Geliebter Rebell
Erkenntnis?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Ich muss noch mehr erfahren. Als ich Sie aufforderte, weiterzuerzählen, waren Sie nicht dazu bereit. Bisher wissen wir nur, dass Sie sich verliebt und geheiratet haben. Katrina behauptet, Sie seien glücklich gewesen.
An mehr erinnert sie sich angeblich nicht. Eine heikle Situation… Vielleicht genügt es, wenn Sie über die Vergangenheit Bescheid wissen und sie akzeptieren. Wir könnten es auch mit einer zweiten Hypnose versuchen. Und offen gestanden, ich finde, ich sollte auch Ihren Mann hypnotisieren.«
Gayle seufzte. »Da wird er wohl kaum einwilligen.«
»Dann werden wir beide weiterarbeiten, Mrs. McCauley«, erwiderte Dr. Clark lächelnd und gab ihr die Hand. »Bitte, schauen Sie nicht so niedergeschlagen drein. Wir haben ausgezeichnete Fortschritte erzielt.«
Nachdem Gayle ihr die Hand geschüttelt hatte, stand sie auf und schwankte ein wenig. Sofort rannten Geoff und Tina zu ihr, um sie zu stützten.
»Bitte, rufen Sie mich jederzeit an, wenn Sie mich brauchen«, fügte die Ärztin hinzu, »tagsüber oder nachts. Ich helfe Ihnen sehr gern.«
»Danke«, flüsterte Gayle. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Falls Sie Ihren Mann nicht veranlassen können, mich aufzusuchen, sehen wir uns in ein paar Tagen wieder – wann immer Sie es wünschen. Am liebsten würde ich in Ihr Haus kommen. Die Atmosphäre wäre günstiger, da sich die Dinge dort ereignen. Wir müssen auf den Informationen aufbauen, die wir bisher gewonnen haben.«
Gayle nickte. »Ich – ich will versuchen, noch einmal mit Brent zu reden.«
Immer noch leicht benommen, liess sie sich von Tina und Geoff aus der Praxis führen. Die beiden liessen sie nicht aus den Augen und behandelten sie so behutsam, als wäre sie aus Porzellan. »Hört bitte auf mit dem Unsinn!« flehte sie.
»Ein Lunch wäre jetzt angebracht«, meinte Geoff. Auf der anderen Straßenseite entdeckte er ein Steaklokal. Sie gingen hinein und setzten sich. Hastig bestellte er Drinks. Er schien zu glauben, ihrer aller Leben hinge von einer sofortigen alkoholischen Stärkung ab. Auch Gayle merkte, wie dringend sie einen kräftigen Schluck brauchte. Sie wählte einen doppelten Jack Black mit Ginger Ale, und als er serviert wurde, leerte sie das Glas beinahe in einem Zug.
Dann schauten sie sich alle an und lachten nervös. Gayle wollte möglichst detailliert hören, was sie unter Hypnose gesagt hatte, und die beiden taten ihr Bestes.
»Erinnerst du dich wirklich nicht?« fragte Tina.
»Da sind nur ganz vage Gefühle, so wie nach meinen Träumen. Nimmst du’s ernst, was da passiert ist?«
»Ja und nein. Ich hab’s miterlebt, aber ich kann’s kaum glauben.«
»Ich auch nicht«, seufzte Gayle.
»Aber du musst es glauben«, wurde sie von Tina beschworen.
»Was soll das heißen?«
»Hast du denn eine Wahl? Du hast bereits einen Psychiater konsultiert, ohne Erfolg. Wenn diese Dinge nun immer wieder passieren? Du würdest ein Leben führen wie Jekyll und Hyde. Und stell dir mal vor, du kriegst eine gefährliche Waffe zwischen die Finger, wenn du Brent in deinen Träumen attackierst! Ich finde, du solltest dieser Frau vertrauen. Es gibt nur eine einzige Alternative.«
»Und die wäre?« wisperte Gayle.
»Du läßt dich scheiden und entfernst dich möglichst weit von Brent, bevor ihr euch gegenseitig umbringt.«
»O Gott!« stöhnte Gayle.
»Tina!« mahnte Geoff in scharfem Ton.
»Habe ich denn nicht recht?« verteidigte sich Tina. »Was sollte sie sonst tun?«
Bei der Heimkehr wusste sie nicht, was sie erwartete. Doch sie stellte fest, dass ihr Mann irgendwo im Haus war – und Mary nicht. Eine Robbie Nevill-Disc erklang in voller Lautstärke, und in Anwesenheit der Haushälterin pflegte Brent deren Nerven zu schonen. Er war stets höflich und rücksichtsvoll. Zumindest war er das bisher gewesen.
Gayle betrat die Halle und schloß die Haustür. Arbeitete er im Atelier? Dort fand sie ihn nicht, im Schlafzimmer ebensowenig. Sie suchte das ganze obere Stockwerk ab, dann stieg sie nachdenklich wieder die Treppe hinunter. Die Musik war verstummt.
Sie schaute in die Küche, in den Ballsaal. Im Salon war es dunkel und still. Als sie sich abwenden wollte, hörte sie Brents Stimme, die aus einer Ecke drang, und erschrak so sehr, dass sie beinahe aufschrie. »Du bist also zurückgekommen«, sagte sie leise.
Heftiges Unbehagen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Reglos stand sie in der Tür. Sie sah ihn kaum, nur eine
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