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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Königs unterwegs.«
    Einer der Ritter, ein Mann, der in Größe und Stärke Bosgard in nichts nachstand, schüttelte den Kopf. Ein diabolisches Lächeln kräuselte seine Lippen, als er sagte: »Leider werdet Ihr auf Eurem Weg nach London von aufständischen Angelsachsen überfallen, Sir Bosgard. Da Ihr nur mit drei Begleitern und mit wenig Waffen unterwegs wart, konntet Ihr der Übermacht nicht standhalten und habt Euer Leben gelassen. Diese drei« – er deutete auf Bosgards Begleiter, die am Abend zuvor die angebliche Botschaft des Königs überbracht hatten – »werden Euren toten Körper traurig und entsetzt zurück nach Penderroc bringen und völlig verzweifelt sein, weil sie Euch nicht retten konnten.«
    Bosgard begann zu verstehen. Er war in der Tat in eine Falle getappt, ganz so wie Hayla es gesagt hatte. Aber wie, in drei Teufels Namen, hatte sie davon erfahren?
    »Wird es denn nicht seltsam sein, wenn ich tot bin, aber meine Begleiter keinen Kratzer abbekommen haben?« Bosgard blickte langsam von einem zum anderen. Sie waren zu siebt, er jedoch war allein und nur mit seinem Kurzschwert bewaffnet. Bei einem Kampf rechnete er sich kaum eine Chance aus, aber keinesfalls würde er sich so einfach geschlagen geben.
    »Natürlich werden wir die Männer etwas … nun, sagen wir … anritzen müssen.« Der Ritter lachte höhnisch. »Aber bei dem Lohn, der sie erwartet, nehmen sie gerne das Fehlen des einen oder anderen Fingergliedes und ein paar Narben in Kauf.«
    Bosgard wurde ganz ruhig und begann klarzusehen.
    »Ihr seid von Ralph Clemency beauftragt worden, nicht wahr? Von dem Mann, der sich nicht nur mein Schwager, sondern auch mein Freund nennt und der mich nun schändlich verrät. Ich ahnte schon lange, dass Ralph bei seinem Streben nach Macht und Reichtum vor nichts zurückschreckt … auch nicht vor einem Mord …«
    »Genug jetzt mit dem Gerede«, unterbrach der große Ritter. »Gebt mir Euer Schwert, Sir Ralph, dann wird Euer Tod kurz und schmerzlos sein. Ihr könnt natürlich auch den Versuch machen zu kämpfen, aber dann werden wir Euch Stück für Stück auseinandernehmen.« Er warf einen Blick auf Hayla, die immer noch strampelnd im Arm eines der Männer hing. »Danach wird es mir ein ganz besonderes Vergnügen sein, mich um dieses Mädchen zu kümmern. Hätte nicht gedacht, dass wir eine solche Belohnung gleich an Ort und Stelle bekommen.«
    »Meinetwegen tötet mich, aber lasst das Mädchen gehen! Es hat nichts damit zu tun und ist zufällig hier reingeraten. Sie ist nur eine einfache Magd.« Bosgards Stimme war ruhig, aber kalt wie Eis.
    »Bosgard …« Hayla flüsterte seinen Namen, und in ihre Augen traten Tränen. In diesem Moment wurde ihr in aller Deutlichkeit bewusst, was Bosgard de Briscaut ihr bedeutete. Sie konnte es vor sich selbst nicht mehr verleugnen, dass sie diesen Mann inbrünstig liebte. Gleichgültig, dass er ein Normanne und damit ein Feind ihres Volkes war. Sie liebte ihn mehr als ihr eigenes Leben … wenn er starb, wollte auch sie nicht mehr sein …
    »Zum Teufel, wer ist das?«
    Die Männer fuhren herum, als von Westen her Pferdehufe erklangen und eine Staubwolke auszumachen war. Hayla stieß einen Seufzer der Erleichterung aus – es waren ihre Verfolger! Und da weder Ralph noch einer seiner Kumpane sich die Mühe machen würde, eine Magd zu verfolgen, konnte es sich bei den Männern nur um Getreue von Bosgard handeln.
    »Hier sind wir!«, schrie sie, so laut sie konnte. »Zu Hilfe, der Herr ist in Gefahr!«
    Die Bemerkung brachte ihr zwar einen Kinnhaken ein, bei dem sie meinte, ihr Kiefer müsse bersten, und sie fiel in den Staub, aber da waren die Männer, fünf an der Zahl, bereits angekommen. Es handelte sich tatsächlich um Bosgards Ritter. Sie erfassten die Situation mit einem Blick, zogen ihre Schwerter, und Metall klirrte auf Metall. Nun war der Kampf beinahe ausgeglichen – sieben gegen sechs, aber schon bald wurde deutlich, wer die Oberhand errang. Hayla war in die schützende Sicherheit des Dickichts gekrochen und beobachtete aufmerksam den Kampf. Leicht, als wöge es kaum etwas, führte Bosgard sein Schwert mit beiden Händen und parierte geschickt Schlag für Schlag. Sein Gegner, der große Ritter, konnte nicht lange standhalten, und als Bosgard ihm einen Hieb zwischen Schulter und Kopf versetzte und das Blut nach allen Seiten spritzte, schloss Hayla die Augen. Auch wenn der Mann versucht hatte, Bosgard zu ermorden, es entsetzte sie, seinen Tod

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