Geliebter Rebell
eine Hure, und abends würde er in der Taverne über sie lachen und seinen Freunden, den Revolutionären, triumphierend erzählen, wie er Lord Seymours hochnäsige Schwester geküßt und in ihr die Sehnsucht nach weiteren Intimitäten geweckt hatte.
»Nein!« Sie riß ihren Mund von seinem los, hämmerte mit beiden Fäusten gegen seine Brust, zuckte entsetzt vor ihm zurück. Mit zitternden Fingern berührte sie ihre geschwollenen Lippen und starrte ihn wütend an. »Nein!«
»Katrina…« Er legte die Hände auf ihre Schultern und wollte sie wieder an sich ziehen, doch sie stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn.
»Narr! Tölpel! Verräter! Laß mich in Ruhe!«
Blindlings ergriff sie die Flucht, und er wollte sie am Arm festhalten. »Katrina!«
Sie schüttelte seine Hand erbost ab, dann stolperte sie über ihre Röcke und stürzte. Ihr Herz schlug wie rasend, der harte Aufprall preßte ihr die Luft aus den Lungen. Percys Gelächter gellte in ihren Ohren. Er warf sich auf sie, kniete rittlings über ihr. »Geh weg!« schrie sie.
»Katrina, hör mir zu…«
»Nein! Ich hasse dich! Ich will nicht, dass du mich anrührst! Würdest du doch bloß am Galgen baumeln!«
Seine Augen begannen zornig zu funkeln. »Sei nicht albern!«
»Laß mich aufstehen…«
»Du bist wie diese kokette, herausfordernde Stute.«
»Und du bist ein Verräter.«
»Meine Liebe, du solltest bedenken, dass du in erster Linie eine Frau bist und erst in zweiter eine ToryAnhängerin.« Er schlang seine Finger in ihre, zog ihre Arme über den Kopf nach hinten und sank auf sie hinab. Sie rang immer noch nach Atem, schrie aber nicht, starrte ihn nur haßerfüllt an – und fasziniert.
»Du zitterst«, flüsterte er. »Und deine Lippen sind geöffnet.
In erwartungsvoller Vorfreude?«
»Nein«, fauchte sie, »weil ich kaum noch Luft kriege. Du bist ein ziemlich schwerer Verräter.«
Belustigt lachte er, und sie erschauerte wieder, denn seine Wimpern warfen betörende Schatten auf seine Wangen. Er küßte ihre Stirn und dann, ehe sie das Gesicht zur Seite drehen konnte, ihre Lippen.
Wieder spürte sie die süße Magie seiner wachsenden Leidenschaft. Sie roch das frische Heu, fühlte Percys warmen Körper und dachte fast hysterisch, wie leicht es wäre, der Versuchung nachzugeben. Er streichelte ihr Gesicht, ihre Brüste, ihre Taille. Zerknirscht merkte sie, dass er sich auf einen Ellbogen stützte, sie nicht mehr zu Boden drückte und sie nicht länger festhielt.
Es wäre ihr nicht schwergefallen, beiseite zu rücken und aufzustehen. Doch sie tat es nicht.
Endlich löste sie ihre Lippen von seinen. »Percy…« Es war ein schmerzlicher Aufschrei.
»Was ist?« fragte er ärgerlich. »Habe ich dich verletzt? Oder willst du mit aller Macht ignorieren, was uns beide verbindet?«
»Ja! Ja! Laß mich gehen!«
»Gut, lauf nur weg«, erwiderte er mit sanftem Spott. »Du wirst zurückkommen.«
»Percy…«
Er sprang auf, ergriff ihre Hand und zog sie hoch. »Geh!«
Atemlos starrte sie ihn an und wich vor ihm zurück, voller Angst, er könnte sie erneut packen. Doch statt dessen öffnete er das Stalltor und folgte ihr ins Freie.
Geistesabwesend strich sie über ihre feuchten geschwollenen Lippen und behielt ihn wachsam im Auge. Er lehnte sich lachend an den weißen Zaun. Sonnenstrahlen glänzten auf seinem Haar. »Glaub mir, du wirst zurückkommen, Liebste.«
»Niemals!«
Er wandte sich ab und stellte einen gestiefelten Fuß auf die Zaunleiste. »Oh, die Lady ist erobert worden.«
Sie folgte seinem Blick und schnappte entsetzt nach Luft, denn die Stute führte den Hengst nicht mehr an der Nase herum, sondern liess sich von ihm besteigen. »Oh…«
»Komm schon, Katrina, das kann dich doch nicht dermaßen schockieren.«
Sie würdigte Percy keiner Antwort. Tränen brannten in ihren Augen. Was dachte er denn von ihr? Jede anständige Frau wäre bei einem solchen Anblick schockiert gewesen. Wie sie ihn haßte – und wie sie die Wirkung haßte, die er auf sie ausübte…
Sie lief davon, verfolgt von seinem Gelächter. »Komm bald wieder zu mir, Liebste!« rief er ihr nach. »Wann immer du willst!«
Heiße Röte stieg ihr in die Wangen. Sie vergaß, dass sie das Haus verlassen hatte, um neue Fensterscheiben zu bestellen, ignorierte den Straßenschlamm, rannte immer schneller. Die Fischbeinstäbe ihres Korsetts gruben sich in ihr Fleisch und drohten ihr den Atem zu nehmen.
Endlich erreichte sie das Haus ihres Bruders, wagte sich aber nicht
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