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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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einen Denkzettel verpassen, ihn aber nicht halb totschlagen!« Constance funkelte Ralph wütend an. »Er ist immer noch bewusstlos, und niemand weiß, ob er überlebt und wann er wieder aufwachen wird. Ein Mann, der mehr tot als lebendig darniederliegt, ist für meine Zwecke wenig sinnvoll.«
    Ralph schnaubte verächtlich.
    »Mag sein, dass meine Männer etwas grob zu ihm waren, aber er hat es verdient. Ihr selbst habt mich angewiesen, dafür zu sorgen, dass Bosgard verletzt wird und damit Eure Hilfe benötigt. Welch ein Glück, dass er gleich am ersten Abend nach Eurer Ankunft allein ausritt. Ich hatte befürchtet, wir würden einige Tage auf eine solche Gelegenheit warten müssen.« Ralph war nun ebenfalls lauter geworden, denn er wollte die Vorwürfe nicht auf sich sitzenlassen. »Ich war allerdings von Anfang an der Meinung, dass ich ihn gleich töten sollte.«
    »Ach, und wie wollt Ihr dann Penderroc in Euren Besitz bringen? Wolltet Ihr mit Bosgards Leichnam in die Burg kommen und die Herrschaft übernehmen?« Constance lachte spöttisch. »Nach all dem, was geschehen ist, gibt es in der ganzen Umgebung keinen Menschen, der noch auf Eurer Seite steht.« Als sie seinen ungläubigen Blick sah, fuhr sie zynisch fort: » Glaubt Ihr etwa, ich wüsste nicht, was Euch und Bosgard entzweit hat? Auf Penderroc wird ausführlich über Euer Mordkomplott geredet. Wir hatten vereinbart, dass ich erst Bosgards Frau werden sollte und er einige Zeit nach der Hochzeit einen unglücklichen Unfall erleidet. Dann bin ich frei, einen neuen Herrn für Penderroc zu bestimmen, der es in meinem Sinne verwaltet, da ich nach Hause in die Normandie zurückkehren werde. Ihr hättet also bekommen, was Ihr wolltet, wenn Ihr noch ein wenig gewartet hättet … Mit Eurer Brutalität habt Ihr beinahe alles zerstört. Wenn er stirbt, bevor ich seine Frau bin, haben wir beide keinen Nutzen von seinem Tod. Ihr seid so unglaublich dumm, Ralph Clemency.«
    Er knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. Wäre sie ein Mann, hätte er sie für diese Beleidigung zum Kampf gefordert. Doch wenn er wollte, dass sie an ihrem Plan festhielt, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Außerdem waren die Münzen, die Constance ihm gegeben hatte, längst aufgebraucht.
    »Es tut mir leid, Mylady, aber Ihr dürft die Hoffnung nicht aufgeben. Bosgard ist ein zäher Bursche, er wird sicher bald wieder ganz gesund.«
    »Das hoffe ich.« Constance verschwieg aus gutem Grund, warum ihr die Zeit davonlief. Sie hatte gehofft, diese Woche bereits Bosgards Frau zu sein, denn dann hätte niemand daran gezweifelt, dass sie sein Kind unter dem Herzen trug, wenn ihre Schwangerschaft sichtbar werden würde. Das war aber etwas, was Ralph nicht zu wissen brauchte, denn es war ihr eigener Plan. Ihrer und der des Königs …
    »Nun gut, es bleibt uns keine andere Möglichkeit, als zu warten«, sagte sie etwas freundlicher. »Wir treffen uns heute in einer Woche wieder hier.«
    Ralph nickte. »Wenn Ihr mir bis dahin vielleicht noch etwas … aushelfen könntet. Die Männer wollten ihren Lohn, und ich …«
    Constance verstand. Sie hatte so etwas bereits geahnt und einen Beutel mit Münzen in die Rocktasche gesteckt. Diesen warf sie Ralph zu, und er fing ihn geschickt auf.
    »Übrigens, was diese Magd … diese Hayla … angeht … Ich finde nicht, dass sie eine ernsthafte Gefahr ist. Zugegeben, sie ist recht hübsch, aber doch nur eine einfache Magd, zudem Angelsächsin. Ich glaube, Sir Ralph, Ihr habt Euch da etwas eingebildet, was Bosgard und dieses Mädchen angeht. Ich kenne Bosgard schließlich als einen Mann, der weiß, was er seiner Herkunft schuldig ist. Wenn Ihr Herr auf Penderroc seid, könnt Ihr sie gerne haben.«
    »Diese Aussicht verkürzt mir die Wartezeit, Lady Constance«, bemerkte Ralph lüstern, wollte das Thema Hayla aber nicht weiterverfolgen. Er wusste nicht, dass es Hayla gewesen war, die das Komplott um Bosgards Ermordung aufgedeckt hatte, und noch weniger wusste er von Haylas Abstammung. Für ihn war sie ein einfaches Mädchen, das sich Bosgard als Gespielin in sein Bett geholt hatte, und er freute sich auf den Tag, wenn er das Mädchen unter seinen Körper zwingen konnte.
    Constance drehte sich um und ging zur Burg zurück, die sie ungesehen auf demselben Weg, auf dem sie sie verlassen hatte, wieder betrat. Sie ging zu Bosgards Gemach. Durch den Türspalt sah sie Licht schimmern. Ohne anzuklopfen, trat sie leise ein. Bosgard

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