Geliebter Teufel
im Schatten seines Bruders zu stehen. Er war entschlossen gewesen, für Recht zu sorgen, Gerechtigkeit mit oder ohne das Gesetz der Anglos aus zuüben.
Unter dem Decknamen El Dragón hatte er begonnen, sich zu wehren, und daran bis zum heutigen Tag festgehalten.
»Es wird Zeit, daß wir in die Berge zurückkehren, Amigo.« Pedro Sánchez, früher einmal der segundo seines Vaters, Vorarbeiter auf Rancho del Robles, ritt neben ihm. Er war ein Mann
Anfang Sechzig, hatte Erfahrung als Vaquero und war von seiner Erscheinung her drahtig, kräftig und zäh.
»Reite vor.« Andreas grinste. »Ich habe noch etwas in San Juan Bautista zu erledigen.«
»So etwas Ähnliches wie dein Bruder gern mit der hübschen, jungen gringa haben möchte?« fragte Pedro. Offenbar hatte er gesehen, wie Ramon ihr die Rose geschenkt hatte.
»Mir hat er gesagt, sie würde einen nur in Schwierigkeiten bringen. Ich glaube, das trifft mehr auf ihn zu als auf mich.«
»Señor Austin wird über sein Interesse nicht begeistert sein. Er ist nicht der Mann, gegen den dein Bruder sich öffentlich stellen sollte.«
»Ramon weiß das viel zu gut. Ich glaube nicht, daß er das will. Er hat geschworen, es würde nie wieder ein andalusisches Pferd auf del Robles’ Boden geben, ehe wir es nicht wieder in Besitz haben.« Andreas zuckte mit den Schultern. »Ach, ob er es glaubt oder nicht, mein Bruder ist auch nur ein Mensch - und die Frau ist wirklich ungewöhnlich schön, oder nicht?«
»Sie bringt nur Schwierigkeiten, wie Ramon gesagt hat.«
»Vielleicht sollte ich ihn davor bewahren. Wenn er mit mir nach San Juan reitet...«
»Die Witwe Pilar kann ihn auch davor bewahren. Und außerdem ist da noch Miranda. Sie trauert ihm jede Minute nach, die er sich aus dem Lager entfernt.«
» Si , ich schätze, da hast du recht.« Andreas warf einen letzten Blick zu den Leuten hinüber, die sich wie ein Insektenschwarm unten am Hügel versammelt hatten. Er glaubte, eine kleine Frau mit kastanienfarbenem Haar deutlich unter einem rosaweiß gestreiften Sonnenschirm zu erkennen.
Er lächelte. »Auf der anderen Seite, was hat das Leben schon für einen Sinn, wenn man nicht ein paar Schwierigkeiten zu bewältigen hat?«
Pedro lachte, und die beiden Männer gaben ihren Pferden die Sporen und ritten auf die Berge zu. An der Gabelung wandte Andreas sich nach Süden, und Pedro ritt höher hinauf. Die Gedanken an die Amerikanerin mit den hübschen grünen Augen und der hellen Haut, den hohen, vollen Brüsten und den schlanken Fesseln trieben Andreas vorwärts. Er hoffte, in San Juan eine Frau mit den gleichen vollen Brüsten zu finden, die ihn für ein paar Silberlinge oder ein paar schmeichelhafte Worte mit in ihr Bett nehmen würde.
Gern hätte er gewußt, ob sein Bruder zu Pilar ging oder ob er so viel Geduld aufbrachte, um auf das hübsche Anglo-Mädchen zu warten.
3. Kapitel
Auf einem Hengst so schwarz wie die Kleidung, die er trug, ritt Ramon de la Guerra über den Hügel und blickte hinunter zu dem schmalen Fluß, der sich zwischen den Platanen unter ihm entlangschlängelte. Andreas wartete bereits dort, begleitet von einem Dutzend Vaqueros, die der Familie de la Guerra treu geblieben waren wie ihre Väter und Großväter vor ihnen. Zwei Yocut-Indianer aus dem großen Tal im Osten befanden sich am Ende der Gruppe.
Ramon drängte seinen schwarzen Hengst vorwärts und stieg den Abhang hinunter, der zu dem mit Steinen übersäten Fluß führte. Nur das Licht einer schmalen Mondsichel half ihm, den Weg zu finden, und selbst die wurde noch von einem Vorhang dünner, grauer Wolken verschleiert.
»Buenas noches, amigos«, rief er den Männern zu und zügelte sein Pferd, um es zum Stehen zu bringen. »Schön, euch alle zu sehen.« Pedro Sanchez war mit dabei, wie auch Ruiz Domingo, Ignacio Juarez, Cisco Villegas, Santiago Gutierrez und eine Reihe anderer. Die meisten kannte er bereits seit seiner Kindheit.
»Wie ich bereits Andreas gesagt habe, was wir heute nacht machen, ist wesentlich gefährlicher als jeder andere Überfall, den wir bisher verübt haben. Austin und seine Männer lauern uns vielleicht auf. Natürlich besteht die Möglichkeit, daß es nicht so ist und er keine Wachen aufgestellt hat, aber ganz sicher können wir nicht sein. Wenn einer von euch etwas Verdächtiges bemerkt, muß er sofort alle anderen warnen. Dann müssen wir umgehend die Ranch verlassen, mit oder ohne Pferde.«
»Wir brauchen die Pferde, Ramon«, entgegnete Andreas.
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