Geliebter Rebell
dagegen zu tun. Mit seiner Familie bin ich immer noch befreundet. Um Himmels willen, Dr. Shaffer, ich habe ein echtes Problem und brauche Hilfe. Aber wenn Sie mir nicht helfen können, machen Sie mich bitte nicht verrückt!«
Lächelnd schaute er sie an, dann beugte’ er sich über seine Notizen. »Nehmen Sie bitte Platz, Mrs. McCauley.« Achselzuckend breitete er die Hände aus, offenbar unbeeindruckt von ihrem Wortschwall. Sie zögerte und wiederholte »Bitte.« Da setzte sie sich seufzend, und er faltete die Hände über seinen Papieren. »Ich halte sie nicht für verrückt, Mrs. McCauley, und Ihren Mann ebensowenig. Trotz seines Berufes, der hohe emotionale Anforderungen stellt, und seines enormen Erfolges erscheint er mir sogar erstaunlich ausgeglichen. Und er hat sehr vernünftige Ansichten. Sie, Mrs. McCauley, finde ich hochintelligent, und ich glaube, Sie beide lieben sich sehr.
Also müßte alles in bester Ordnung sein.«
Worauf wollte er hinaus? Verständnislos sah sie ihn an, und er fuhr lächelnd fort »Natürlich gibt es im menschlichen Geist und im menschlichen Herzen immer Dinge, die vor anderen geheimgehalten werden. Ich könnte Sie weiterhin behandeln und Ihren Mann auch. Irgendwann kommt vielleicht etwas dabei heraus. Aber um ehrlich zu sein, Mrs. McCauley – ich glaube, ich kann keinem von Ihnen beiden helfen.«
Sein beiläufiger Ton verblüffte sie. »Wirklich nicht?«
»Ich möchte Ihnen eine andere Möglichkeit vorschlagen.«
Gespannt neigte sie sich vor. »Welche?«
»Die Parapsychologie.«
»Was?«
Shaffer wiederholte das Wort, und eine Zeitlang starrte sie ihn nur an, dann platzte sie heraus »Sie meinen – ein Wahrsager, ein Medium, Tarotkarten…«
Er schüttelte den Kopf. »Ich spreche von einem Parapsychologen, nicht von einem Hexendoktor.«
»Oh, mein Gott! Sie glauben, wir sind von Dämonen besessen?«
Shaffer begann zu lachen. »Keineswegs.« Seufzend griff er nach seinen Notizen, und las vor, was sie erzählt hatte. »›Er führt sich auf, als hätte ich ihm etwas Schreckliches angetan, und nannte mich Katrina. Ich dachte, er würde mich hassen, doch das war es nicht nicht ganz. Er wollte Rache. Aber auch das war nicht alles. Er beteuerte; mich zu lieben – oder Katrina – oder wen immer er meinte. Es war so seltsam, so furchtbar.
Kann man jemanden hassen und gleichzeitig lieben‹«
Gayle starrte in ihren Schoß und spielte mit ihrer Handtasche.
»Er gab Ihnen einen anderen Namen, Mrs. McCauley.
Irgend etwas geschieht mit Ihnen beiden, Ihr Mann ist nicht schizophren. Darauf wette ich meine Karriere.«
Langsam atmete sie auf. »So was können Sie doch nicht glauben – Sie, ein Wissenschaftler!«
»Ein Magen- und Darmspezialist würde es sicher bestreiten«, erwiderte er grinsend. »Aber ich befasse mich mit Geist und Seele. Ich stelle immer wieder fest, dass das scheinbar Unmögliche passiert. Das Leben ist sehr geheimnisvoll.« Er notierte einen Namen und eine Adresse auf einem Zettel. »Das ist meine Freundin. Sie doziert an der Universität – eine Psychiaterin, die nur noch selten praktiziert. An diese Frau sollten Sie sich wenden. Ich habe großes Vertrauen zu ihr.«
Gayle konnte immer noch nicht fassen, was er da vorschlug.
Sie merkte, dass sie entlassen war, stand auf und reichte dem Doktor die Hand. Auch er erhob sich. »Jetzt starren Sie mich an, als müßte ich mich psychiatrieren lassen, Mrs. McCauley.
Nun, vielleicht stimmt das. Wir Seelenärzte sind alle ein bißchen verrückt.« Sein Tonfall verriet, dass er nur scherzte.
»Rufen Sie Marsha an. Sie werden sie sicher mögen. Eine faszinierende Frau.«
Sie nahm den Zettel, dankte ihm und verabschiedete sich.
Auf der Straße war sie versucht, das Papierchen wegzuwerfen, aber sie steckte es in ihre Handtasche. Nicht Brent, sondern Geoff wartete auf sie. Er sass auf der Motorhaube seines Maseratis, die Arme vor der Brust verschränkt, und lachte über Gayles verwirrtes Gesicht. »Brent hat gearbeitet und die Zeit vergessen. Als er merkte, dass er’s nicht rechtzeitig schaffen würde, dich abzuholen, rief er mich in der Galerie an. Ich versprach ihm, dich heimzufahren.« Sein Lächeln erstarb; als ihm ihre Miene auffiel. »Stimmt was nicht?«
»O Geoff
…«,
flüsterte sie unglücklich und küßte ihn auf die Wange, dann stieg sie ins Auto. Geistesabwesend dankte sie ihm, und während er sich in den Verkehr einordnete, brach es aus ihr hervor »Dieser Quacksalber! Er sagte, ich würde
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