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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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und berechnend gewesen?
    »Nur sie kann dir die Fragen beantworten«, rief Bosgard gegen das Tosen der Brandung an. »Du bist ein erbärmlicher Feigling, Bosgard de Briscaut! Du läufst einfach weg, anstatt dich der Situation zu stellen und die Wahrheit zu erfahren.« Er stand auf, trat zu seinem Pferd und tätschelte den Hals des Tieres. »Es tut mir leid, mein Lieber, aber die Ruhepause ist vorbei. Wir müssen so schnell wie möglich nach Penderroc Castle zurück. Wenn wir wieder zu Hause sind, darfst du dich ausruhen.«
     
    Mit vor Zorn blitzenden Augen, die Hände in die Hüften gestemmt, stand Hayla vor Mandric. Ihre anfängliche Verwirrung über ihre Abstammung und die Enttäuschung, von Bosgard verlassen worden zu sein, waren einer grenzenlosen Wut gewichen.
    »Niemals werde ich mit dir gehen, Mandric!«, rief sie aufgeregt. »Du kannst mich nicht zwingen, deine Frau zu werden, selbst wenn du mich gefesselt und geknebelt aus der Burg schleppst.«
    Es war Hayla gleichgültig, dass so gut wie alle Bewohner von Penderroc Castle sich in der Halle versammelt hatten und dem Streit lauschten. Die Nachricht, Hayla, die uneheliche Tochter des toten angelsächsischen Königs, wäre mit dem Ritter Mandric verlobt, und dieser forderte nun sein Recht ein, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und so mancher war begierig zu erfahren, wieso die junge Magd sich dagegen sträubte, einen ehrlichen und aufrichtigen Ritter wie Mandric zu heiraten. Niemand wusste jedoch, was wirklich hinter Haylas offensichtlicher Verzweiflung steckte, und Mandric würde seinen Trumpf jetzt noch nicht ausspielen. Er wollte Hayla heiraten, weil sie die schönste Frau war, die er jemals gesehen hatte. Seit er ihr vor vielen Jahren zum ersten Mal begegnet war, hatte ihn der Gedanke an ihre veilchenblauen Augen nie losgelassen. Auch nicht, als er davon ausgehen musste, sie wäre tot. Einige wenige waren der Meinung, das Mädchen solle so schnell wie möglich verschwinden, aber der Großteil empfand Mitleid mit Hayla, deren Leben völlig aus dem Fugen geraten war. Mit einem so großen Widerstand Haylas hatte Mandric jedoch nicht gerechnet, als er sie plötzlich wiedergefunden hatte.
    »Hayla, siehst du denn nicht ein, dass du nicht hierbleiben kannst?« Mandric bemühte sich, ruhig zu sprechen, obwohl er innerlich vor Wut kochte. »Bosgard de Briscaut hat dich im Stich gelassen, was soll das für eine Liebe sein? Er ist geflohen, um seinen Kopf zu retten, was ich sogar verstehen kann. Wenn König William davon erfährt, droht Bosgard ein weit schlimmeres Schicksal als nur der Verlust dieser Burg hier. Von dem Schicksal, das dich erwartet, möchte ich erst gar nicht sprechen.« Bei seinen letzten Worten hatte er die Stimme gedämpft, damit die Umstehenden ihn nicht hören konnten, und beinahe flüsternd fuhr er fort: »Es ist offensichtlich, dass du für diesen Normannen Gefühle hegst, die mich zwar verletzen, aber ich bin bereit, dir zu verzeihen. Wenn du Bosgard tatsächlich liebst, dann wirst du nichts tun, was ihm schaden könnte. Nicht wahr, Hayla?«
    In den letzten Stunden fühlte sich Hayla innerlich wie zerrissen. Sie sah durchaus ein, in welch gefährliche Situation sie Bosgard brachte, denn der König würde sie nicht unbehelligt lassen. Obwohl das ganze Land fest in normannischer Hand war, konnte William nicht riskieren, einen Spross des angelsächsischen Herrschers am Leben zu lassen. Trotzdem war sie nicht bereit, ihr Leben in die Hände eines Mannes zu geben, den sie nicht liebte und inzwischen sogar regelrecht verabscheute. Sie würde gehen, irgendwohin, wo niemand sie finden konnte, aber sie würde Mandric nicht heiraten und sich als Unterpfand verkaufen.
    »Wie kannst du nur so dumm sein und hoffen, Bosgard würde zu dir stehen?« Constance Aubrey drängte sich zwischen den Leuten hindurch und sah Hayla triumphierend an. »Er hat dir deutlich zu verstehen gegeben, dass er dich nicht länger will, Mädchen. Er und ich – wir werden heiraten, sobald du verschwunden bist.«
    Hayla zögerte mit ihrer Antwort. Noch letzte Nacht hatte Bosgard ihr glaubhaft versichert, nicht den kleinsten Funken eines Gefühls für die normannische Lady zu empfinden, dennoch schrieb er in seinem Brief, dass er sie zur Frau nehmen würde.
    »Bosgard liebt Euch aber nicht.« Haylas Stimme klang etwas zaghaft, und Constance wischte den Einwand mit einem spöttischen Lächeln zur Seite.
    »Das hat er dir nur gesagt, um dich in Sicherheit zu wiegen, damit du

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