Geliebter Rebell
sie war seine Frau. Jederzeit hätte sie mit ihm geschlafen überall, wo sie allein sein konnten. Aber nicht so…
Er kannte kein Mitgefühl, behandelte sie fast brutal, als wollte er sie bestrafen, als würde sie ihm nichts bedeuten. Als wäre es kein Liebesakt – sondern grimmige Rache.
Sie biß sich auf die Unterlippe und wartete.
Und dann erklang ein Schrei voller Schmerz und Verzweiflung. Bestürzt grub sie die Finger in Brents Schultern.
Nicht sie hatte geschrien. Er war es gewesen. Sein Körper verkrampfte sich, wie in grausiger Totenstarre, und dann brach er über ihr zusammen.
Kapitel 15
Brent erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Stöhnend tastete er nach Gayle. Er bemerkte, dass sie nicht neben ihm lag, und richtete sich auf. Vorsichtig öffnete er die Augen.
Sie sass auf dem kleinen viktorianischen Sofa gegenüber dem Bett, mit angezogenen Beinen, in einem weißen Morgenmantel. Die Arme vor der Brust verschränkt, schaute sie ihn an.
Erschrocken zuckte er zusammen und schloß wieder die Augen. Sie sah ihn an, als wollte sie ihn umbringen. Was hatte er getan? Verdammt, soviel hatte er doch gar nicht getrunken. Zwei Scotch, einen Cognac. Er erinnerte sich an nichts. Das letzte, was er bewusst wahrgenommen hatte, war die mit Chad getroffene Vereinbarung, sie würden sich bald treffen, um den Verkauf einiger Bilder in Europa zu besprechen.
Und was war dann geschehen? In seinem Gehirn herrschte dunkle Leere. Irgendwie musste er ins Bett gelangt sein. Und nun dröhnte sein Kopf unbarmherzig, und seine Frau starrte ihn an, als wäre er Attila der Hunnenkönig. »Guten Morgen«, murmelte er.
Sie antwortete nicht, und er betrachtete sie etwas genauer. In ihren Augen las er nicht nur Zorn, sondern auch einen bitteren Vorwurf – und Angst. »Großer Gott, Gayle! Ich weiß, ich hab’ was getrunken, aber…«
Noch immer schwieg sie.
»Gayle?« Keine Antwort.
»Was habe ich denn verbrochen?« schrie er. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Kopf, und er umfaßte ihn mit beiden Händen. Seufzend sank er ins Kissen zurück. »Ich hab’ einen Kater.«
»Einen Kater!« wiederholte sie mit scharfer Stimme.
»Okay, okay, vielleicht verdien’ ich’s… Also, was hab’ ich getan?«
Aufmerksam musterte sie ihn mit ihren großen, kornblumenblauen Augen. »Erinnerst du dich nicht«
Er schwang langsam die Beine über den Bettrand, stand auf und kam zu ihr. Als er sie zu küssen versuchte, stieß sie ihn weg. »Rühr mich nicht an!«
»Was, zum Teufel…«, begann er ärgerlich.
»Brent, du hast mich vergewaltigt.«
»Was?« Er hatte sich zu ihr setzen wollen, aber ihre Behauptung verblüffte ihn dermaßen, dass er zurücktaumelte. Auf unsicheren Füßen ging er zum Schrank und nahm einen Morgenmantel heraus.
Vergewaltigt.
Das Wort gellte ihm in den Ohren. Er hatte seine Frau vergewaltigt? Seine geliebte Frau?
Was sagte sie da? »Vielleicht war ich ein bißchen grob. Tut mir leid.«
»Erinnerst du dich wirklich nicht?«
»Nein.« In seinem Kopf drehte sich alles. »Und ich glaube es auch nicht. Warum sollte ich dich vergewaltigt haben?«
Grimmig lächelte er sie an und schlüpfte in den Morgenmantel. Am liebsten wäre er vor ihr geflohen. Beinahe hätte sie geschrien, als er sie angefaßt hatte. Gayle. Seine Frau, mit der das Leben ein glücklicher Traum voller Wärme und Heiterkeit war. Und jetzt? Das bittere Ende der Flitterwochen? Warum tat ihm das Herz so schrecklich weh? Und wieso schaute sie ihn so verängstigt an? »Du bist meine Frau, oder hast du das vergessen? Den. Grossteil unserer Tage haben wir damit verbracht, im Bett herumzutollen. Warum sollte ich dich vergewaltigen?«
»Du warst mir böse, weil ich Geoff einen Gute-NachtKuß gegeben habe.«
»Ach, komm schon, Gayle!«
Erbost starrte sie ihn an und sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Warum du dich so benommen hast, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es passiert ist.«
»Gayle…«
»Du brauchst einen Psychiater, Brent. Nicht ich. Und das meine ich ernst. Du musst was unternehmen.«
»Nur wegen dieser paar Drinks?«
»Ja! Oder was immer sonst dahintersteckt. Jedenfalls musst du zu einem Arzt gehen.«
»Bist du verrückt? Wenn ein Künstler sich an einen Psychiater wendet, dreht er durch. Dieses Syndrom und jenes Syndrom, ich liebe meine Mutter und hasse meinen Vater und…«
»Mich hast du ja auch zum Psychiater geschickt. Und dabei richte ich nichts Schlimmeres an, als nachts zu schreien. Ich
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