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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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gesessen hatte. Durch den dünnen Stoff ihres Kleides spürte sie sein ledernes Wams, und seine Hand auf ihrem Bauch war kräftig und warm. Ein feiner Geruch nach Schweiß, Pferd und einer besonderen Note stieg in ihre Nase, und sie war froh, dass Bosgard sie festhielt, sonst wäre sie vom Pferd gefallen, da ihr schwindelte. Ihr Herz pochte heftig, und sie wünschte sich, ewig so mit Bosgard zusammen reiten zu können und niemals in Penderroc anzukommen. Sie wusste, ihre Empfindungen waren verrückt, aber sie konnte nichts dagegen tun. Und eigentlich wollte sie sich auch nicht länger gegen die Liebe, die ihr junges Herz mit einer lodernden Flamme erfasst hatte, wehren.
     
    Bosgard machte sich nicht die Mühe, die Tür mit der Klinke zu öffnen, sondern er trat sie mit dem Fuß ein. Sie sprang aus den Angeln, und er stürmte in die Halle. Ralph Clemency fuhr von seinem Platz hoch und griff automatisch nach dem Heft seines Schwertes.
    »Lass es stecken, Verräter!«, schrie Bosgard, und hinter ihm drängten seine Männer mit gezogenen Schwertern in die Halle.
    Ralph blickte verwirrt von einem zum anderen.
    »Ach, Bosgard … ich dachte, du bist auf dem Weg nach London. Ich habe dich nicht so rasch zurückerwartet …«
    »Und sicher nicht am Leben und in einem Stück, nicht wahr?« Bosgard trat vor Ralph und starrte ihn an. »Dein verabscheuenswerter Plan ist fehlgeschlagen, wie du siehst.«
    »Plan? Was für ein Plan?« Anscheinend mühelos hatte Ralph sich wieder im Griff, und er bemühte sich um einen unschuldigen Gesichtsausdruck. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst und warum du mit einer Horde Bewaffneter deinen eigenen Besitz demolierst und mich in einer Art und Weise angreifst, die ich nun wirklich nicht verdient habe.«
    Bosgard packte Ralph am Kragen und schüttelte ihn heftig.
    »Halt deinen verlogenen Mund! Ich weiß alles, und zwei deiner gedungenen Mörder liegen tot im Wald. Glücklicherweise kamen meine Männer im rechten Augenblick, und deine minderwertigen Subjekte, die unseren Schwertern entgangen sind, haben schnell die Beine in die Hände genommen und sind geflohen wie verängstigte Hasen.«
    Bosgards Griff war so stark, dass Ralph nach Atem rang. Mühsam keuchte er: »Was immer dir zu Ohren gekommen sein mag, es ist eine schmutzige Verleumdung! Du wirst doch nicht Fremden mehr Glauben schenken als mir? Deinem Freund … und deinem Schwager … Bosgard, unsere verwandtschaftliche Bindung …«
    »Die ich niemals wollte, du Verräter!«, unterbrach Bosgard. Er ließ Ralph los und stieß ihn von sich. »Meine Eltern haben nicht erkannt, wem sie ihre einzige Tochter zur Frau gaben. Sosehr ich ihren frühen Tod bedaure, ich glaube, es ist ihr sehr viel Leid, das sie an deiner Seite hätte erfahren müssen, erspart geblieben. Wenn du unsere unfreiwillige Verwandtschaft ansprichst … weil du mein Schwager bist, will ich großzügig sein. Einzig dieser Grund hält mich davon ab, dich auf der Stelle in Stücke zu hacken, wie du es verdient hast.«
    Ralph versuchte, ein wenig seiner Selbstsicherheit zurückzugewinnen, und rief: »Du hast mich immer spüren lassen, dass ich nicht gut genug für dich bin, Bosgard de Briscaut! Nur weil ich aus einer einfachen Familie stamme, die nie viel Geld und keinen Titel ihr Eigen nennen konnte, hast du mich stets abgelehnt.«
    »Nicht, weil du keinen Adelstitel trägst, verachte ich dich«, gab Bosgard scharf zurück. »Du solltest wissen, dass Standesunterschiede mir nicht wichtig sind. Nein, Ralph, ich verabscheue dich, weil du brutal und grausam bist. Und unsäglich dumm dazu …«
    Ralph holte aus, um Bosgard die Faust ins Gesicht zu schlagen, aber der große Normanne war schneller. Wie Eisenklammern umschlossen seine Finger Ralphs Handgelenk und zwangen den Mann auf die Knie. Dann gab ihm Bosgard einen Tritt in die Seite.
    »Nimm deine Männer und verschwinde! Ich will dich auf meinem Besitz nie wiedersehen. Am besten, du kehrst nach Frankreich zurück, denn ich glaube nicht, dass der König dich noch in seinem Gefolge oder gar in seinem Land haben will, wenn er von deinem Verrat erfährt.«
    Einer von Bosgards Männern trat näher und flüsterte ihm ins Ohr: »Sir, wollt Ihr ihn wirklich straflos entkommen lassen?«
    Entschlossen stemmte Bosgard die Hände in die Hüften und betrachtete den sich auf dem Boden windenden Ralph wie ein lästiges Insekt.
    »Dieser schmierige Wurm wird seine Strafe noch erhalten, aber ich werde Gleiches nicht mit

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