Geliebter Teufel
daß es ihr gutging. Andererseits hatte sie vielleicht eine Lehre aus ihrem Handeln gezogen und kehrte nach Hause zurück.
Eigenartigerweise hoffte er, daß es so war. Er hatte nämlich festgestellt, daß er sie vermißte.
Doch auch, wenn sie zurückkehren sollte — die Frau, die er gefunden hatte, würde er nicht aufgeben. Seine Nichte war nicht mehr unschuldig. Ramon de la Guerra hatte einen schlimmen Ruf. Inzwischen mußte seine Nichte sehr wohl mit dem Vergnügen, das eine Frau einem Mann bereiten konnte, vertraut sein, so wie Rita es gelernt hatte, ihm Vergnügen zu bereiten. Er hatte seit Jahren keine Frau mehr gehabt und hatte sich dem Bedürfnis nach etwas Gefühlvollem in seinem Leben verschlossen. Aber die Gegenwart seiner Nichte hatte bei ihm die Sehnsucht nach der Nähe einer Frau geweckt. Er war froh, daß Rita genau zu dem Zeitpunkt aufgetaucht war.
Er bedeutete der vollbusigen Frau mit einem knappen Kopfnicken, in die Küche zu gehen, trat vom Fenster zurück und öffnete die schwere Haustür.
»Caralee, meine Liebe. Wie schön, dich wiederzusehen.« Er lächelte. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Noch ein paar Tage ohne eine Nachricht von dir und ich wäre gezwungen gewesen, nach Las Almas zu kommen, um mich nach dir zu erkundigen.«
Sie scheint müde, dachte er bei sich, und abgespannt, als einer der Vaqueros herbeieilte, um ihr vom Pferd zu helfen. Ihr Blick wirkte leer, und ihre Augen waren geschwollen, so als hätte sie geweint.
Es tut mir leid, Onkel Fletcher. Ich hätte dir einen Brief schicken sollen. Das wollte ich auch tun, aber ich wußte nicht so ganz, was ich schreiben sollte.«
Er musterte ihr blasses Gesicht eingehend und entdeckte die Zeichen der Erschöpfung darin. Vielleicht hatte Vincent doch recht gehabt, und sie war mit dem Don nicht glücklich geworden. Möglicherweise hatte sie eingesehen, daß es ein Fehler gewesen war, ihn zu heiraten.
»Ich hoffe, es ist alles so gelaufen, wie du es dir vorgestellt hast«, sagte er und meinte es auch so.
Sie kam auf ihn zu und blieb vor ihm auf der Veranda stehen. »Nicht ganz. Eigentlich nicht mal annähernd. Die Wahrheit ist, du hattest recht, Onkel Fletcher. Ich hätte lieber auf dich hören und Vincent heiraten sollen.«
Sie blickte so trostlos drein, daß er sie wie von selbst in die Arme nahm und an sich drückte. »Na, na, meine Liebe, so schlimm wird es nicht sein.«
»Doch, ich fürchte schon.« Sie begann zu weinen. Leise Klagelaute verwandelten sich in heftiges Schluchzen, das ihm die Kehle zuschnürte.
»Schon gut, Caralee. Du bist jetzt zu Hause, wieder im Schoß deiner Familie, wo du hingehörst.«
Verwundert schaute sie zu ihm auf. »Du meinst, ich kann bei dir bleiben? Du verzeihst mir das, was ich getan habe?«
»Es gibt nichts zu verzeihen, und natürlich kannst du hierbleiben.« Er strich ihr das feuchte kupferrote Haar aus dem Gesicht. »Wir machen alle mal Fehler. Nicht jeder von uns ist so mutig, sie einzugestehen.«
Caralee nickte. Einen Moment lang noch klammerte sie sich an ihn, dann schniefte sie leise und wandte sich ab.
»Besser?« fragte er und reichte ihr sein Taschentuch.
Sie schnäuzte sich die Nase und trocknete sich die Augen. »Viel besser. Danke, Onkel Fletcher.«
Er nahm die Tasche entgegen, die der Vaquero vom Sattel gelöst hatte, führte sie ins Haus und den Flur hinunter zu ihrem alten Zimmer. »Hast du Hunger? Soll Candelaria dir etwas zu essen bringen?«
»Ich habe keinen Hunger.« Sie holte zitternd Luft und bemühte sich, nicht erneut in Tränen auszubrechen.
»Gräm dich nicht so«, riet er ihr und drückte ihr die Hand. »Wir werden schon damit fertig werden, warte es ab. Wenn dein Onkel etwas kann, dann eine Situation zu seinen Gunsten wenden.« Er faßte ihr unters Kinn. »Du bist immer noch eine schöne Frau — vergiß das nicht. Der richtige Mann wird zu schätzen wissen, was er an dir bekommt.«
Caralee rang sich ein Lächeln ab. »Danke, Onkel Fletcher. Es tut mir leid, daß ich dir so viel Kummer gemacht habe.«
»Daran wollen wir jetzt nicht denken. Warum ruhst du dich nicht ein Weilchen aus? Es ist alles im Raum so gelassen worden, wie es war. Du hast genügend Kleidung, und wenn du irgend etwas anderes brauchst...«
»Nein, ich habe alles, was ich brauche, in meinem Koffer.«
Er nickte und übergab ihn ihr. »Du kannst dich ein wenig hinlegen, dann ein Bad nehmen und dich umziehen. Später, wenn du willst, kannst du mir erzählen,
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