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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Glauben schenken? Sie war schließlich nur eine Frau, trotzdem musste sie es versuchen und die Männer bitten, künftig noch wachsamer zu sein und keine Fremden in die Burg zu lassen. Selbst Waline gegenüber äußerte sie diese Bedenken nicht, und eine nicht erklärbare Scheu hielt sie davon ab, Constance Aubrey von ihrem Verdacht gegenüber Ralph Clemency und von ihren Befürchtungen zu berichten.
     
    Hayla wachte Tag und Nacht an Bosgards Seite. Seine Verletzungen heilten, aber er lag in einer tiefen Bewusstlosigkeit, aus der er nicht erwachen wollte. Lediglich Waline gelang es, Hayla für kurze Zeit abzulösen, damit sie etwas essen und ein bisschen schlafen konnte. Constance kam zwar immer wieder in Bosgards Gemach, aber sie machte keine Anstalten, sich an der Krankenpflege zu beteiligen. Stattdessen hatte sie beinahe unmerklich die Befehlsgewalt in Penderroc übernommen. Bosgards Unfall und seine Bewusstlosigkeit kamen ihr dabei zugute. So erfuhr niemand, wie unwillig er auf des Königs Befehl reagiert hatte, und Constance spielte die um Bosgard äußerst besorgte Verlobte und künftige Herrin der Burg und kommandierte die Bediensteten nach Lust und Laune herum.
    Hayla wusste, jetzt, da Bosgard krank war, wäre der richtige Zeitpunkt gekommen, um Penderroc zu verlassen, denn niemand würde sie aufhalten, aber sie brachte es nicht übers Herz, den geliebten Mann alleinzulassen. Auch wenn seine Gefühle nur gespielt gewesen waren, würde Hayla vor Sorge um ihn vergehen. Wenn er wieder genesen war, würde sie gehen – dazu war Hayla fest entschlossen. So wachte sie weiterhin an Bosgards Bett, wechselte die Verbände und kühlte seine fieberheiße Stirn. Jeden Abend kam Bruder Pierre in Bosgards Kammer, und gemeinsam sprachen sie Gebete und baten Gott, Bosgard wieder aufwachen zu lassen. Hayla wusste nur zu gut, dass eine solch schwere Kopfverletzung bleibende Schäden zurücklassen konnte, aber sie weigerte sich, die Möglichkeit, Bosgard würde vielleicht niemals wieder der sein, der er gewesen war, in Betracht zu ziehen. Ihre Augen brannten von den ungeweinten Tränen, und einzig in Walines Gegenwart ließ sie manchmal ein wenig Schwäche zu. Die alte Magd war über den Gesundheitszustand Bosgards zwar ebenfalls besorgt und tat das Ihre, sein Leid zu lindern, aber sie ließ Hayla gegenüber auch durchblicken, dass einige ihrer Probleme gelöst wären, sollte Bosgard sterben.
     
    Eine Woche nach Bosgards Unfall schlich Constance gegen Mitternacht aus dem Haus. Sie hatte sich in einen derben Umhang gehüllt und ihr Gesicht verschleiert. Die Gänge und Treppenhäuser waren stockdunkel, fast alle in Penderroc lagen in tiefem Schlaf. Lediglich in Bosgards Kammer brannte ein Talglicht, und in der Wach- und Waffenkammer neben dem Haupttor vertrieben sich die Männer die Zeit mit einem Würfelspiel. Constance begegnete auf ihrem Weg aus dem Haupthaus niemandem. Das Haupttor war natürlich fest verschlossen, aber sie hatte hinter dem Haus eine kleine Pforte in der Mauer entdeckt und den dazugehörigen Schlüssel in einer von Bosgards Truhen gefunden. Hayla hatte hilflos mit ansehen müssen, wie Constance Bosgards Sachen durchwühlte und den Schlüssel an sich nahm. Sie hatte kein Recht, sich einzumischen, denn sie zweifelte nicht an der Rechtmäßigkeit von Bosgards Verlobung mit der Lady.
    Constance beeilte sich, das Anwesen hinter sich zu lassen. Obwohl sie nicht glaubte, dass ihr jemand folgte, schaute sie immer wieder über ihre Schulter zurück. Vor zwei Tagen hatte Constance ihre Kammerfrau mit einer Botschaft fortgeschickt und hoffte nun, dass diese ihren Empfänger erreicht hatte. Constance hatte keine Angst, durch den dunklen Wald zu gehen. Vor zwei Tagen war Vollmond gewesen, und da heute Nacht der Himmel wolkenlos war, wies ihr das Mondlicht den Weg. Bei dem übermannshohen, keltischen Kreuz auf einer Waldlichtung angekommen, blickte sie sich suchend um.
    »Seid Ihr hier?«, flüsterte sie, obwohl es unwahrscheinlich war, dass jemand anderer als der, den sie erwartete, sich in der Nähe befand.
    Es raschelte im Gebüsch, und ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit.
    »Lady Constance, ich habe Eure Botschaft erhalten.«
    Constance trat einen Schritt auf ihn zu und rief: »Ralph Clemency, seid froh, dass ich eine Dame bin, denn sonst würde ich Euch jetzt schlagen!«
    »Ich … verstehe nicht …«, stammelte Ralph. »Ich habe nur getan, was Ihr von mir verlangt habt, Mylady.«
    »Ihr solltet Bosgard

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