Geliebter Rebell
hinein, bevor sie zu Atem kam, bevor ihr Gesicht wieder seine normale Farbe annahm. Henry war heimgekehrt.
Seine Kutsche mit den vergoldeten Initialen stand vor dem Eingang.
Katrina ging nach hinten und betrat das Kutschenhaus.
Dort lehnte sie sich an die Wand, dann sank sie auf einen Ziegelstapel. Als sie eine Bewegung im kühlen Halbdunkel hörte, sprang sie auf. »Henry?«
»Aye, Katrina, ich bin’s.« Er kam zu ihr, ein attraktiver Mann in einem braunen Jackett und engen beigen Kniehosen. Lächelnd schlug er mit einer Reitpeitsche auf seine Handfläche.
Ein Mann folgte ihm, und Katrina erkannte Lord Charles Palmer, in weißen Hosen und einer blauen Satinweste. Sein Grinsen mißfiel ihr.
Sie versuchte ruhig zu atmen und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Henry blieb vor ihr stehen. »Du solltest Lord Palmer begrüßen.«
Flüchtig knickste sie und wünschte dem Mann einen guten Tag, was er höflich erwiderte.
»Du bist ja ganz außer Atem«, bemerkte Henry.
»So?«
»Und dein Rock und die neuen Schuhe sind voller Schlamm.«
»Tatsächlich? Nun. Und nach den schweren Regenfällen ist die Straße in schlechtem Zustand.«
»Wo warst du?«
»Ich – ich wollte mich nach Bändern umsehen.«
»Elizabeth erklärte mir, du würdest neue Fensterscheiben bestellen.«
»Hm – ja, das hatte ich vor.« Sie schaute an ihrem Bruder vorbei und schenkte Lord Palmer ein strahlendes Lächeln. »Doch ich wurde leider abgelenkt von meiner Suche nach den Bändern…«
»Lügnerin!«
Erschrocken schrie sie auf, als ihr Bruder die Peitsche hochschwang und auf ihre Schulter herabsausen liess. Sie fiel auf die Knie. Tränenblind starrte sie ihn an.
»Du warst mit diesem widerwärtigen Schurken zusammen, mit Percy Ainsworth!«
Sie versuchte aufzustehen, doch er schlug wieder zu. »Henry!« Schützend hob sie die Hände vor ihr Gesicht, starrte hilfesuchend auf den Mann, der hinter ihm stand. Sie konnte nicht fassen, dass Henry sie so behandelte, noch dazu in Charles Palmers Gegenwart.
Doch dann sah sie Lord Palmers Lächeln. Seine Atemzüge schienen sich zu beschleunigen, eine seltsame Erregung glitzerte in seinen Augen. Er genießt diese häßliche Szene, dachte sie bestürzt. Am liebsten würde er mich selber auspeitschen. Nein, er wird mir nicht beistehen…
»Du warst mit diesem Kerl zusammen!« brüllte ihr Bruder.
»Henry, bitte…« Krampfhaft schluckte sie, senkte den Kopf und dachte verzweifelt nach. Elizabeth würde ihr helfen.
Aber die Schwägerin war nicht hier. »Wir trafen uns auf der Straße, er sprach mich an, und ich wechselte ein paar Worte mit ihm. Das war alles.«
»O nein, du bist mit ihm gegangen, wie eine läufige Hündin.«
»Nein!«
Ein Peitschenhieb traf ihren Rücken, der zu brennen begann, als wäre er von tausend Nadeln gestochen worden. »Bitte, Henry…« Sie krümmte sich am Boden; biß in ihre Unterlippe, um nicht zu schreien. Unsanft zerrte er sie auf die Beine, schaute Lord Palmer an und lächelte.
»Katrina…« Zärtlich streichelte er ihre Wange. »Meine liebe Schwester, endlich habe ich eine Verwendung für dich gefunden.«
Kapitel 7
»Einzelheiten!« verlangte Tina. »Ich will Einzelheiten hören.«
»Nun erzähl schon!« drängte Liz.
Gayle lehnte sich träge zurück, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte nicht anders, wenn sein Name genannt wurde, musste sie lächeln, und allein schon der Gedanke an ihn erwärmte ihr Herz.
Die drei Frauen aßen in einer kleinen Nische des Trader Vic’s zu Abend, einem Lokal in der Nähe des Confederate White House. Zwei Wochen lang hatte Gayle nicht mit den beiden Gesprochen – und auch mit niemand anderem, nur mit Brent. Er hatte mit ihr allein sein wollen, und das war auch ihr eigener Wunsch gewesen. Nur flüchtig lernte sie seine nette, mütterliche Haushälterin kennen, bevor die Frau zu ihrer Tochter und den Enkelkindern geschickt wurde. Erfreut über die unverhofften Ferien, aber auch leicht verwirrt, reiste Mary Richardson ab.
Geoffrey hingegen war kein bißchen erstaunt gewesen, als Gayle ihn um Urlaub gebeten hatte. »Klar, Kindchen, so lange wir alle wissen, wo du steckst…«
Nun spielte Gayle mit dem Cocktailstick, der aus ihrem Margarita-Glas ragte.
Ungeduldig beugte sich Liz vor. »Also?« Ein unberührtes Weinglas stand vor ihr.
»Okay, okay.« Lächelnd leckte Gayle das gläserne Stäbchen ab. »Es war die schönste Zeit meines Lebens, und er ist das Beste, was mir jemals vergönnt
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