Geliebter Rebell
Blumenstrauß in die Gästeschar werfen, und dann müssen Unmengen von Reiskörnern gestreut werden. Wollt ihr uns nicht endlich gratulieren?«
»Klar!« rief Tina. Beide Freundinnen sprangen auf, um Gayle zu umarmen und zu küssen.
»Was hältst du von den Bahamas?« fragte Brent, nachdem Liz und Tina gegangen waren.
Gayle legte den Kopf an seine Schulter, während er seinen Cheeseburger aß. »Sehr viel. Sonne, Sand und Meer – und wir zwei…«
»Wir können unsere Flitterwochen auch woanders verbringen – wo immer du willst.«
»Ich weiß. Danke.«
Sie schwiegen eine Weile. Gayle richtete sich auf und nahm einen Schluck von dem Kaffee, den die Kellnerin soeben serviert hatte. Lächelnd erinnerte sie sich an ihre Freundinnen. Es war so amüsant gewesen, den beiden von der geplanten Hochzeit zu erzählen. Dann runzelte sie die Stirn, denn die Konversation am Nachbartisch wurde unangenehm laut.
Eine hübsche, schlanke brünette Frau sprach mit einem Mann. Sein Gesicht konnte Gayle nicht sehen, nur sein graues Haar.
»Ich will nichts«, erklärte die Frau. »Gar nichts.«
»Das ist lobenswert, Mrs. Willows, aber Sie sollten auch realistisch sein. Wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, müssen sie in den Vertrag aufgenommen werden.«
»Ich will nichts – nur das Ende…« Die attraktive Frau betupfte sich die Lippen mit einer Serviette, Tränen glänzten in ihren Augen. »Nun, eventuell brauche ich ein Füßchen was…«
»Gut, ich werde es notieren.«
»Also – ich müßte das Haus bekommen. Und den Ferrari, den fahre ich meistens. Dazu käme noch der Strandbungalow am Cape, natürlich mein Schmuck und die Möbel…«
Die Liste schien kein Ende zu nehmen. Schliesslich fiel der Mann – offensichtlich ein Anwalt – Mrs. Willows ins Wort.
»Vielleicht hätte ich die Frage anders stellen sollen. Gibt es etwas, das Sie Ihrem Mann überlassen möchten?«
»Selbstverständlich – sein persönliches Eigentum.«
»Okay.« Der Anwalt seufzte. »Er darf also seine Unterwäsche behalten.«
Plötzlich wurde Gayle bewusst, dass sie die beiden neugierig belauscht hatte. Schuldbewusst sah sie Brent an. Auch er hatte zugehört. Nun drückte er ihre Hand. »Anscheinend will sie blutige Rache üben.«
»Schrecklich, nicht wahr? Irgendwann müssen sie sich geliebt und geheiratet haben, und jetzt…«
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. »Schau doch den Tatsachen ins Auge! Manche Leute sind nun mal habgierig oder rachsüchtig – wir nicht. Dafür lieben wir uns zu sehr. Keine Bange, unsere Ehe wird ganz anders verlaufen.«
»O Brent, vielleicht solltest du mir nicht so bedingungslos vertrauen und deine Anwälte anrufen, damit sie einen Ehevertrag entwerfen…«
»Unsinn! Zwischen uns beiden ist so was doch überflüssig.«
Lächelnd strich sie über seine Wange. »Glaubst du?«
»Ich weiß es. Komm, wir gehen noch ein bißchen spazieren, dann fahren wir nach Hause.«
»Zum erstenmal seit zwei Wochen sind wir in der Stadt.«
»Irgendwann muss ich dich wieder arbeiten lassen. Ich will Geoff gegenüber nicht unfair sein.« Er bat die Kellnerin um die Rechnung, legte ein paar Geldscheine auf den Tisch und führte Gayle aus dem Lokal. Hand in Hand schlenderten sie dahin. In der Nähe sahen sie das Confederate White House und das Museum of the Confederacy.
»Der arme Jeff Davis!« seufzte Gayle. »In diesem Haus hat er einen Sohn verloren. Das Kind fiel von der Veranda und starb.«
Er blieb stehen, zog sie an sich und legte sein Kinn auf ihr Haar. »Die Geschichte erzählt uns viele Tragödien.«
Sie rückte ein wenig von ihm ab und sah nachdenklich zu ihm auf. »Seltsam…«
»Was?«
»Ich weiß noch nicht einmal, woher du stammst.«
»Aus Virginia, Ma ‘am«, erwiderte er mit übertriebenem Südstaatenakzent. »Ein waschechter Virginier.«
Sie lachte. »Und das erfahre ich erst jetzt – nachdem ich dir bereits mein Jawort gegeben habe.«
Zärtlich küßte er sie im Mondschein. »So ist das nun mal in einer Ehe. Immer wieder findet der eine was Neues über den ändern heraus.«
Während sie weitergingen, fragte Gayle »Liebst du alte Häuser? Ich meine – Häuser, in denen die Geschichte weiterlebt?«
»O ja. Aber was anderes liebe ich viel, viel mehr.«
»Was?«
»Dich. Und weißt du, was ich ganz besonders an dir liebe?«
»Was denn?«
Er neigte sich herab und flüsterte es ihr ins Ohr, in allen Einzelheiten.
»Wir waren doch kaum von zu Hause weg«, protestierte sie.
»Viel zu
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