Geliebter Rebell
und schleuderte sie gegen das Kaminsims. Dann wirbelte sie zu dem Diener herum. »Nein, ich will mich nicht frisch machen. Ich wünsche das Blut meines Gemahls nicht wegzuwaschen. Und ich möchte Lord Palmer sofort sehen.«
»Bitte, Madam…«
»Was gibt’s für Probleme, Jonah?« Charles Palmer trat auf die Schwelle, sehr imposant in seinem Spitzenhemd und dem Satinrock. Dazu trug er eine hautenge weiße Uniformhose. Katrina überlegte, ob er sich jemals auf dem Schlachtfeld schmutzig gemacht hatte.
»Mrs. Ainsworth wünscht die Annehmlichkeiten nicht zu beanspruchen«, erwiderte Jonah respektvoll.
»Na und?« Mißbilligend hob Charles Palmer eine goldblonde Braue. »Mrs. Ainsworth ist ein Gast, sie braucht nichts zu tun, was ihr widerstrebt. Katrina, der Salon liegt gleich gegenüber. Wenn Sie bereit sind…«
Er bedeutete ihr, voranzugehen. Nervös folgte sie der Aufforderung. Sie haßte es, ihm den Rücken zu kehren. Und je höflicher und fürsorglicher er sich gab, desto größer wurde ihre Angst vor dem weiteren Verlauf des Abends. Trotzdem betrat sie den Salon hocherhobenen Hauptes. Ein schöner Schreibtisch aus Kirschbaumholz mit Chippendale-Plüschsesseln stand darin. Charles schloß die Tür und bot ihr Platz an.
»Ich möchte lieber stehen. Sicher haben Sie mir nicht allzuviel zu sagen.«
»Ganz im Gegenteil, Katrina. Setzen Sie sich.‹ Er kam zu ihr und drückte sie in einen Sessel. Danach lächelte er wieder, liebenswürdig und entschuldigend. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, wanderte lässig umher. »Das Leben ist seltsam, nicht wahr, Katrina?«
»Wenn Sie meinen, Lord Palmer…«
»Warum denn jetzt so förmlich? Wir sind doch alte Freunde.«
»Keineswegs.«
»Jetzt kränken Sie mich aber, Katrina. In all den Monaten vor dem Krieg kamen sie zu uns und versorgten uns mit Informationen. Da waren sie ein nettes, loyales Mädchen.
»Ich gab Ihnen niemals Informationen«, erwiderte sie dumpf, lehnte sich im Sessel zurück und rieb ihre Schläfen.
Pochende Schmerzen quälten sie. »Niemals verriet ich Ihnen irgend etwas, das Sie ein paar Tage später nicht ohnehin erfahren hätten. Nur Dinge, die keine Rolle spielten…«
Seufzend trat er an den Tisch, wo eine weitere Karaffe stand, füllte zwei Gläser und reichte ihr eins. Sie schüttelte mißtrauisch den Kopf. »Ein ausgezeichneter Wein, Katrina – sonst gar nichts. Bitte, trinken Sie mit mir. Das ist doch nicht zuviel verlangt? Ihr Mann liegt da drüben, und ich hätte seine Leiche schon längst den Aasgeiern vorwerfen können.« Wieder lächelte er, und sie griff unbehaglich nach dem Weinglas. »Sehr gut.« Hinter ihrem Sessel schlenderte er zum Fenster. »Spionieren Sie auch, Katrina?« fragte er freundlich.
»Nein«, entgegnete sie tonlos.
»Welchem Umstand verdanke ich dann das Vergnügen Ihrer Gesellschaft? Es war mir eine reine Freude, Sie heute an der Seite Ihres Gemahls anzutreffen.«
Vage fragte sie sich, ob er ihr glauben würde oder nicht und ob das wichtig für sie wäre. »Intuition, Lord Palmer. Ich hatte solche Angst, als er davonritt, und so folgte ich ihm.«
»Welch ein Glück für uns!« murmelte Palmer. Sie zuckte zusammen, als er sich hinter ihren Sessel stellte und eine Hand auf ihre Schulter legte. »Sie wissen doch, meine Liebe – ich war immer entzückt von Ihnen und wollte Sie heiraten – sogar nach Ihrer Affäre mit Ainsworth. Aber leider brannten Sie mit ihm durch. Stets war ich Ihr Freund, Katrina, und ich mochte Sie wirklich sehr.«
Katrina schwieg. Für ein paar gesegnete Minuten glaubte sie, ein Wunder könnte geschehen, Charles Palmer würde ihr seine aufrichtige Freundschaft anbieten und ihr helfen, mit Percy hinter den Linien der Rebellen zu verschwinden.
»Ja, Sie waren mein Freund«, flüsterte sie und wandte sich zu ihm, um in seine Augen zu schauen. Sie wagte sogar, seine Finger auf ihrer Schulter zu berühren. »O Charles, sind Sie wirklich mein Freund? Würden Sie uns helfen? Ich weiß, Percy wird gesucht, aber hier in diesem Gebiet üben Sie große Macht aus. Nachdem Sie meinem Mann bereits das Leben geschenkt haben werden Sie uns auch weiterhin helfen?«
Er zog seine Hand zurück, setzte sich hinter den Schreibtisch und prostete ihr zu. »Ja, ich beabsichtige allerdings, Ihnen zu helfen.«
»O Charles!« rief sie voller Eifer und maßlos erleichtert.
»Ich…«
»Für einen Preis«, unterbrach er sie in scharfem Ton.
Sofort senkte sie den Blick, sie wollte ihn nicht
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