Geliebter Teufel
das Herz zusammen. Die Kehle brannte ihm, und er vermochte kaum zu schlucken. »Cara, bitte ... ich kann nicht...«
Mehr sagte er nicht, und sie schwieg auch, aber ihr Blick haftete auf seinem Gesicht, als ob sie sich seine Züge einprägen wolle.
Die Augenblicke verstrichen. Lange, unermeßliche Sekunden, die das Ende all dessen markierten, was zwischen ihnen vorgefallen war und ihr Leben jetzt veränderte. Die Einheit, die sie einmal erlebt hatten, gehörte der Vergangenheit an. Nie würden sie die Dinge machen, die er sich erhofft hatte, von denen er begönnen hatte zu träumen. Es würde keine Zukunft für sie geben, keine Kinder, auf die sie eines Tages stolz sein konnten.
Er wehrte sich gegen den erneut aufwallenden Kummer. Carly wendete ihre kleine Stute, drückte ihr die Füße in die Flanken und ritt den Pfad hinunter. Wenn du mich geliebt hättest, hatte sie gesagt, aber sie irrte sich. Er liebte sie wirklich. So sehr, daß die Trennung von ihr ihm den größten Kummer bereitete, den er je erlitten hatte. Er sah ihr nach, wie sie davonritt, und ihm war, als ob das Licht in seinem Leben erlosch und er in vollkommener Dunkelheit zurückblieb.
Seine Hände krallten sich um den Sattelknauf, und er fühlte sich verzweifelter als je zuvor. Wie konnte er sie lieben und sie gleichzeitig so sehr hassen? Wie konnte er sie hassen und dennoch begehren?
Ramon schloß die Augen und versuchte, den Anblick seines nackten Cousins, wie er die bloße Brust seiner Frau betastet hatte, zu verdrängen. Hätte ein anderer Mann sie angefaßt, wäre er jetzt tot gewesen. Aber Angel gehörte zur Familie. Er war ein de la Guerra und war ebenso hinters Licht geführt worden wie Ramon.
Er lenkte den Hengst die andere Abzweigung entlang und führte das Sattelpferd mit sich. Oben auf dem Hügel hielt er inne und vergewisserte sich, daß Caralee sicher zur Ranch gelangte. Sie weint, dachte er, war sich aber nicht ganz sicher. Auf ihre Art hatte sie ihn vielleicht doch geliebt.
Ihr Pferd fand den Weg ins Tal hinunter. Caralee saß aufrecht im Sattel, das Kinn vorgereckt und die Schultern gestrafft. Gern hätte er gewußt, was sie dachte und ob es ihr leid tat, was sie getan hatte. Ob sie sich ebensosehr wünschte, nach Las Almas zurückzukehren, wie er sich danach sehnte, sie mit nach Hause zu nehmen?
Er sah ihr noch eine Weile nach und ignorierte den dumpfen Schmerz in seiner Brust wie auch den brennenden Wunsch, die Zeit zurückdrehen zu können bis zu jenem Tag vor ihrer Abreise nach Monterey. Wenn er noch einmal die Möglichkeit hätte, sich neu zu entscheiden, mochte sie ihn vielleicht so sehr lieben, daß sie ihm nicht untreu geworden wäre.
Als das Hufgetrappel verklungen war und er nur noch den Wind durch die Bäume rauschen hörte, versuchte er sich mit der Trennung abzufinden und die Lage so zu akzeptieren, wie sie war.
Die Vergangenheit war abgeschlossen und ließ sich nicht mehr ändern. Wie sein Bruder Andreas war Caralee für ihn gestorben und nicht mehr länger ein Teil seines Lebens. Gestern hatte er mit Padre Renaldo, dem alten Mann, wegen dem er einen so weiten Weg zurückgelegt hatte, gesprochen. Der Priester hatte gesagt, daß die Dokumente, die er brauchte, vermutlich in einem Verlies in der Mission von Santa Barbara zu finden seien. Sobald er sie gefunden hatte, konnte er möglicherweise den Besitz seiner Familie zurückverlangen.
Zum ersten Mal seit dem Tod seines Vaters und seines Bruders interessierte Ramon das nicht mehr.
17. Kapitel
»Ist das nicht meine Nichte, die da auf die Ranch geritten kommt?« Fletcher Austin stand am Fenster im sala und schaute auf die grasbewachsene und mit Eichen bestandene Ebene hinaus. Er sprach mit Rita Salazar, einer Frau, die, auf der Suche nach Arbeit kurz vor Caralees Hochzeit zu ihm gekommen war.
» Si , Señor Fletcher. Das ist sie, glaube ich.« Rita war halb Spanierin und halb Miwokindianerin. Fletcher hatten ihre reife, frauliche Figur, das lange, schwarzglänzende Haar und ihre vollen Lippen auf den ersten Blick gefallen. Er hatte sie für Küchenarbeiten eingestellt, war aber nicht minder erfreut, als sie schließlich auch sein Bett wärmte.
Gedankenversunken tätschelte er Ritas rundlichen Hintern und musterte Caralee, die heranritt, aufmerksam besorgt und mit dem unerwarteten Gefühl jäher Herzenswärme. Er wußte nicht, warum Caralee zu ihm kam. Vielleicht wollte sie ihn nur besuchen, wie er beabsichtigt hatte, es zu tun, nur um sich zu vergewissern,
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