Geliebter Rebell
tu’ niemandem weh.«
»Gayle, ich habe keine Ahnung, wovon du redest…« Geduldig versuchte er auf sie einzusprechen.
»Verdammt, Brent, ich werde dir erzählen, was geschehen ist…«
»Und ich sage dir, du übertreibst. Wir sind verheiratet, also müßtest du mich lieben…«
»Ich liebe dich!«
»Wieso um Himmels willen hast du dich dann gegen mich gewehrt? Falls du dich nicht über Nacht verändert hast, warst du sicher genauso scharf auf Sex wie ich.«
»Jetzt wirst du vulgär.«
»Ich bringe nur stichhaltige Argumente vor.«
»Du brauchst einen Psychiater.«
»Nun, ich werde keinen konsultieren.«
Gayle sprang auf und ballte die Hände. »Ich muss jede Woche zu Dr. Shaffer laufen – und du nicht? So klappt das nicht, Brent.«
Er straffte die Schultern. Wie gräßlich sein Kopf schmerzte… Und sie kannte keine Gnade. Tonlos erklärte er »Ich bin Brent McCauley, ein bekannter Maler. Wenn die Kunstszene erfahren würde, ich sei in psychiatrischer Behandlung, wäre ich die Witzfigur des Jahres.«
Er flüchtete sich in eine Ausrede, und er wusste es. Aus irgendeinem Grund fürchtete er die Psychiatrie. Er wollte sein Seelenleben nicht auseinandernehmen lassen.
»Heutzutage geht die halbe Welt zu Psychiatern. Und spiel mir nicht den supercoolen Künstler vor! Ich bin Gayle, deine Frau, erinnerst du dich?«
»Liebling…« Er ging zu ihr, sehnte sich danach, sie an seine Brust zu drücken, zu beruhigen, den Groll und die Angst zu verscheuchen, Gayle zurückzugewinnen.
Als er ihre Arme ergriff, riß sie sich los. Beinahe quollen Tränen aus ihren Augen. »Faß mich nicht an! Du willst ja nicht einmal zuhören!«
Doch er liess sich nicht beirren und umklammerte ihre Handgelenke. Da glitten die Ärmel ihres Morgenmantels zurück, und Brent sah blaue Flecken auf ihren Unterarmen. »Wo hast du die her?«
Erbost schüttelte sie seine Finger ab. »Von dir!« Sie rannte ins Bad und warf die Tür hinter sich zu. Der Krach jagte eine Schmerzwelle durch Brents Kopf. Er folgte ihr, wollte an die Tür klopfen, doch dann liess er die Hand sinken. Zum Teufel, wenn sie in dieser Stimmung war, kam er nicht mit ihr zurecht. Er fühlte sich völlig verwirrt. Diese blauen Flecken konnten unmöglich von ihm stammen. Ihm war so elend zumute, und sie machte alles noch schlimmer.
»Grossartig!« flüsterte er, nahm Jeans und ein T-Shirt aus dem Schrank und ging aus dem Schlafzimmer. Mit aller Kraft knallte er die Tür hinter sich zu – eine dumme Geste. Er war es doch, der Kopfweh hatte.
Gayle duschte, nahm sich viel Zeit, liess das heiße Wasser über ihren Körper prasseln. Sie wagte nicht, nachzudenken, ihre Emotionen zu analysieren. Aber die Gedanken stürmten auf sie ein. Er erinnerte sich an nichts und schien zu glauben, sie würde alles nur erfinden. Was war mit ihnen geschehen? Sie konnte nicht an die Ereignisse der Nacht und dieses Morgens glauben.
Es tat schrecklich weh, weil sie ihn so sehr liebte. War es ihre Schuld? Hatte sie sich das Ganze nur eingebildet? War er betrunken gewesen? Hatte er ihre Angst nicht bemerkt? Er hatte sie geschlagen. Mitten ins Gesicht. Und er erinnerte sich nicht. Stöhnend preßte sie die Hände an die Wangen. »Was passiert mit uns?« wisperte sie. »Bin ich verrückt? Ist er verrückt?« Sie begann zu weinen. Er hatte sich nicht einmal entschuldigt.
Nach einer Weile drehte sie das Wasser ab und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Brent war verschwunden. Verzweifelt schlüpfte sie in Jeans und einen Pullover. Sie musste das Haus verlassen und gründlich über das alles nachdenken.
Als sie die bereits makellos saubere Küche betrat, sass die Haushälterin mit einer Tasse Kaffee am Tisch. »O Mary, tut mir leid – ich hätte gestern noch Ordnung machen sollen.«»Es gab kaum was zu tun, Mrs. McCauley. Sie und Ihre Freunde haben grossartige Arbeit geleistet. Nur ein paar Kaffeetassen waren noch übrig. Haben die Shrimps Ihren Gästen geschmeckt?«
»Alle waren begeistert«, versicherte Gayle und goß sich eine Tasse Kaffee ein. »Haben Sie Brent heute morgen schon gesehen?«
»Ja, er trank Kaffee und erklärte, er würde sich den ganzen Tag im Atelier verkriechen. Er will nicht gestört werden.«
Gayle fühlte sich, als hätte sie wieder einen Schlag ins Gesicht erhalten. Sie hatte Brent zwar nicht sehen wollen, aber gewünscht, er würde sich um eine Versöhnung bemühen. Bedrückt stellte sie ihre Tasse ab und hoffte, Mary würde nicht merken, wie ihr zumute war. »Nun,
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