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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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kennengelernt hatten, verflucht. Jetzt wusste sie, dass dies nicht stimmte. Egal, was Bosgard getan hatte und jemals tun würde – sie würde ihn nie im Leben hassen. Auch wenn ihre gemeinsame Zeit kurz und auf Lügen aufgebaut gewesen war, würde sie daran zurückdenken, solange sie lebte. Keinen Tag konnte sie vergessen, keinen Kuss von ihm, keine Zärtlichkeit …
    »Weg da, Mädchen.« Unsanft stieß Constance Hayla zur Seite und beugte sich über Bosgard. »Du meine Güte, wie konnte das passieren? Ist er vom Pferd gefallen?«
    In diesem Moment kamen die Männer zurück, hievten ihn auf ein Brett und trugen ihn ins Haus. Unwillkürlich folgte Hayla ihnen, aber an der Tür zu Bosgards Gemach trat Constance ihr in den Weg.
    »Du kannst gehen, ich werde mich um meinen Verlobten selbst kümmern«, sagte sie unfreundlich. »Schick mir jemanden mit warmem Wasser und Tüchern herauf. Aber beeil dich, hast du verstanden?«
    Hayla straffte die Schultern und trat Constance entschlossen entgegen.
    »Verzeiht, Mylady, aber versteht Ihr etwas von Krankenpflege?« Hayla konnte sich nicht vorstellen, dass diese elegante Dame blutige Wunden säuberte und verband. »Wir müssen den Herrn untersuchen, ob er noch weitere Verletzungen hat.«
    Constance verschränkte die Arme vor der Brust. Sie trug immer noch ihren Morgenmantel.
    »Ich werde einen Bader kommen lassen.«
    »Der nächste Bader ist Meilen entfernt.« Hayla wurde ungeduldig. »Mylady, wir haben die Verletzten und Kranken auf Penderroc immer selbst behandelt. Bis ein Bader oder ein Medizinkundiger hier ist, stirbt Sir Bosgard vielleicht, besonders wenn er innere Verletzungen davongetragen hat.«
    Lady Constance zögerte. Ihre Erfahrungen in der Krankenpflege beschränkten sich auf das Verabreichen von Tränken und hin und wieder dem Abtupfen einer fieberheißen Stirn. Sie sah ein, dass jemand, der von Wunden und Verletzungen Ahnung hatte, sich Bosgard anschauen sollte, aber musste es ausgerechnet dieses Mädchen sein?
    »Und du kennst dich mit Verwundungen aus?«, fragte sie, und Hayla nickte.
    »Waline, die alte Magd, kann mir zur Hand gehen, Mylady. Sie versteht sich sehr gut auf Krankenpflege.«
    »Nun gut.« Constance gab die Tür frei, und Hayla eilte zu Bosgards Bett. Vorsichtig, um ihm keine unnötigen Schmerzen zu bereiten, tastete sie über seinen Oberkörper. Die linke Schulter war etwas verdreht. Hayla vermutete, dass das Gelenk ausgekugelt war, zusätzlich schien das Schlüsselbein gebrochen zu sein. Ohne auf Constance zu achten, öffnete sie sein Wams und schob Bosgards Hemd nach oben. Sein Brustkorb zeigte mehrere Schwellungen, die sich bereits blau verfärbt hatten. Nachdem Hayla vorsichtig auf die Rippen gedrückt hatte, war sie sich sicher, dass mindestens zwei von ihnen gebrochen waren.
    Während sie die Kopfwunde mit warmem Wasser auswusch und mit der entzündungshemmenden Tinktur, die Waline ihr inzwischen gebracht hatte, betupfte, fragte sie sich, wer Bosgard so zugerichtet hatte. Denn diese Verletzungen stammten unmöglich von einem Sturz vom Pferd, sondern rührten eindeutig von heftigen Schlägen mit einem Knüppel her. In der Wunde hatte Hayla winzige Holzstückchen gefunden, die ihr sagten, dass jemand Bosgard niedergeschlagen haben musste. Der Erste, der ihr einfiel und dem das zuzutrauen wäre, war Ralph Clemency. Es überraschte Hayla nicht, dass er sich immer noch in der Gegend herumtrieb, und dass er allen Grund hatte, Bosgard nach dem Leben zu trachten, lag ebenfalls nahe. Warum hatte er ihn aber nur verletzt und ihn nicht getötet? Offenbar war Bosgard während des Überfalls allein gewesen, und Ralph hatte ihn sicher nicht ohne Unterstützung angegriffen. So mutig war dieser Mann nicht, denn bei einem gerechten Kampf hätte Ralph gegen Bosgard keine Chance. Ihm und seinen Männern wäre es ein Leichtes gewesen, Bosgard zu töten. Vielleicht waren sie in ihrem grausigen Werk gestört worden und würden wiederkommen, um zu vollenden, was ihnen beim ersten Mal nicht gelungen war. Wenn es so war, dann schwebten sie alle in Gefahr. Hayla behielt ihre Gedanken für sich und überlegte, wen sie ins Vertrauen ziehen konnte. Waline wollte sie nicht informieren, denn die alte Magd stand Bosgard immer noch ablehnend gegenüber. Nicht, dass Hayla Waline nicht vertraut hätte, aber diese würde den Tod Bosgards sicher nicht bedauern, auch wenn sie Ralph Clemency ebenso verabscheute wie Hayla selbst. Würden Bosgards Männer sie anhören und ihr

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