Geliebter Rebell
zum Teufel, hat er eigentlich getrieben, bevor er Maler wurde?«
Sie zuckte mit den Schultern, dann brach sie in Tränen aus.
Marsha nahm Geoff die Flasche weg, gab sie Gayle und empfahl ihr daraus zu trinken.
Gayle gehorchte und lächelte schmerzlich. »Natürlich könnte ich auch Gläser bringen.«
»Legen wir Brent auf eine Couch«, schlug Geoff vor.
Mit vereinten Kräften trugen sie den Bewusstlosen in den Salon und betteten ihn aufs Sofa.
»Erfühlt sich so kalt an«, klagte Gayle. »Ist er okay?« Sie erschrak, weil die Ärztin nicht sofort antwortete, und wiederholte ihre Frage. »Marsha! Ist er okay?«
»Ja, ich glaube schon.«
Gayle bekämpfte ihre aufsteigende Panik. »Was versuchen Sie mir zu sagen?«
»Könnte ich bitte auch ein bißchen Cognac haben?«
Geoff ging in die Küche und kam mit Schwenkern zurück, die von Marsha gefüllt wurden. »Prost!« sagte sie und hob ihr Glas.
»Bitte, Marsha!« flehte Gayle. »Was wollen Sie mir sagen?«
Die Ärztin seufzte. »Diese spontanen Zeitreisen werden anscheinend immer schlimmer. Sie erreichen ein Crescendo, und ich fürchte – irgendwann wird er nicht zurückkehren.«
»Nicht zurückkehren?«
Dr. Clark nickte. »Mit so was muss man sehr vorsichtig umgehen, Gayle, wie mit der Hypnose.« Sie suchte nach Worten. »In gewisser Weise gleicht es einer astralen Projektion.
Und es ist gefährlich, weil die Seele zwischen zwei Körpern und zwei Menschenleben schwankt.«
»Was kann ich tun?«
»Sie könnten ihn verlassen.« Marsha setzte sich und strich ihr Haar aus dem Gesicht. »Vielleicht wäre es besser, Sie würden diesmal getrennt von ihm leben.«
»Nein! Unmöglich!« Die Tränen, die in letzter Zeit so oft flössen, glänzten erneut in Gayles Augen. Niemals konnte sie ihn verlassen. Dafür liebte sie ihn viel zu sehr. Mehr als das Leben… »Helfen Sie mir, Marsha. Ich liebe ihn, und ich kann mich nicht von ihm trennen. Bitte!« fügte sie verzweifelt hinzu und warf einen kurzen Blick auf Geoff. »Ich erwarte ein Baby.
Bitte, Marsha, helfen Sie uns, es diesmal besser zu machen…«
Unbehaglich schüttelte Dr. Clark den Kopf. »Ich weiß nicht… Percy und Katrina starben hier. Er wurde gehängt und sie in den Rücken geschossen, als sie zu ihm rannte.
Kurz vor der Schlacht bei Yorktown war er wütend nach Hause gekommen. Dabei wurde er festgenommen. Er hatte was herausgefunden – etwas über seine Frau. Aber sie konnte die Briten nicht gewarnt haben, denn sie wurde selbst von einem Rotrock getötet.«
»Aber warum…«
»Gayle, vielleicht spielt es keine Rolle, was wirklich passiert ist. Nur was Percy glaubte, ist wichtig. Verstehen Sie?«
Nachdenklich schaute Gayle die Ärztin an, dann ruckte sie.
»Sie verriet ihn nicht, aber er war von ihrer Schuld überzeugt.«
»Genau.«
»Und was soll ich tun?«
»Reisen Sie noch einmal in die Vergangenheit und blicken Sie den Tatsachen ins Auge. Stellen Sie fest, was Katrina getan hat, suchen und finden Sie Percy, machen Sie ihm klar, dass sie ihn – was immer sonst geschehen sein mag – nicht an die Briten verraten hat.«
»Wäre ich denn imstande, die Geschichte zu verändern?«
flüsterte Gayle.
»Ich weiß es nicht. Das käme auf einen Versuch an.«
Geoff räusperte sich. »Tu’s lieber nicht, Gayle. Es ist gefährlich. Du hast gehört, was Marsha sagte…«
»Aber ich muss es tun!« rief Gayle verzweifelt. »Ich habe keine Wahl. Bitte, Marsha!«
»Also gut.«
»Brauchen Sie nicht Ihre Spirale? Und den Recorder?«
»Es geht auch so. Setzen Sie sich, entspannen Sie sich, und ich rede mit Ihnen. Entspannen Sie Ihre Zehen und Finger, die Hände und Füße… Denken Sie an die Vergangenheit, an grüne Wiesen und sanften Wind…
Entspannen Sie sich… Fühlen Sie, wie alle Sorgen von Ihnen abfallen. Ihre Lider werden immer schwerer… Kehren Sie in die Zeit zurück, in der Sie Katrina Ainsworth hießen…«
Kapitel 21
Pennsylvania und Virginia, Winter 1777 – Frühling 1781
Es war eisig kalt. Später würde sie sich vor allem an diese bittere Kälte erinnern. Rasch breitete sich das Blut auf Percys Uniformrock aus und tränkte ihren Pelz. Trotzdem spürte sie den Frost deutlicher als alles andere. Schneeflocken fielen aus der Dunkelheit des Tages herab, hingen an Percys Wimpern und schimmerten kaum bleicher als sein Gesicht.
Wahrscheinlich lag er im Sterben. Nein. Sie würde ihn nicht sterben lassen – nicht einmal, wenn alles Lebensblut aus ihm wich.
Aber wenn er am
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