.
    »Es ist zu schade, dass wir nicht dabei sein können.« Len, ein rothaariger Kämpfer, der sich immer in Ralphs Nähe aufhielt, trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herum. Ralph zog eine Augenbraue hoch, als er antwortete: »Ja, ich bedaure es auch, aber es darf nicht der kleinste Verdacht auf mich fallen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten.«
    »Wie lange wird es dauern, bis die Männer kommen?«
    »Ich schätze, sie werden ihn, oder vielmehr das, was von ihm noch übrig ist, im Laufe des Nachmittags bringen. Ich vertraue meinen Männern, sie werden ganze Arbeit leisten, und bei Sonnenuntergang wird der Name Bosgard de Briscaut nur noch Geschichte sein.«
    Hayla zuckte heftig zusammen und ließ einen der Blechteller fallen. Das scheppernde Geräusch zog Ralphs Aufmerksamkeit auf die Magd, und er herrschte Hayla wütend auf Englisch an: »Kannst du nicht aufpassen, du dummes Ding? Noch einmal, und du bekommst eine Tracht Prügel.« Dann verfiel er wieder in die Sprache seiner Heimat und fuhr, an seine Kumpane gewandt, fort: »Heute Nacht hole ich mir diese schwarzhaarige Hure in mein Bett, so wahr ich Ralph Clemency heiße. Wenn ich mit ihr fertig bin, könnt ihr sie haben. Mit ihrem Beschützer Bosgard ist es vorbei, ab heute weht hier ein anderer Wind.«
    Die Männer grölten, und Hayla stand da wie gelähmt. Unter Aufbietung ihrer ganzen Selbstbeherrschung gelang es ihr, keinen Muskel in ihrem Gesicht zu bewegen oder sonst eine Regung zu zeigen, die Ralph verriet, dass sie Wort für Wort verstanden hatte und die richtigen Schlüsse daraus zog. Hayla hatte begriffen, dass Bosgard in eine Falle gelockt worden war und getötet werden sollte. Beinahe wie zur Bestätigung ihrer Vermutung fragte Len: »Wird der König denn nicht misstrauisch werden, wenn Bosgard nicht in London erscheint, und Nachforschungen anstellen? Du weißt, der normannische Bastard hält große Stücke auf

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