Geliebter Rebell
namens Nathan Haie nicht gelungen. Von den Briten zum Tod verurteilt, hatte er noch am Galgen beteuert, er bedaure es, nur ein Leben zu besitzen, das er dem Vaterland weihen könne. Eine glorreiche Sache, ein glorreicher Tod… Und nun verweste der junge Haie unter der Erde. Immerhin hatte man ihn hingerichtet – ein sauberer, schneller Tod. Percy konnte die Männer nicht vergessen, die keinen so angenehmen Tod gefunden hatten. Er war mit Washington geritten und nach der Erfüllung seiner Aufgaben als Späher und Spion immer wieder zu den Kampfschauplätzen zurückgekehrt. In die Bäuche vieler junger Männer stieß er sein Bajonett, sah Blut hervorquellen und beobachtete, wie die Augen glasig wurden. Nach den Schlachten galoppierte er über die Felder und spürte die Verzweiflung der Schwerverwundeten, die sehnlich auf den Tod warteten. Und er hatte den grandiosen Sieg miterlebt, als Washington seine Soldaten über den Delaware führte, und bei der Schlacht von Brandywine die Bitterkeit der Niederlage kennengelernt. Die Freiheit war ruhmreich, aber auf den Schlachtfeldern hauste das Grauen der Hölle. Und wenn er auch stets bedachte, dass er für gottgegebene Rechte kämpfte, fühlte er sich nun wie ein alter, desillusionierter Soldat, ausgelaugt und kriegsmüde.
Plötzlich öffnete er die Augen, denn er spürte eine sanfte Berührung. Katrina kniete neben der Wanne.
Zärtlich strahlten ihn ihre blauen Augen an, während sie seine Schultern mit einem weichen Lappen wusch. Er senkte träge die Lider, und sie lachte atemlos. Nur zu leicht erriet sie seine Gedanken. Sie küßte seine Wangen, seifte seine Bartstoppeln ein und die Brust. Dann zögerte sie, doch sie sträubte sich nicht, als er ihre Hand ergriff, ins Wasser tauchte und flüsterte:
»Faß mich an!« Heftige Leidenschaft erwachte in ihm, und er riß seine Frau in die nassen Arme.
»Percy!« Kichernd wehrte sie ihn ab. Er sprang aus dem Wasser und trug sie zum Bett. Dort schwelgte er in süßem Liebesglück und fragte sich, wie er die Trennung von Katrina so lange ertragen hatte. Er vergötterte sie, und sie war so hingebungsvoll – ein besänftigender, belebender Balsam für seine kranke Seele. Ihre Finger schienen Zauberkräfte zu besitzen, ihr Flüstern verscheuchte alle Qualen, führte ihm vor Augen, wie schön es trotz allem auf der Welt war.
Er wusste nicht, wie lange sie im Bett blieben. Erst liebten sie sich in leidenschaftlicher Glut, dann langsam und genüßlich und begannen wieder von vorn. Der Tag ging in die Nacht über, und Katrina stand auf, um eine Kerze anzuzünden. Im neuen flackernden Licht betrachtete er ihren Körper, prägte sich alle Linien und Kurven ein, die vollen Brüste, den Schwung der Hüften, die beiden zarten Grübchen am verlängerten Rücken, um später von wunderbaren Erinnerungen zu zehren. Sie legte sich zu ihm, bettete seinen Kopf in ihren Schoß und glättete sein Haar. Nach einer Weile erklärte sie, nun wolle sie sich um das Abendessen kümmern. Er bat sie, ihn nicht allein zu lassen, und sie versprach lachend, sofort zurückzukommen.
Dann schlief er ein. Und als er erwachte, war sie wieder bei ihm. Sie hatte seine Satteltaschen geholt und sass nun davor am Boden, im schwachen Kerzenschein.
Sie musste die Taschen gereinigt haben. Und nun erforschte sie den Inhalt. Entsetzt starrte sie auf die Skizzen, von ihrem Mann gezeichnet. Sie spürte, dass er nicht mehr schlief, wandte sich zu ihm, und ihre Augen spiegelten das Grauen wider, das er kennengelernt hatte. »Percy«, wisperte sie, »wie furchtbar…«
Er stieg aus dem Bett, ging zu ihr, hob die Pergamentblätter auf und rollte sie zusammen. »Du solltest das nicht sehen.«
»Es ist so schrecklich. Dieser Junge…«
»Er war erst dreizehn – und beim Trommlerkorps.« Seufzend setzte er sich zu ihr.
»Mein Liebster…« Sie schmiegte sich an ihn, und eine Zeitlang hielten sie einander eng umschlungen. Dann erklärte sie, sein Abendessen stehe auf einem Tablett bereit. Er dankte ihr für den Luxus und kehrte mit seinem Dinner ins Bett zurück. Während er aß, erzählte sie von Angelegenheiten des Haushalts und der Plantagen.
Percy drängte sie, wieder ins Bett zu kommen, und sie teilten die letzten Essensreste. Nachdem Katrina das Tablett beiseite gestellt hatte, fragte sie ihn nach der Armee, und er berichtete, die Briten seien in Philadelphia.
»Ist mein Bruder dort?«
»Das habe ich gehört«, erwiderte er und sah sie erschauern.
»Du musst
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