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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Seite diese Frau das Gesicht und die veilchenblauen Augen Haylas hatte …

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    7. Kapitel
    D ie Tage, an denen Ralph Clemency nicht in Penderroc weilte, waren nicht nur für Hayla eine Wohltat. Die meiste Zeit verbrachte sie in Bosgards Gemach, machte es sauber und hielt seine Kleidung in Ordnung. Wie sie es vorausgesagt hatte, verheilte seine Wunde gut. Nach zwei Tagen war von dem roten Strich nichts mehr zu sehen, und über dem Schnitt bildete sich eine heilende Schorfschicht ohne Eiter. Trotzdem bestand Hayla darauf, jeden Morgen und Abend die Wunde zu säubern, sie mit der Kräuterpaste zu bestreichen und sie neu zu verbinden. Dabei war es unvermeidlich, Bosgard so nahe zu kommen, dass sich ihre Körper manchmal flüchtig berührten. Hayla musste sich sehr zusammennehmen, damit ihre Hände beim Verbandswechsel nicht zitterten. Sie hatte allen Grund, die Normannen zu verabscheuen, und Bosgard de Briscaut war – bei aller Freundlichkeit – einer von ihnen. Bevor der Herzog der Normandie England überfallen hatte, war sie eine freie Frau gewesen und hatte einer unbeschwerten Zukunft entgegengesehen. Sie wäre die Frau eines vermögenden und aufrechten Mannes geworden, hätte Mandric Söhne geboren und als Herrin einem großen Haus vorgestanden. Von einem Tag auf den anderen, nach nur einer einzigen Schlacht, war ihr behütetes Leben aus den Fugen geraten, und sie war zur Leibeigenen eines Fremden geworden. Hayla wusste, Bosgard de Briscaut würde keine Gnade walten lassen, wenn er erführe, in welch enger Bindung sie zu dem einstigen englischen König gestanden hatte. Gleichgültig, ob er ein freundlicher und gerechter Herr war – in erster Linie war er seinem König verpflichtet, der die Auslieferung aller adligen Angelsachsen verlangte. Im Land kam es zwar immer mal wieder zu kleinen Aufständen, wie jetzt auf dem Nachbargut, aber diese waren spontane Verzweiflungstaten von unterdrückten und hungernden Bauern, die den ausgebildeten und bewaffneten Rittern des Königs nicht lange standhalten konnten. Die Normannen machten mit diesen Rebellen kurzen Prozess – wer nicht im Kampf fiel, wurde an Ort und Stelle hingerichtet.
    All das erfuhr Hayla, als Ralph Clemency nach einer Woche zurückkehrte und Bosgard jede einzelne Grausamkeit in aller Ausführlichkeit schilderte.
    »In dieser Gegend wird niemand mehr wagen, sich erneut gegen die Herrschaft aufzulehnen.« Zufrieden grinsend leerte er einen Becher Ale. »Wir haben die Männer aufgehängt und sie so lange an den Ästen baumeln lassen, bis die Krähen ihr Fleisch von den Knochen gepickt hatten. Einige unserer Männer achten darauf, dass niemand auf den Gedanken kommt, die Verräter runterzuholen. Sollte es jemand wagen, so ist er oder sie des Todes.«
    Hayla presste ihre Zähne so fest zusammen, dass ihre Kiefergelenke schmerzten, aber sie durfte sich ihr Entsetzen nicht anmerken lassen. Sie war nicht überrascht, als Bosgard nachdenklich erwiderte: »Du hast wahrscheinlich richtig gehandelt, Ralph, den Rebellen muss man eine Lektion erteilen. Hoffen wir, dass sie daraus lernen und nie wieder die Waffen gegen Sir Geoffrey erheben werden.«
    »Und auch nicht gegen dich, mein Freund.« Ralph prostete Bosgard zu, und für einen Moment bemerkte Hayla einen zufriedenen Ausdruck in seinen Augen.
    Ralph Clemency hatte noch nie unter mangelndem Selbstbewusstsein gelitten, aber seit er zurückgekehrt war, schien es Hayla, als wirke er selbstsicherer als zuvor. Manche seiner Blicke, die er Bosgard zuwarf, schienen abschätzend, ja sogar verächtlich zu sein. Instinktiv spürte Hayla, dass Ralph etwas im Schilde führte, was sicher nicht zum Besten von Bosgard sein würde.
     
    Ein paar Tage später saßen die Normannen in der Halle beim Abendessen, als vor der Tür ein Tumult entstand. Jemand rief laut und vernehmlich: »Lasst mich durch! Ich habe eine Nachricht für Sir Bosgard!«
    Bosgard legte den Fleischknochen, von dem er gerade abgebissen hatte, auf den Teller zurück, wischte sich die Hände an der Hose ab und erhob sich.
    »Was ist da los?«
    Die Tür zur Halle öffnete sich, und einer der Wachposten meldete: »Sir, es sind Boten angekommen.«
    »Herein mit ihnen.« Bosgard winkte die drei Männer, die von oben bis unten staubbedeckt und sichtlich erschöpft waren, zu sich heran. Der Größte von ihnen beugte das Knie und übergab Bosgard eine Papierrolle.
    »Sir Bosgard, eine Nachricht vom König.«
    Bosgard griff nach der Botschaft, brach das rote

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