Geliebter Rebell
tief und vibrierend. Er eilte zu ihr, und dann vergaß sie die Veränderung, denn sie lag an seiner Brust.
Verzweifelt klammerten sie sich aneinander. Er preßte seinen Mund auf ihren, hungrig strichen seine Hände über ihren Körper und erforschten ihn. So lange war es her… Beinahe tat er ihr weh, doch das störte sie nicht, denn sie konnte seine Emotionen nachempfinden, und es tat so gut, ihn zu spüren, sein muskulöses, heißes Heisch. Immer wieder küßte sie ihn.
Plötzlich erschien Onkel Hick. Er stand neben ihnen und beobachtete sie. Gayle sah ihn, und seine Anwesenheit störte sie nicht, trotz ihrer und Brents Nacktheit, trotz der intimen Umarmung.
»Ein Krieg beschwört viele Tragödien herauf«, sagte Onkel Hick.
Sie ignorierte ihn und sank mit Brent auf die weiche Wolke hinab. Seine fieberheißen Küsse bedeckten ihre Brüste, seine Hand glitt über ihren Schenkel. Sie wandte sich zu Onkel Hick, wollte ihm erklären, er sei in ihrem Haus willkommen, solle aber so viel Anstand wahren, sie hier auf den Wolken mit Brent allein zu lassen. Doch der alte Mann war verschwunden, nur seine Stimme erklang immer noch. »Der Krieg beschwört viele Tragödien herauf, Mädchen. Dein Mann kann dir davon erzählen. Frag Brent. Frag Brent.«
Heiße Lippen saugten an Gayles Brüsten. Brent lag nun zwischen ihren Schenkeln, und sie spürte die pulsierende Härte seiner Erregung, schlang die Finger in sein Haar und zog seinen Kopf zu sich herab, um ihm in die Augen zu schauen und ihn zu küssen.
Entsetzt rang sie nach Atem und begann zu schreien. Es war nicht Brent. Sie wurde von einer Leiche geliebt, einer Leiche mit verwesendem Heisch und einem bösen, lüsternen Grinsen.
Büschelweise blieb das Haar des Toten in Gayles Fingern hängen, ein Stück Heisch fiel von seinem Gesicht, und sie sah den nackten Knochen. Und sie hörte den kalten Haß, der in seinen Worten mitschwang. »Ich habe auf dich gewartet. Mein Leben lang habe ich auf dich gewartet.«
Dann vernahm sie nur mehr ihr eigenes Geschrei. Nebel umwirbelte sie. Brent war verschwunden, sie selbst war verschwunden, nur der Nebel, eisiges Grauen und ihre hysterischen Schreie blieben zurück.
»Gayle! Gayle! Verdammt, Gayle, wach auf!«
Das Geschrei verstummte. Sie merkte, dass sie im Bett sass.
Mondlicht drang zwischen den Vorhängen ins Zimmer, Brent hielt sie in den Armen und schüttelte sie. Zitternd entsann sie sich, dass sie geträumt hatte. Es war ein schrecklicher Traum gewesen.
»Gayle!« Es klang so ärgerlich.
»Ich – ich bin wach.«
»Was war denn los?«
»Ich – ich weiß nicht, ich hatte einen Alptraum.«
»Was hast du geträumt?«
»Keine Ahnung.«
»Eben noch hast du wie am Spieß geschrien – und jetzt erinnerst du dich an nichts mehr?«
»Nein – tut mir leid.«
Abrupt liess er sie los, stand auf und ging zum Fenster. Im Dunkel sah sie die Umrisse seiner wohlgeformten nackten Gestalt. Sie wünschte, er würde zu ihr zurückkehren und sie festhalten. Doch er tat es nicht. Statt dessen starrte er in die Nacht hinaus. Gayle fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Was – was hast du denn?« Wahrscheinlich fand er ihre Frage ziemlich albern.
Er schwieg eine Weile, dann stieß er hervor »Du hast mir einen furchtbaren Schrecken eingejagt.«
Gayle verspürte das Bedürfnis zu kichern, obwohl die Situation keineswegs komisch war. »Verzeih mir.«
»Und es überrascht mich, dass noch niemand hier ist, dass niemand die Polizei verständigt hat. Die Leute mussten doch glauben, ich würde dich erwürgen.«
»Brent, ich habe dich doch um Entschuldigung gebeten.« Er gab keine Antwort, und sie fügte nichts hinzu. Gekränkt blickte sie vor sich hin. Was spielte es schon für eine Rolle, was sie geträumt hatte?
Sie schnüffelte, so laut sie konnte – eine weibliche List, ein bißchen Schauspielerei… Aber er schien so weit von ihr entfernt zu sein, und sie wollte ihn mit aller Macht wiederhaben.
»Brent, bitte! Es war deine Schuld.«
»Meine Schuld!«
»Du hast mir erzählt, in diesem Hotel würde es spuken.«
Gayle war zwar überzeugt, dass ihr Traum nicht damit zusammenhing, hoffte aber, ihre Erklärung würde Brent besänftigen und ins Bett zurücklocken. Sie sehnte sich so sehr nach seiner Nähe. Ein Zauber verband sie mit ihm, ein magisches Netz aus unzähligen seidenen Spinnweben, und kein einziger dieser zarten Fäden durfte zerreißen. So innig wie jetzt wollte sie Brent auch noch lieben, wenn sie
Weitere Kostenlose Bücher