Geliebter Rebell
das gehe ihn nichts an, versicherte sie, es sei grossartig. Doch es mißfiel ihr, dass er sich in Dinge einmischte, die nur Brent und sie selbst betrafen. Wie sie wusste, hatte Brent dem Arzt seine Version von den Hintergründen ihrer Träume anvertraut. Offenbar glaubten die beiden, sie hätte seelische Probleme.
So lange hatte sie nichts Schlimmes mehr geträumt, und sie begriff nicht, warum Brent so ein Aufhebens darum machte.
Aber da ihre Termine bei Dr. Shaffer wöchentlich nur eine Stunde dauerten und ihren Mann beruhigten, fügte sie sich in ihr Schicksal.
Das Leben hätte nicht schöner sein können. Zumindest dachte sie das – bis zu jenem Abend, an dem sie mit Brent die verspätete Party zum Jubiläum des Hochzeitstags gab. Niemals würde sie dieses Fest vergessen.
Dabei begann es durchaus erfreulich. Um sechs kam sie aus Richmond zurück. Brent arbeitete noch im Atelier, und in der Küche briet Mary Shrimps, die sie in Kokosraspeln gewälzt hatte. Die Gäste wurden erst um acht erwartet, und so beschieß Gayle, sich bei einem Schaumbad und einem Glas Wein zu entspannen.
Es tat so gut. Meine Vorliebe für Schaumbäder werde ich wohl nie ablegen, sagte sie sich. Es klopfte an der Tür, und sie rief »Brent?«
Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Zuerst erschien ein roter Rosenstrauß und dann Brent, mit Farbe beschmiert. Strahlend sah Gayle zu ihm auf, als er ins Badezimmer trat. »Was für schöne Blumen!«
Er kniete neben der Wanne nieder und küßte seine Frau.
Entzückt griff sie nach dem Bukett, und dabei machte sie ihn naß. Beide lachten fröhlich.
»Alles Gute zum Jubiläum!« wünschte er ihr.
»Danke. Eigentlich ist es gar kein Jubiläum mehr.«
»Doch, es ist genau das, was wir wollen.«
Sie hielt die Blumen über dem Wasser hoch. Lachend erhob sich Brent von den Knien und stieg in die Wanne, mitsamt seinen Turnschuhen, den Jeans und dem beklecksten T-Shirt.
Quietschend protestierte sie, als das Wasser überquoll und seine Schuhspitze ihr Hinterteil berührte. »Komm her!« befahl er, und während er sie zwischen seine Schenkel setzte, schwappte noch mehr Wasser über den Wannenrand.
»Du Narr!« schimpfte sie. »Du bist viel zu groß für diesen Unsinn, noch dazu mit all deinen Sachen…«
»Wenn ich mich ausziehe – bin ich dann nicht mehr zu groß?«
Anzüglich hob er die Brauen und schwang ein Bein über den Wannenrand. »Hilf mir!«
»Schnür deine nassen Turnschuhe doch selber auf!«
»Bitte!«
Seufzend befreite sie ihn von dem Schuh und warf ihn auf den Boden. Dann drohte sie Brent an, er würde später das Bad saubermachen müssen. Empört gab er ihr die Schuld an der Bescherung, denn die Wanne sei nun mal zu klein für zwei Leute.
Einen Fuß immer noch im Turnschuh, stand er auf und trug Gayle zum Whirlpool hinüber.
Vom sprudelnden Wasser umspült, brachen sie in Gelächter aus, dann liebten sie sich leidenschaftlich. Ermattet gingen sie ins Schlafzimmer und sanken aufs Bett. Gayle beklagte das Schicksal ihrer Rosen, die immer noch in der Wanne schwammen. Aber als sie Brents vorwurfsvollen Blick sah, beteuerte sie, das erotische Erlebnis mit ihm würde den Verlust der Blumen wettmachen.
Während er mit einem Finger die Grübchen auf ihrem verlängerten Rücken umkreiste, deren Existenz er von Anfang an geahnt hatte, schüttelte sie ihre Lethargie ab. »Wir müssen aufstehen. Wir haben Leute eingeladen.«
»Warum haben wir das bloß getan?«
»Sie sind unsere Freunde, und wir mögen sie.« Gayle zwang sich, aus dem Bett zu steigen, und lächelte ihn an. Während er sich unwillig rekelte und schmollend die Lippen verzog, glich er einem trägen Löwen. Wie sehr sie ihn liebte… »Außerdem…« Sie gab ihm einen Klaps aufs Hinterteil, und er packte ihr Handgelenk. Lachend schnappte sie nach Luft, als er sie blitzschnell zu sich hinabzog. »Außerdem wollten wir das Haus vorführen. Die Leute waren noch nie hier.«
»Nein?«
»Nein.« Sie küßte ihn und befreite sich aus seinen Armen.
»Ich muss Mary in der Küche helfen, und du wirst den Badezimmerboden aufwischen.«
»Jawohl, Ma’am!« Brent salutierte, rührte sich aber nicht aus dem Bett. Er beobachtete, wie sie sich anzog, und sie hoffte wieder einmal, es würde immer so sein – er würde ihr auch noch, wenn sie achtzig war, so gern beim An- und Auskleiden zuschauen, voller Liebe, Lust und Zärtlichkeit.
»Auf mit dir!« Sie warf ihm ein Kissen an den Kopf, dann bürstete sie ihr Haar,
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