Geliebter Teufel
Hilfskräfte Arbeitskleidung trugen und die Vaqueros offene weiße Hemden zu grobgeschnittenen Lederhosen, saß Vincent in einem marineblauen Frack mit breiter, weißer Krawatte neben ihr.
»Raja wird gewinnen«, sagte er. »Darauf können Sie sich verlassen.«
»So einfach wird das nicht sein«, wandte sie ein. »Wie ich gehört habe, zählen die Californios zu den besten Reitern der Welt.«
Vincents Gesichtsausdruck veränderte sich. Selbstzufrieden hob er eine helle Braue. »Das wird sich zeigen.«
Die Reiter saßen auf. Beide Tiere waren äußerst feurig, tänzelten nervös seitwärts und schüttelten ihre Mähnen. Allmählich brachten die Männer sie wieder unter Kontrolle, aber das war so einfach, als wollte man den Wind aufhalten. Carly fiel auf, daß der Don heute auf einem anderen Sattel saß, einem kleineren, leichteren, ohne silberne Verzierung.
Er war ein gutes Stück größer als Stan McCloskey, wohl ein Hindernis. Erst als der Spanier ihrem Blick begegnete und sie anlächelte, merkte Carly, daß sie ihn angestarrt hatte. Betroffen errötete sie. Er faßte sich amüsiert mit der Hand zum Gruß an den schwarzen Hut, lockerte dann die geflochtene Kordel, nahm den Hut ab und warf ihn einem seiner Männer zu.
Obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte, wünschte sich Carly inbrünstig, er möge gewinnen.
Als der Startschuß fiel, sprang sie fast von ihrem Sitz auf.
»Es geht los!« rief ihr Onkel.
Der Graue hatte Vorsprung vor dem Palomino, aber der Hengst blieb seinem Gegner dicht auf den Fersen. Auf dem ersten Abschnitt der Strecke behielt das graue Pferd seinen Vorsprung. Selbst aus der Ferne konnte Carly das Donnern der Hufe hören und hätte schwören können, daß ihr Herz ebenso heftig klopfte. Die Pferde bogen um eine große Eiche und erreichten den zweiten Abschnitt der Strecke, die einen leichten Hügel hinaufführte und für die ein breiter Streifen durch das trockene, braune Gras des Spätsommers gezogen worden war.
Noch mehr Eichen verteilten sich auf die Strecke. Dafür waren jedoch die meisten Steine weggeräumt worden. Bis sie den Fluß erreichten, mit einem großen Sprung hinübersetzten und am anderen Ufer im seichten Wasser aufkamen, hatte Rey del Sol bis auf eine halbe Pferdelänge aufgeholt, aber der graue Wallach führte noch.
Vor zwei Tagen hatte es ein wenig geregnet, und stellenweise war der Boden noch feucht. Die Tiere versackten leicht darin, mußten ihre Muskeln anstrengen und zusätzliche Kraft aufbringen, aber dem kräftiger gebauten Palomino schien das nichts auszumachen. McCloskey beugte sich über den Grauen und drängte das Tier vorwärts. Der Don beugte sich auch nach vorn, aber während der andere Reiter bei jeder Bewegung des Vollbluts hochgehoben wurde, schien der Spanier eher mit seinem Tier verwachsen und bewegte sich mit ihm.
»Sie sehen wunderschön aus«, bemerkte Carly. Nie zuvor hatte sie einen Mann so gekonnt reiten sehen.
»Sie kommen jetzt zu dem flachen Stück der Strecke«, entgegnete Vincent. »Der Graue ist schneller - jetzt wird er noch mehr Vorsprung bekommen.«
Aber da war Carly sich nicht so sicher. Der Graue schien bereits zu ermüden, während der andalusische Hengst noch nicht seine volle Kraft eingesetzt hatte. Sie flogen förmlich über den ebenen Streckenabschnitt auf der Anhöhe und stürmten den Abhang auf der anderen Seite hinunter. Der Graue führte noch um eine halbe Länge.
Nun runzelte Vincent die Stirn. Seiner Meinung nach hätte Raja weit vorn liegen müssen.
»Ich habe tausend Dollar auf dein Pferd gesetzt, William«, sagte ihr Onkel. »Es sollte sich mal mehr anstrengen.«
Bannister war ein großer Mann, dessen blondes Haar erst begonnen hatte, grau zu werden. Er kleidete sich tadellos und bewegte sich mit einer gewissen Eleganz. Vornehm war das Wort, mit dem man William Bannister beschreiben konnte.
»Ich stecke viel tiefer drin«, erwiderte er. »Keine Sorge, McCloskey wird es schon schaffen.«
Als die Pferde um einen riesigen Felsen bogen, der den letzten Abschnitt darstellte, schnappten alle Zuschauer hörbar nach Luft, und Carly sprang auf. Der Palomino war gestolpert und fast gestürzt, aber dann hatte er sich gefangen und rannte vorwärts. Sie konnte den Stolz des Tieres fast spüren ... oder vielmehr den des Don.
Was immer es auch war, das Paar schien noch entschlossener, zu gewinnen.
»Meine Güte!« rief Fletcher Austin. »De la Guerras Hengst ist ja unglaublich.«
»Ja«, pflichtete ihm Bannister bei,
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