Geliebter Rebell
wurde.«
»Oh, wie romantisch!« hauchte Liz.
»Sehr romantisch«, stimmte Tina seufzend zu, »aber wir haben immer noch kein einziges launiges Detail erfahren. Ich will nämlich die ganze Geschichte hören, von Anfang an.«
Ungerührt schaute Gayle vor sich hin. Ein träumerischer Ausdruck erschien in ihren Augen. »Das ist genauso, als würde ich mit dem Anfang meines Lebens beginnen.«
Tina wechselte einen Blick mit Liz. So schlimm hätte sie sich’s nicht vorgestellt. Das war mehr als eine Affäre. Gayle – die ruhige, vernünftige, praktisch veranlagte Gayle – schien im siebenten Himmel zu schweben.
»Zwei volle Wochen hast du dich mit ihm verkrochen«, bemerkte Liz trocken.
»Ich werde ihn heiraten.«
Liz verschluckte sich an ihrem ersten Schluck Wein und starrte Tina an, die ihre Augen verdrehte und jammerte »Bekommen wir jetzt endlich Einzelheiten zu hören?«
»Er ist wie Adonis gebaut…«
»Überall?« wurde Gayle von Liz unterbrochen.
»Aber Liz!« schimpfte Tina.
»He,
du
hast doch nach Einzelheiten gefragt – nach all den himmlischen, kleinen, intimen Details.«
Mit einem heiteren Lächeln erklärte Gayle »Ja, er ist überall grossartig, vom Kopf bis zu den Zehen.«
»Oh, wie wundervoll!« seufzte Liz. Die Kellnerin servierte das Dinner, und Gayle stocherte verträumt mit der Gabel in ihrem Essen herum. Tina beobachtete sie unbehaglich. »Es ist ja schön und gut, in die Liebe verliebt zu sein. Aber du machst mir Sorgen, Schätzchen.«
»Warum?«
»Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.«
»Hast du mir nicht empfohlen, Brent zu umgarnen?«
»Klar. Es ist ja auch sehr nett, mit einem Mann am Samstagabend auszugehen, zum Tanzen oder ins Kino.
Man küßt sich, verbringt vielleicht eine Nacht zusammen.
Aber du bist eines Abends verschwunden und erst nach vollen zwei Wochen wieder aufgetaucht. Liz und ich waren schon ziemlich genervt.«
»Tut mir leid.«
»Und jetzt mache ich mir noch größere Sorgen«, gestand Tina.
»Wieso denn? Das ist überflüssig. Die Einzelheiten, nun ja…« Gayle wickelte Spaghetti um ihre Gabel und schaute Tina unschuldig an. Dann beugte sie sich eifrig vor, wie ein aufgeregtes Kind. »Als wir in seinem Haus ankamen, war die Haushälterin zufällig nicht da.«
»Typisch«, meinte Liz trocken, und Tina hob vielsagend die Brauen.
»Allerdings.«
Gayle schien die Kommentare ihrer Freundinnen nicht zu hören. »Beinahe hätte ich die Flucht ergriffen. Ich dachte, ich könnte es nicht.«
»Was?« fragte Tina.
»Modell stehen.«
»Hm – und ich wette, du hast’s auch nicht getan«, erwiderte Liz.
»Zynikerin!« tadelte Gayle, dann holte sie tief Atem und schwelgte wieder in Erinnerungen. »Brent hat nicht beabsichtigt, was geschehen ist.«
»Natürlich nicht«, murmelte Tina mit Sarkasmus.
»Sicher nicht«, stimmte Liz zu, und beide verdrehten die Augen.
»Oh, wie skeptisch ihr seid!« Gayle lachte glücklich und belustigt. »Er hatte es wirklich nicht vor. Aber da stand ich – und da stand er…«
»Mitten im Atelier?« fragte Tina. »Hast du überhaupt jemals als Modell posiert?«
Gayle wurde rot. »Ja! Ich meine – nicht in der ersten Nacht.
Wir fingen im Atelier an… Ach, ihr zwei seid schrecklich!
Dann trug er mich ins Schlafzimmer…«
»Und danach hat’s zwei Wochen gedauert«, meinte Liz.
»Nicht ununterbrochen. Aber wir waren schon sehr oft im Bett.«
»Was habt ihr sonst getan?«
»Nicht viel…«, begann Gayle.
»Oh, wie süß!« fiel Liz ihr ins Wort. »Du bist im Bademantel herumgewandert und hast vor dem Kaminfeuer gesessen. Er füllte dein Weinglas, schaute dir tief in die Augen, und dann…«
»Liz!« mahnte Tina. »Ich will das von Gayle hören von dem Mädchen, das dabei war, okay?«
»Ich stand ihm Modell«, erzählte Gayle, dann schenkte sie Liz ein strahlendes Lächeln. »Und wir sassen vor dem Kamin und liefen in Bademänteln herum. Ein paarmal gingen wir im Wald spazieren. Wir kochten uns wundervolle Menüs, bestellten Pizza und chinesisches Essen. Und wir redeten und redeten…« Zögernd fuhr sie fort »Wie ich schon sagte – wir werden heiraten.« Sie blickte von einem verblüfften Gesicht zum anderen. Lachend drückte sie die Hände ihrer Freundinnen.
»Ich dachte, ihr mögt ihn.«
»Tun wir ja auch«, entgegnete Liz automatisch.
Gayle wandte sich zu Tina. »Und du hast mir geraten, ich soll mich an ihn ranmachen.«
»Ich weiß, aber…« Tina verstummte und warf einen hilflosen Blick auf
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