Geliebter Rebell
steckte mit einer ruhigen, sicheren Geste.
Der Priester erklärte sie für Mann und Frau, und die Freude, die sie in diesem Augenblick empfand, war fast unerträglich.
Brent hob den Brautschleier, zog sie an sich und küßte sie mit verhaltener Leidenschaft. Glücklich schlang sie die Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuß mit der gleichen Zärtlichkeit. Gary McCauley stieß einen Jubelschrei aus, was trotz der würdevollen Atmosphäre in der Kirche keineswegs unpassend wirkte.
Atemlos beendeten Gayle und Brent die Umarmung. Unter dem allgemeinen Gelächter, das Garys Schrei gefolgt war, und dröhnender Orgelmusik führte er sie zum Ausgang. Und sie liebte die Orgelklänge, die sie umbrandeten und einzuhüllen schienen.
Brent drückte ihre Finger, und sie erwiderte sein Lächeln.
Sie gingen vorbei an den Leuten, gefolgt von Chad, Gary, Geoff, Tina, Liz, Jason und Alexandra.
»Mrs. McCauley«, flüsterte Brent genüßlich. »Das gefällt mir.«
»Mrs. Brent McCauley. Reden Sie mich bitte mit meinem vollständigen Namen an, Sir.« Gayle lachte, entzückt über das ungewohnte Gefühl, so zu heißen. Sie war wirklich und wahrhaftig mit ihm verheiratet.
Mann und Frau Dies war ihr großer Augenblick, und sie kostete ihn in vollen Zügen aus. Es beglückte sie, Brents Gesicht zu betrachten, die dunklen Augen, das Grübchen am Kinn, die markanten Züge. Er brauchte nur ihre Hand zu halten und schon fühlte sie sich innig geliebt und geborgen. Die Orgelakkorde, das Gelächter und Stimmengewirr ringsum erhöhten ihre Freude.
Was dann geschah, wusste sie nicht genau. Sie sollte es niemals verstehen, niemals schildern können. Die Geräusche schienen zu verhallen, Nebel versperrte ihr die Sicht. Die Menschen waren immer noch da, ebenso wie das Kirchenschiff und dieser Mittelgang, der kein Ende nehmen wollte.
Aber es war plötzlich nicht mehr Brent, der ihre Hand umfaßte. Nicht mehr ihr Ehemann. Oder er war es doch, und gerade das erschreckte sie. Er wirkte völlig verändert, mit langem Haar wie ein wilder Barbar, und er trug eine andere Kleidung. Er war es, und er war es nicht, und er hielt immer noch ihre Hand. Immer noch strebten sie dem Kirchentor entgegen.
Er schaute auf sie herab, und sie hielt den Atem an, unterdrückte einen Schrei. Sein Blick erschien ihr – grauenhaft, voller Haß. Die Berührung seiner Finger brannte auf ihrer Haut, und sie spürte seinen Zorn. Als wollte er sie töten, in die Hölle und in die ewige Verdammnis zerren…
Gayle blieb stehen, wollte schreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Die Nebelschwaden glitten immer näher, und sie rang nach Luft. Auf einmal verschwand Brent. Auch die Kirche war nicht mehr da, genausowenig wie das Gelächter, die Musik, der süße Blumenduft…
Nur noch tiefe Schwärze existierte. Schweigend schloß Gayle die Augen und sank zu Boden, eine schneeweiße Gestalt auf dem roten Teppich.
»Gayle!« er rief ihren Namen, und er war wieder Brent.
Das wurde ihr vage bewusst. Doch sie konnte nicht antworten, denn die Finsternis hielt sie gefangen.
Natürlich erklangen ringsum aufgeregte Stimmen. Brent ignorierte die Leute, nahm seine Frau auf die Arme und trug sie rasch aus der Kirche. Während er die Stufen hinabeilte, streiften Sonnenstrahlen sein Gesicht. Gayles Ohnmacht erschreckte ihn. In der letzten Woche hatte sie kaum geschlafen, mit seiner Mutter die Hochzeitsarrangements getroffen, die halbe letzte Nacht Perlen auf das Brautkleid gestickt, mit Liz und Tina und Mary gelacht und gescherzt. Vor lauter Hektik war sie nur selten dazu gekommen, genug zu essen, und sie hatte ein paar Pfund abgenommen.
Nein, nicht ihre Bewusstlosigkeit erschütterte ihn dermaßen, sondern ihr Blick, kurz vor dem Zusammenbruch. Beinahe hatte sein Herz stillgestanden. Eben noch war sie die schönste Braut der Welt gewesen, eine Märchenprinzessin in weißem Satin und Spitze, mit goldenen Locken und Augen, so klar wie der Himmel, majestätisch im schlicht geschnittenen Kleid mit der eleganten Schleppe. Nie hatte er sie heißer geliebt als in dem Moment, wo sie an Geoffs Arm in der Kirche erschienen war, um auf ihn zuzuschweben.
Und während er sie dann vom Altar wegführte, endlich mit ihr verheiratet, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln, das ihn mit unbändiger Freude erfüllte. Nun gehörte sie für alle Zeiten zu ihm.
Doch dann hatte sich ihr Blick verändert – ganz langsam, als wären Nebelschleier herabgesunken, als hätte sich die Wirklichkeit
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