Geliebter Rebell
Hilfe würde er es auch jetzt nicht tun. Aber er behandelte sie brutal genug, als er sie mit sich zog und durch alle Fenster im Erdgeschoß schaute. Im Ballsaal sank er mit ihr zu Boden, warf ein Bein über ihre Schenkel, umklammerte ihre Handgelenke und lauschte angespannt.
»Du tust mir weh!« klagte sie. Sein Bein war schwer von verkrampften Muskeln, sein Gesicht nahm ihr den Atem. »Bitte, Brent, das Baby…«
Da richtete er sich auf und starrte sie an, sichtlich erschrocken. »Wo ist der Junge?«
»Welcher Junge?«
»Mein Sohn! Wo ist er?«
»Es geht ihm gut«, log sie hastig. »Ich habe ihn nach Richmond geschickt, zur Sicherheit.«
Sanft berührte er ihre Wange. »Hast du ihn in einen kleinen Rotrock verwandelt, Liebste?«
Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich zu befreien. Jeden Augenblick würde Marsha eintreffen. Wie würde er sich ihr gegenüber verhalten? Konnte er wirklich gefährlich werden?
Nein, schrie ihr Herz, das ist Brent!
Du irrst dich, widersprach ein Teil ihres Gehirns. Jetzt hast du’s mit Percy zu tun, und er stammt aus einem anderen Zeitalter. Er kämpft in einem Krieg, in dem er verraten wurde.
»Percy!« flüsterte sie, legte die Arme um seinen Hals und küßte ihn. »Ich schwöre, ich habe dich nicht hintergangen«, wisperte sie an seinen Lippen. »Vertraue mir! Ich liebe dich für alle Zeiten! Glaub mir…«
Ihre Blicke trafen sich, und er erwiderte den Kuß. Gayle umklammerte ihn, drehte sich mit ihm herum, so dass sie auf ihm lag. Irgendwie musste sie ihn hinhalten. »Gib mir nur ein kleines bißchen Zeit, Liebster, nur einen Moment…« Spielerisch löste sie sich von ihm. »Warte auf mich – warte…«
Sie legte einen Finger an ihre Lippen, schenkte ihm ein geheimnisvolles Lächeln und erhob sich. Auf einen Ellbogen gestützt, beobachtete er, wie sie langsam zur Tür ging und immer noch lächelte.
Da läutete die Türglocke, gefolgt von einem heftigen Klopfen. Sofort war er auf den Beinen. »Biest! Hure!« brüllte er.
Schreiend began sie zu laufen, doch er holte sie ein und preßte sie an die Wand. »Du wirst nicht zu ihm gehen! Jetzt sind sie also hier.« Sein Blick schien sie zu durchbohren. »Du wirst nicht zu ihm gehen!«
»Percy, bitte…« Er liess sie los, und als sie ihn am Arm packen wollte, schüttelte er sie heftig ab. »Percy!« rief sie und folgte ihm in die Halle, wo er bereits die Haustür erreicht hatte.
»Brent! Percy! Bitte!«
Unsanft prallte sie gegen seinen Rücken, als er die Tür aufriß.
Draußen stand Marsha, aber sie war nicht allein. Geoff begleitete sie. Verwirrt starrten sie Brent an.
»Sie!« Er packte Geoff am Kragen und zog ihn in die Halle.
»Um Himmels willen, was hast du, Brent?« Geoff versuchte sich zu befreien.
»Sie elender Tory! Sie Hurensohn!« Brents Faust traf Geoffs Kinn, und Gayle zuckte schreiend zusammen, als sie den wuchtigen Hieb hörte.
Geoff starrte beide verständnislos an, dann brach er zusammen.
»O Gott!« Gayle kniete neben ihm nieder, wurde sofort wieder an den Haaren hochgezerrt und prallte gegen Brents Brust. Tiefe Furchen gruben sich in seine Stirn. »Sinkst du deinem Liebhaber immer noch zu Füßen? Hure!« Er schwang seinen Arm nach hinten, als wollte er wieder zuschlagen, doch diesmal tat er es nicht. Plötzlich glänzten Tränen in seinen Augen, ein Tropfen rann über seine Wange. »Hure«, wiederholte er flüsternd. »Geliebte, geliebte Hure.«
Dann schlossen sich seine Augen, und er fiel gegen ihren Körper. Sie schnappte nach Luft, versuchte ihn zu stützen, um ihn vor einer Verletzung zu bewahren, doch ihr fehlte die Kraft, und sie stürzte unter der Last seines Gewichts.
Marsha, die bis jetzt wie gelähmt auf der Schwelle gestanden hatte, rannte in die Halle und schob Brent von Gayles Körper, dann hob sie eines seiner Lider an. »Bewusstlos. Kümmern wir uns mal um Ihren Freund, ja?«
Mühsam schluckte Gayle und nickte. Sie stand auf, eilte zu Geoff und beugte sich über ihn. Als sie seine Wange tätschelte, entdeckte sie die Schwellung an seinem Kinn. »Ich hole Eis!« rief sie und lief in die Küche. In ihrer Hast verstreute sie die meisten Eiswürfel auf dem Boden. Sie wickelte ein paar in ein Geschirrtuch, zog eine Cognacflasche aus dem Schränkchen unter der Spüle und kehrte in die Halle zurück.
Glücklicherweise kam Geoff langsam zu sich. Sie flüsterte tief bekümmert seinen Namen, bot ihm die Flasche und den Eisbeutel an, den er vorsichtig an sein Kinn drückte. »Was,
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