Geliebter Normanne
haben.
»Ich war verletzt, Hayla«, sagte er und sah sie um Verzeihung bittend an. »Für einen Moment dachte ich, du hättest mich wirklich nur benutzt, um andere hochtrabende Pläne zu verfolgen. Du würdest ein Komplott planen, um den König zu stürzen.«
»Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich nicht gewusst habe, wer mein wirklicher Vater ist.« Hayla sah Bosgard mit aufrichtiger Liebe an. »Allerdings war es nicht recht, dir zu verschweigen, dass ich Harolds Mündel war und dementsprechend erzogen wurde.«
Bosgard nahm eine ihrer Haarsträhnen und spielte mit der Locke, als er leise sagte: »Ich hätte es merken müssen, dass du von höherer Geburt bist, als du mich glauben machen wolltest.«
Hayla nickte.
»Es tut mir sehr leid, unaufrichtig zu dir gewesen zu sein, aber ich dachte, es spielt bei unseren Gefühlen füreinander keine Rolle, dass König Harold einst mein Vormund war, denn die Zeit der angelsächsischen Herrschaft ist vorbei. Damals, als ich nach Penderroc gebracht wurde, hatte ich Angst um mein Leben, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, denn König William ließ alle Anhänger Harolds gnadenlos verfolgen. Es war nicht so, dass ich dir nicht vertraute, Bosgard, aber irgendwann dachte ich, es bringt keinem von uns einen Nutzen, wenn ich dir von meinem früheren Leben erzählte. Mir selbst schien meine Kindheit und Jugend so weit entfernt, als wäre es ein anders Leben gewesen. Diese Zeiten sind ein für alle Mal vorbei. Ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen und will nur noch in die Zukunft schauen.« Sie sah Bosgard eindringlich an. »Glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich keine Ahnung hatte, dass Harold mein leiblicher Vater war?«
Bosgard zögerte nicht mit der Antwort, die sich in einem zärtlichen, intensiven Kuss ausdrückte.
»Und glaubst du mir, dass es zwischen mir und Constance Aubrey nie etwas gegeben hat? Als ich noch am Hof lebte, habe ich diese Frau ein paar Mal getroffen, aber niemals etwas getan, was sie dazu veranlassen konnte zu hoffen, meine Frau zu werden, geschweige denn, dass ich jemals auch nur einen Körperteil von ihr berührt habe. Wenn sie tatsächlich guter Hoffnung ist, dann mag irgendein Mann der Vater sein. Ich jedenfalls bin es nicht.«
»Pst!« Sanft legte Hayla einen Finger auf Bosgards Lippen. »Constance ist fort, lass uns nicht mehr davon sprechen. Allerdings bereitet mir Mandrics Drohung, den König über meine Existenz zu informieren, Sorge. Ich glaube nicht, dass William dies so einfach hinnehmen wird.«
Mit diesen Worten hatte Hayla Bosgards Bedenken ausgesprochen, mit denen er die geliebte Frau jedoch nicht belasten wollte. Darum sagte er leichthin: »Darüber brauchen wir uns nicht zu sorgen, Mandric ist nur ein einfacher Ritter, dem der König nicht ohne weiteres Gehör schenken wird. Er sprach zwar von Beweisen, aber ich denke, das war nur eine leere Drohung.« Er bog Haylas Kopf ein wenig nach hinten, so dass er die Linie zwischen ihrem Ohr und ihrer Schulter liebkosen konnte. Hayla reagierte sofort auf die zärtliche Berührung und stöhnte leise. »Lass uns an uns denken, mein Herz.«
Hayla ließ es zu, dass Bosgard das Kleid von ihren Schultern streifte und ihre weiße Haut mit Küssen bedeckte. Ihre Hände glitten unter sein Wams und fühlten die Muskelstränge seines Rückens, doch dann ertastete sie den Verband um seinen Brustkorb.
»Du solltest dich ausruhen«, flüsterte sie. »Deine Verletzungen …«
»Brauchen eine liebevolle Hand, die sie streicheln«, gab Bosgard zur Antwort und lachte leise. »Bitte, bleib den Rest der Nacht bei mir.«
Hayla zögerte keinen Augenblick. Es war ihr gleichgültig, was die anderen dachten. Sie wollte bei Bosgard sein. Wollte in seinem Arm einschlafen und im ersten Morgenlicht sein Gesicht betrachten. Was zählten da die paar Worte eines Bischofs? Sie und Bosgard waren durch ihre Liebe doch schon längst Mann und Frau. Statt einer Antwort löste sie sich sanft aus seinen Armen, aber nur um sich ihr Kleid und das wollene Untergewand vom Körper zu streifen. In der Kühle der Nacht versteiften sich ihre Brustwarzen, und Bosgards Kehle entrang sich ein Stöhnen. Schnell zog auch er sich aus, und Hayla starrte auf die dunkelblonden Haare, die sich unterhalb seines Verbandes in kleinen Locken über den Bauch kringelten und sich weiter unten in einem dunklen Dreieck vereinigten. Sie war längst nicht mehr so naiv, um nicht zu wissen, was zwischen Mann und Frau vor sich ging. Dazu
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