Geliebter Teufel
Hund, nicht viel größer als ein wohlgenährtes Eichhörnchen, und paßte sich Ramons Schritten an. Lächelnd bückte er sich und hob das Tier hoch.
»Na, hast du deinen Freund vermißt?« fragte er und blieb kurz stehen. Er setzte den Hund auf den Sattel. Der Hengst wieherte sofort zufrieden und beruhigte sich. Rey und Bajito waren im Abstand weniger Tage geboren worden. Da sie in derselben Box im establo untergebracht waren, hatten sie sich, so merkwürdig das auch schien, angefreundet.
Ramon lächelte, als er über das ungleiche Paar nachdachte und auf die Stelle zuging, wo Bannisters wunderschönes Vollblut, Raja, ungeduldig neben dem Start herumtänzelte.
Carly versuchte, sich auf die Unterhaltung mit Vincent Bannister zu konzentrieren, doch ihr Blick glitt unwillkürlich zu dem Spanier und seinem feurigen Palomino hinüber. Ein schöneres Tier hatte sie bisher nicht gesehen. Es hatte eine breite Brust, einen kräftigen Hals, eine helle, lange Mähne und einen noch längeren Schweif. Auch war sie, das mußte sie sich eingestehen, noch keinem Mann begegnet, der männlicher und anziehender war als Don Ramon.
Heute trug er nichts Silbernes, sondern nur ein langärmeliges, weißes Hemd und eine hellbraune Lederhose, die seine muskulösen Schenkel umschloß. Die Hose war an den Seiten mit Spitze verziert, wie sie bemerkte, und unten hing sie locker über ein paar braunen Lederstiefeln herab. Ein flacher schwarzer Hut mit schmaler Krempe hing ihm an einer dünnen, geflochtenen Kordel auf den Rücken.
Beeindruckt musterte sie den kräftigen Mann, das schöne Pferd und den winzigen weißbraunen Hund, der jetzt auf dem Hengst ritt. Sie beobachtete, wie die drei stehenblieben und der Don mit einer alten, zierlichen Frau sprach, die, so nahm Carly an, seine Mutter war. Eine größere, schmale Frau, die wohl ein paar Jahre jünger war, stand neben ihr und Pilar Montoya den beiden gegenüber. Auffallend herzlich lächelte sie den Don an.
Carly hatte Pilar an dem Abend der fandango kennengelernt. Sie war Witwe, hatte Onkel Fletcher ihr berichtet, aber ihre Trauerzeit sei vorüber. Sie wäre auf der Suche nach einem Mann, und Ramon de la Guerra schien der führende Bewerber um ihre Hand.
Bei dem Gedanken runzelte Carly unwillkürlich die Stirn und fürchtete auch zu wissen, warum.
Von dem Augenblick an, als sie dem gutaussehenden Don begegnet war, hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt. Er war so anders als jeder andere Mann, den sie bisher kennengelernt hatte, größer, charmanter und weitaus aufregender. Ein einziger Blick von ihm, und ihr wurde warm ums Herz. Doch sie wußte, die Anziehungskraft brachte ihr nur Ärger. Was sie ihrem Onkel versprochen hatte, wollte sie auch halten.
Außerdem, soweit sie das erkennen konnte, hatte der Don gar kein vergleichbares Interesse an ihr.
»Sie machen sich zum Start bereit«, sagte Vincent. »Wir setzen uns jetzt besser auf unsere Plätze.«
»Ja. Da ist auch Onkel Fletcher.« Sie gesellten sich zu ihm und nahmen in der ersten Reihe auf der Tribüne Platz, von wo aus sie die gesamte Strecke übersehen konnten. William Bannister und einige andere Freunde ihres Onkels hatten im Nu die restlichen Plätze eingenommen, und immer noch trafen Leute am Start ein.
Weniger als ein Zehntel der Zuschauer waren Frauen. Bei dem ermüdenden Seeweg um Kap Hoorn, der Fahrt über den Isthmus oder der Aussicht auf eine langwierige, gefährliche Reise zu Land waren die meisten Männer in Kalifornien allein nach Westen gekommen. Es gab natürlich auch kalifornische Frauen und das übliche Gesindel, das sich in Lagern aufhielt und auf die Beute aus den Goldminen lauerte. Aber Frauen aus dem Osten waren eine Seltenheit. Carly war bisher erst wenigen begegnet und hatte noch keine Freundinnen unter ihnen gefunden.
»Was halten Sie von dem Pferd meines Vaters?« erkundigte sich Vincent, als Raja zum Start geführt wurde. Es war ein langbeiniger, schlanker, gescheckter Wallach mit glänzendem Fell, graziler gebaut als jedes Pferd, das sie bisher gesehen hatte.
»Es sieht so aus, als wäre es schnell, aber die Strecke ist recht lang und nicht ganz eben. Der Boden ist rauh. Onkel Fletcher befürchtet, es hätte nicht genug Durchhaltevermögen.«
Vincent zuckte zurück, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. »Raja kann es mit jedem Pferd in Kalifornien aufnehmen. Mein Vater hat ein Vermögen für das Tier bezahlt, und Stan McCloskey ist der beste Reiter an der Westküste.«
Obwohl die meisten
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