Geliebter Rebell
nicht aufs Spiel. Ich gehe zu dieser Geisterbeschwörerin – ich tue alles, wenn du nur bei mir bleibst.«
Erschöpft lehnte sie sich an ihn, strich über seine Wange, lächelte und weinte gleichzeitig. »Ich liebe dich, Brent. Und wir können unser Problem nur gemeinsam lösen.«
Er küßte ihre Hand. »Ich glaube nicht an Wiedergeburt, aber ich werde mit dieser Frau reden. Und ich schwöre dir, ich werde alle Forderungen erfüllen, die ihr beide an mich stellt. Wir bemühen uns gemeinsam um einen Ausweg, okay?«
Seufzend nickte sie, den Kopf an seiner Schulter, und nach einer Weile merkte er, dass sie vor Übermüdung eingeschlafen war. Behutsam legte er sie aufs Bett und beobachtete ihren Schlummer. Er streichelte liebevoll ihre Wange, strich mit den Fingerspitzen ganz sanft über ihren Bauch. Sie erwartete sein Kind. Ganz hatte er es noch nicht realisiert, aber es beglückte ihn. Wie sehr hatte er befürchtet, sie würde das Baby – sein Baby nicht gebären wollen. Er beugte sich hinab und küßte durch das weiße Nachthemd ihren Bauch. »Ich bringe alles wieder in Ordnung, das schwöre ich«, flüsterte er. Aber als er später neben ihr lag, fragte er sich, ob er es schaffen würde.
Er verstand noch immer nicht, was mit ihnen geschah.
Müde öffnete Gayle am Morgen die Augen. Brent, bereits vollständig angekleidet, setzte sich zu ihr aufs Bett und lächelte etwas schmerzlich. »Hi.«
»Hi«, erwiderte sie leise.
Er küßte ihre Stirn. »Du solltest dich anziehen. Ich habe mit Marsha Clark telefoniert. Sie ist schon auf dem Weg zu uns.«
»Was?« Verwirrt stützte sie sich auf einen Ellbogen.
»Ich sagte…«, begann er, doch sie liess ihn nicht ausreden und schlang beide Arme um seinen Hals.
»Danke, Brent.«
»Ich liebe dich.«
»Und ich dich. Jetzt muss ich mich beeilen.«
Fünfzehn Minuten später stieg sie die Treppe hinunter.
Stimmen drangen aus dem Ballsaal. Anscheinend war Marsha schon eingetroffen. Erwartungsvoll öffnete Gayle die Tür. Bei der zweiten Begegnung beeindruckte die Ärztin sie noch mehr, die wundervolle Figur, die klassisch schönen Gesichtszüge, die leuchtenden Augen, die modische Frisur, die den Glanz des braunen Haares betonte…
Gayle war froh, weil Brent sofort einen Arm um ihre Schultern legte, als sie die Besucherin begrüßte. Es wäre ihr nicht schwer gefallen, Eifersucht zu empfinden – noch dazu, wo ihr Mann in seinen neuen weißen Jeans und dem marineblauen Pullover so attraktiv aussah… Marshas warmherziges Lächeln besänftigte sie sofort. Offenbar hatte die Arztin sie beide gründlich gemustert und ein positives Urteil gefällt.
Sicher spürte sie Brents Zweifel, schien aber zu glauben, dass die Liebe alle Probleme meistern würde. Gayle drückte ihr die Hand. »Vielen Dank, dass Sie so schnell gekommen sind.«
»Man findet nur selten jemanden, der die Vergangenheit so deutlich sieht wie Sie, Mrs. McCauley. Deshalb halte ich es für ein Privileg, mit Ihnen zu arbeiten. Hoffentlich kann ich Ihnen helfen.«
»Ich war gerade dabei, Dr. Clark das Erdgeschoß zu zeigen«, berichtete Brent.
»Wie nett! Gefällt Ihnen das Haus?« fragte Gayle.
»Es ist fantastisch, und es überrascht mich, dass es so lange im Familienbesitz geblieben ist. Heutzutage gehören die meisten dieser alten Gebäude dem Staat.«
»Vielleicht wird es irgendwann auch dem AinsworthHaus so ergehen«, erwiderte Brent, »aber vorerst wollen wir’s behalten. Möchten Sie den Oberstock besichtigen?«
Marsha nickte, rührte sich aber nicht von der Stelle und liess ihren Blick durch den Ballsaal wandern. »Seltsam – ich mag diesen Raum nicht.«
»Dann sind Sie derselben Meinung wie Gayle.« Brent verliess vor den beiden Frauen den Saal. Nach einer Tour durch die neue Küche, den Salon, das Musikzimmer und die Bibliothek wollte er die Treppe hinaufsteigen, aber Marsha blieb in der Halle stehen.
»Mr. McCauley, gestern gewann ich den Eindruck, Sie hätten kein Interesse an meiner Bekanntschaft. Ist in der Nacht irgend etwas geschehen, das Sie zu diesem Sinneswandel bewegen hat?«
Er warf einen Blick auf Gayle, und sie senkte hastig den Kopf. Nur zu gut wusste sie, wie sehr er es haßte, wenn andere intime Dinge aus seinem Eheleben erfuhren. Aber nach kurzem Zögern antwortete er »Ja. Ich hatte einen dieser Blackouts.
Meine Frau hat Ihnen sicher davon erzählt.«
Gayle sah noch immer nicht auf, doch sie spürte, dass Marsha sie aufmerksam beobachtete. »Was ist passiert, Mrs.
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