Geliebter Teufel
wie es dir ergangen ist.«
Sie tupfte sich die letzten Tränen von den Wangen. »Ich würde es lieber vergessen, wenn du nichts dagegen hast. Es zählt nur noch, daß die Ehe zerbrochen ist. Wenn es eine Möglichkeit gibt, das amtlich zu machen, dann möchte ich das tun.«
Er lächelte. »Hab keine Sorge, mein Kind. Überlaß das alles mir. Mach dir keine Gedanken darüber, ruh dich jetzt erst einmal aus.«
Er wartete, bis sie in dem Zimmer verschwand und die Tür hinter sich zumachte. Im Geiste ging er gleich die Möglichkeiten durch, überprüfte einige, verwarf ein paar und hielt an dem Rest fest. Fletcher schmunzelte vor sich hin. Wie gewöhnlich ergaben sich die Dinge von selbst. Caralee war zu Hause, und es konnte durchaus passieren, daß Vincent Bannister ihr früher oder später verzeihen würde. Eine Hochzeit der beiden mochte sich noch einrichten lassen.
Vincent würde in seiner Schuld stehen und ebenso sein Vater. Sobald er mit einer so einflußreichen Familie wie den Bannisters verbunden war, ließ sich nicht sagen, was er noch erreichen konnte. Er hoffte nur, daß Caralee kein Kind von dem Spanier unter ihrem Herzen trug. Aber selbst wenn das der Fall sein sollte, mußten sie nur rasch handeln, um damit fertig zu werden.
Dabei fiel ihm ein, daß er seine Nichte auch unbedingt noch danach fragen wollte, inwieweit Ramon de la Guerra mit dem spanischen Dragon in Verbindung stand und ob er möglicherweise an den kriminellen Übergriffen des Verbrechers beteiligt war. Fletcher ging in sein Arbeitszimmer, schloß die Tür hinter sich, trat ans Sideboard und schenkte sich einen Brandy ein. Zeit war alles, was er jetzt brauchte, und die hatte er jetzt, wo Caralee zu Hause war. Fletcher lächelte zufrieden, setzte das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug.
Ramon vergrub sich in seine Arbeit. Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung arbeitete er unermüdlich, bis die Erschöpfung ihn übermannte. Doch selbst dann konnte er noch nicht schlafen. Stille lag über der Ranch, stumme Verzweiflung, die sich von ihm auf seine Männer übertrug und wie ein Schatten über seine Mutter und seiner Tante lastete.
Er hatte niemandem erzählt, was geschehen war, bloß erwähnt, daß Caralee die Ehe beenden wollte. Seine Mutter war entsetzt und hatte ihm klarmachen wollen, daß es so etwas nicht gab. Sie hatte ihn angefleht, ihr doch zu sagen, was vorgefallen war, bis er schließlich seine Beherrschung verloren und sie angeschrien hatte, sich nicht einzumischen.
Seine Tante hatte sich taktvoller verhalten, sprach allerdings über Caralee, wenn er da war und redete so liebevoll über seine Frau, bis er schließlich aus dem Haus stürmte. Er wollte sich schon nach Santa Barbara aufmachen, um die Dokumente zu suchen, mit deren Hilfe er Rancho del Robles zurückgewinnen konnte, doch zu guter Letzt schickte er Mariano an seiner Stelle. Er fürchtete, seinen Cousin dort anzutreffen. Angel mochte auf die kleine Hazienda seiner Familie zurückgekehrt sein, und Ramon traute sich nicht zu, seinem Cousin gegenüber erneut nachsichtig zu bleiben.
In den vergangenen zwei Wochen hatte er im Lager gelebt. Eigenartigerweise war er froh, daß Miranda nicht dort weilte, sondern mit Pedro zu einem Besuch bei der Familie ihres verstorbenen Mannes hinunter ins große Tal aufgebrochen war. Ramon war nicht bereit für eine Frau. Für keine einzige. Nur der Gedanke an das Liebesspiel erinnerte ihn schon an Angel und Caralee, und sofort empfand er einen bitteren Geschmack im Mund.
Es hatte eine Zeitlang gedauert, aber er hatte es schließlich geschafft, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Wie er es in der Vergangenheit getan hatte, versuchte er seinen Kummer mit Zorn zu ersticken und nährte ihn, als wäre er ein Lebewesen, dann labte er sich daran, um den Schmerz von sich zu weisen.
Tagsüber zwang er sich dazu, an den Augenblick zu denken, wo er sie zusammen in seinem Zimmer überrascht hatte, und durchlitt erneut den heftigen Schmerz, der ihn wie ein Messerstich durchzuckt hatte. Er dachte daran, wie er sie mit Villegas angetroffen hatte und versuchte sich einzureden, daß sie ihn vielleicht auch gewollt hatte und die rauhe Behandlung des Mannes genossen hätte, wenn er nicht dazugekommen wäre.
Erst nachts schaffte er es nicht mehr, sich das glauben zu machen. Denk daran, wie es zwischen uns war... Tu so, als wäre in Monterey nichts gewesen. Erinnere dich an die Dinge, die wir zusammen gemacht haben, das Vergnügen, das
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