Geliebter Rebell
nicht mit uns. Aber es wäre mir lieber, du würdest andere Leute nicht mit unseren Problemen belästigen.
Und ich hätte es vorgezogen, wenn du nicht zu dieser Spiritistin gerannt wärst. Wenn Dr. Shaffer uns nicht helfen kann, werden wir uns an einen anderen respektablen Arzt wenden. Es muss mit irgendwelchen Schwierigkeiten in unseren Gehirnen zusammenhängen, begreifst du das nicht?«
»Nein, das begreife ich nicht. Dr. Clark will dich sehen.«
»Dr. Clark?« wiederholte er skeptisch.
»Sie ist Ärztin – Dr. Marsha Clark. Wenn du mich liebst, musst du sie konsultieren.«
»Das ist unfair! Ich liebe dich, das weißt du. Aber ich gehe nicht zu einer Geisterbeschwörerin.«
»Bitte! Sprich doch mal mit ihr! Sie möchte zu uns ins Haus kommen.«
»Hm. Und dann spielen wir unheimliche Musik, und vorher kaufen wir eine Maschine, um künstlichen Nebel zu erzeugen.
Habt ihr’s schon mal mit Exorzismus versucht?«
»Hör auf, Brent! Dein Sarkasmus ist unangebracht.«
»Gayle, ich habe dir nie weh getan und…«
»Grossartig! Wie dankbar ich dir dafür bin! Klar, machen wir doch einfach so weiter!« Erbost stemmte sie die Hände in die Hüften, Blitze schienen aus ihren Augen zu sprühen. »Du bist Percy, und Percy ist Brent. Übrigens, Percy ist verdammt sinnlich – ein toller Mann!«
»Laß das, Gayle…«
»Vielleicht gefällt er mir als Liebhaber sogar besser als du. Natürlich existiert er nicht wirklich, sondern nur in deinem Kopf, und irgendein Psychiater wird ihn irgendwann aufstöbern. Aber möglicherweise wird’s dann drunter und drüber gehen, wenn Percy auftaucht – die brutale Macho-Seite deines Wesens, die eine arme kleine Ehefrau erst ein bißchen verprügeln muss, um in Fahrt zu kommen…«
»Hör auf, Gayle!«
»Aber was soll’s? Ich sagte ja, Percy ist fantastisch. Ich könnte mit ihm leben…« Sie verstummte und schnappte nach Luft, denn er hatte sie mitten ins Gesicht geschlagen.
Doch er rettete die Situation einigermaßen, indem er ebenso bestürzt dreinschaute, wie sie sich fühlte, und sofort Reue zeigte.
»Gayle, tut mir leid, ich habe die Beherrschung verloren. O Gott, Liebes, das wollte ich nicht…«
Er versuchte sie zu umarmen, doch sie schrie ihm erbost ins Gesicht »Rühr mich nicht an!«
»Bitte, verzeih mir!«
»Nein!« Wütend stieß sie seine Hand beiseite und strich über ihre Wange, wo sich die brennenden Spuren seiner Finger abzeichneten. »Vielleicht hätte ich das alles nicht sagen sollen – aber jetzt ist es vorbei…« Sie rannte zum Schrank, und es dauerte mehrere Sekunden, bis Brent ihre Absicht erriet.
»Nein!« Er folgte ihr und zog sie so fest an seine Brust, dass sie sich nicht rühren konnte. »Bitte, Gayle!«
»Ich gehe, Brent«, erwiderte sie tonlos. Sie fühlte sich steif wie ein Brett in seinen Armen an und kalt wie Eis. »Falls du mich sprechen willst, findest du mich in meinem Haus an der Monument Avenue.«
»Du darfst mich nicht verlassen!«
»Ich muss…«
»Weißt du denn nicht, dass ich dich liebe?«
»Laß mich los, Brent.«
Doch das tat er nicht. Er hob sie hoch, trug sie zum Bett, setzte sich und hielt sie auf seinem Schoß fest. Immer wieder beteuerte er leidenschaftlich und verzweifelt, wie sehr er sie liebe. Tränen schimmerten in Gayles Augen, und endlich wurde ihr bewusst, welch tiefe Gefühle sie mit diesem Mann verbanden. »Ich liebe dich auch«, wisperte sie.
»Du kannst mich nicht verlassen.«
»Aber ich muss es.«
»Warum?«
»Wir – wir bekommen ein Baby. Und ich habe Angst um unser Kind.« Sie schaute in seine Augen und erschien ihm so schön wie nie zuvor.
»Ein Baby«, wiederholte er mit gepreßter Stimme.
»Bist du sicher?«
Sie nickte.
»Wann ist es soweit?«
»Im April.«
»Und du bist völlig sicher?«
»Ja.«
»Warum hast du mir’s nicht schon früher gesagt?«
»Ich wagte es nicht…«
»Willst du…« Er zögerte und seufzte tief auf, ehe er die schmerzliche Frage stellte. »Willst du mein Baby?«
Die Tränen lösten sich von ihren Wimpern, und sie grub die Finger in seine Arme. »Ja – o ja!«
»Gott sei Dank!« flüsterte er und küßte ihre Stirn. Noch einmal sprach er seinen innigen Dank aus, der jetzt Gayle galt. Dann erschauerte er, denn er fürchtete die Wahrheit der Antworten, die ihn erwarteten. Wenn er nicht danach suchte, würde er sie nicht finden. Aber nun wusste er, dass er sie suchen musste. »Verlaß mich nicht«, bat er wieder. »Setz unsere Liebe und unsere Zukunft
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