Geliebter Rebell
einziges Gefühl wahr – eine sengende Hitze. »Percy, hör auf! Bist du wahnsinnig? Was tust du?«
Rasch wanderten seine Finger über einen bestrumpften Schenkel und schlangen sich um ein Strumpfband.
»Percy!« stieß sie hervor und packte seine Schultern, um aufzustehen, und fragte sich verzweifelt, was er beabsichtigte.
Er durfte diesen Angriff nicht fortsetzen, nicht hier im Garten, in den die Tanzmusik drang, wo ein heller Mond auf duftende Rosen schien… »Percy, bitte, um unser beider Leben willen!«
Ein wenig bitter lachte er, und seine Hand kehrte zu ihrem Fußknöchel zurück, den er küßte. Und dann sah sie, dass er ihr ein Strumpfband gestohlen hatte. »Percy!«
»Zur Erinnerung, Liebste. Für die Zukunft. Für die schlaflosen Nächte, wo ich mir den Augenblick vorstelle, wo du deinem Herzen und deinen Sinnen nachgeben und zu mir kommen wirst. Bis dahin bin ich allein. Und so werde ich dieses kleine Ding aus Seide und Spitze festhalten – während ich im Bett liege, und an mein Herz pressen, und meine Träume werden so süß sein wie der Rosenduft.«
»Katrina!« Der Bruder rief nach ihr. Sie starrte Percy an, in unverhohlener Furcht. Henry hatte ihr befohlen, mit diesem Mann zu flirten und ihm Informationen zu entlocken. Bis jetzt hatte sie überhaupt nichts erfahren. Statt dessen befand sie sich in einer äußerst kompromittierenden Situation.
»Percy…«
»Was tut er dir an?« fragte er in hartem Ton.
»Wie meinst du das?«
»Warum schaust du so verängstigt drein?«
Der Gedanke an eine Konfrontation zwischen ihrem Bruder und Percy jagte ihr kaltes Entsetzen ein. Sie preßte ihre Hände an die Schläfe, dann küßte sie hastig seine Lippen. »Nichts! Ich sorge mich nur um dich. Bitte…«
»Ich werde deinem Bruder gegenübertreten…«
»Nein, um Himmels willen!«
»Katrina…«
»Bitte, Percy! Er wird uns trennen und mich nach England zurückschicken – und irgend was Schreckliches tun. Womöglich bringt er dich vor Gericht. Bitte, fordere ihn nicht heraus!«
»Ich kann dich nicht einfach verlassen.«
»Das musst du!« Sie trat von ihm zurück und fauchte ihn an »Du Narr! Ich will nichts von dir, ich habe nur mit dir gespielt.
Geh jetzt!«
Entschlossen schüttelte er den Kopf, und die Gefahr, mit ihr ertappt zu werden, kümmerte ihn nicht im mindesten.
»Bitte!« flehte sie verzweifelt, als sie sah, dass er sich nicht von der Stelle rühren würde. Ihr Herz drohte zu brechen. »Ich verachte dich! Du dachtest, du könntest mich deinem Willen unterwerfen. Aber ich habe dich nur an der Nase herumgeführt, du bist genauso dumm wie ein Hahn, der auf dem Mist herumstolziert, und ich will dich nie Wiedersehen!«
Sie wandte sich ab. Tränen brannten in ihren Augen, während sie zum Haus floh. Für sie war der Ball beendet. Ehe sie das Kerzenlicht erreichte, das die Terrasse erhellte, erinnerte sie sich gerade noch rechtzeitig an ihre Maske und setzte sie hastig auf. Im selben Moment kam Henry zu ihr. »Nun?«
»Wie meinst du das?«
»Was hast du erfahren?« Er packte ihren Ellbogen.
»Dass er ein Mitglied des Abgeordnetenhauses ist, lieber Bruder«, erwiderte sie sarkastisch.
Erbost knirschte er mit den Zähnen. »Du wirst herausfinden, was ich wissen möchte, Katrina. Und es ist mir verdammt egal, auf welche Weise du mir diese Informationen beschaffst.«
Kapitel 9
Gayle und Brent heirateten am 30. April um zwei Uhr nachmittags. Die große Hochzeit fand in der Kirche St. Stephen’s statt. Die Braut trug ein weißes Kleid mit langer Schleppe und Perlenstickerei. Der Smoking des Bräutigams betonte seine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt, das hellblaue Rüschenhemd bildete einen faszinierenden Kontrast zu seinem gebräunten Gesicht.
Die Enkelkinder der Haushälterin Mary Richardson spielten eine wichtige Rolle bei der Zeremonie. Die sechsjährige Alexandra, in lavendelblauem Satin und cremefarbener Spitze, streute Blumen. Jason – der zehnjährige Junge, der sich kurz vor Gayles erstem Besuch in Brents Haus den Arm gebrochen hatte – verwahrte die Ringe. Er sah sehr hübsch aus in seinem kleinen Smoking, ebenfalls mit hellblauem Rüschenhemd. Chad und Brents Vetter Gary dienten als Platzanweiser, und Tina und Liz waren natürlich die Brautjungfern.
Die schöne Trauung überstieg Gayles kühnste Hoffnungen und Träume. Von rauschenden Orgelklängen begleitet, führte Geoff sie zum Altar. Durch ihren Spitzenschleier beobachtete sie Brent, der sie erwartete. Nie
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