Geliebter Rebell
kannst es nicht leugnen. James war da, als das Schiff den Fluß herauffuhr. Er versteckte sich mit seinen Männern. Du gabst ihnen Vorräte und Chinin, und an der Landestelle trafst du dich mit
ihm.«
»Nein!«
»Geschah es in diesem Raum, liebste Gemahlin? Sag mir wenigstens, dass du ihn nicht in mein Bett eingeladen hast… Ah, vielleicht in der Küche oder im kleinen Salon auf dem Teppich im Musikzimmer, nachdem du ihn bewirtet hast…«
»Percy, du bist wahnsinnig! Laß mich los!«
»Nein, du bist meine Frau.«
»Dann hab Mitleid!«
»Hast du mit ihm getanzt? Hast du ihm was auf dem Spinett vorgeklimpert?«
»Nein! Percy…«
Plötzlich sprang er empor und zog Gayle auf die Beine. Im Rhythmus einer fernen Musik, die nur er hörte, begann er sie im Saal herumzuwirbeln. Sie wurde schwindlig, und sie klammerte sich verzweifelt an ihn. Die Dunkelheit brach herein, und beinahe sah sie die Szene, wie sie sich vor so vielen Jahren abgespielt haben musste. Damastvorhänge an den Fenstern, ein Musikant am Spinett…
Unentwegt drehten sie sich im Kreis, und schließlich tanzte er mit ihr in eine schattige Ecke, wo er stehenblieb. Er umfaßte ihr Kinn, hob ihr Gesicht. »Beim Himmel, ich liebe dich – Narr, der ich bin!«
Sie schrie auf, als seine Finger wieder ihren Hals streiften, und er flüsterte ihr ins Ohr »Dass du mich so niederträchtig betrügen konntest…«
»Niemals!« versicherte sie zitternd. »Bitte, bitte, tu mir nicht mehr weh!«
»Dann liebe mich, meine Frau. Liebe mich.«
Sie legte eine bebende Hand an seine Wange und küßte ihn. Liebevoll zog er ihre Finger an die Lippen und nahm sie vorsichtig in die Arme, als trüge sie voluminöse Röcke. Und dann sank er mit ihr zu Boden.
In jeden Kuß mischten sich Gayles Tränen. Immer wieder preßte er seinen Mund auf ihren, während seine Hand unter ihren Rocksaum glitt, über ihren Schenkel.
Nur selten hatte er sie erotischer liebkost. Ohne den leidenschaftlichen Kuß zu unterbrechen, schob er die Finger unter ihr Spitzenhöschen, zerrte es nach unten, reizte sie mit intimen Zärtlichkeiten. Heiß streifte sein Atem ihr Gesicht. Sie biß sich auf die Lippen, schrie leise auf vor süßer Erregung und Scham. So etwas durfte sie nicht empfinden, sie durfte das alles nicht wünschen, nicht erleben, es war nicht richtig…
Er riß ihren Rock nach oben, mit seinen Lippen, mit seinen Zähnen und seiner Zunge kostete er ihr zartes Fleisch. Und sie spürte nichts mehr außer dem anschwellenden Puls ihres Verlangens. Als er aufstand, um sich auszukleiden, streckte sie ihm begierig die Arme entgegen. Ein barmherziges Dunkel füllte ihr Gehirn. Dieser Körper gehörte Brent McCauley, und sie liebte ihn. Hatte sie ihn schon früher geliebt? War er damals derselbe Mann gewesen? Sie wusste es nicht, kannte nur eine innige Verbundenheit. Er tat ihr nicht weh. In ehrfürchtiger Liebe vereinte er sich mit ihr.
Und er blieb zärtlich bis zum Ende, streichelte ihr Haar, und danach lag er erschöpft neben ihr. Er schaute zur Zimmerdecke hinauf, dann starrte er Gayle entsetzt an und sprang hoch. »Oh, mein Gott! Hier! Hier an diesem Ort hast du mich hintergangen, du Hexe!« Er hob eine Hand, als wollte er sie schlagen, doch er tat es nicht. Bewusstlos brach er zusammen.
Kapitel 18
Er erwachte um drei Uhr morgens. Das verrieten ihm die Leuchtziffern seiner Armbanduhr. Und er hatte keine Ahnung, wo er sich befand.
Schreckliche Schmerzen dröhnten gnadenlos in seinem Kopf. Er versuchte sich auf die Seite zu drehen, erwartete sein weiches Bett zu spüren. Aber er lag auf einer harten Fläche, am Boden, unter einer Decke. Stöhnend blinzelte er.
Mondlicht sickerte durch die Spitzengardinen der hohen Fenster herein – und im schwachen Schein sah er sich um. Er war allein – nackt und allein, unter einer Decke, am Boden des Ballsaals. Shaffer irrt sich, dachte er. Ich verliere ganz eindeutig den Verstand.
Taumelnd kam er auf die Beine, wickelte sich in die Decke und verliess den Ballsaal. Er wankte in die Küche, brauchte dringend ein Glas Wasser und Aspirin. Nachdem er zwei Tabletten geschluckt hatte, kehrte er in die Halle zurück und schaute die Treppe hinauf. Irgendwo da oben brannte Licht. Er wagte es kaum, hinaufzugehen. Aber irgendwann musste er seiner Frau gegenübertreten.
Während er die Stufen hinaufstieg, fühlte er sich uralt und schwerfällig. Die Schlafzimmertür war nur angelehnt, Licht drang heraus. Er stieß sie weiter auf und überquerte die
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