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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sicherlich gab es eine Möglichkeit, wie sie wieder glücklich werden konnte. Onkel Fletcher hatte recht. Sie sollte Vincent heiraten. Er hatte ihr bereits seine Grüße geschickt. Erst gestern nachmittag war ein Brief von einem Boten eingetroffen. Anscheinend hatte ihr Onkel ihren ehemaligen Bewerber umgehend von ihrer Rückkehr informiert und offensichtlich aus den Schwierigkeiten, die er durch seine Manipulationsversuche erzeugt hatte, nichts gelernt.
    Wenn Vincent sie andererseits noch immer wollte, liebte er sie vielleicht wirklich. Sie sollte ihn wohl heiraten und ihr Leben endlich in die Hand nehmen. Carly zweifelte nicht daran, daß es ihrem Onkel gelingen würde, eine Annullierung der Ehe zu erreichen. Er wollte ja, daß sie Vincent heiratete. Wäre sie gleich seinem Wunsch gefolgt, hätte sie sich den schrecklichen Kummer, den sie durchlitten hatte, erspart.
    Sie begann erneut, auf und ab zu gehen, schaute aus dem Fenster und blieb so abrupt stehen, daß sie fast gestolpert und hingefallen wäre. Entsetzt blinzelte sie nach draußen und versuchte sich einzureden, daß das, was sie sah, nicht wirklich da war.
    »Lieber Himmel!« Sie wirbelte zur Tür herum, riß sie auf und stürmte in den Flur. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie nach draußen rannte, die Tür hinter sich zuschlug und auf den Hof lief. »Hört sofort auf! Was macht ihr da? Ihr müßt auf der Stelle aufhören.«
    Aber die Peitsche sauste erneut nieder, schnitt in den schmalen, braunen Rücken, der bereits mehrere lange Striemen und drei Blutspuren aufwies. Carly stolperte vorwärts, rannte zu dem Jungen, während die Peitsche durch die Luft sauste. Sie duckte sich, hastete zwischen ihn und die erhobene Peitsche, schlang ihre Arme um seine dünnen Schultern, beugte sich über ihn, um ihn zu schützen, und fing den gemeinen Hieb für ihn ab.
    Sie schnappte erschrocken nach Luft, als der Lederriemen sie traf, und war entsetzt, welchen Schmerz der Junge bereits hatte ertragen müssen.
    »Zum Donnerwetter, Mann, aufhören!« schrie ihr Onkel, obwohl der Mann mit der Peitsche seinen Fehler bereits bemerkt hatte.
    »Entschuldigen Sie, Miss McConnell.« Cleve Sanders, der rauhbeinige Vorarbeiter ihres Onkels, rollte die Peitsche zusammen. »Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht weh getan.«
    Der dünne Lederriemen hatte durch ihre Kleidung geschnitten und sicherlich einen Striemen auf ihrer Haut hinterlassen. Er brannte wie Feuer. Bis auf diese Tatsache war ihr nichts passiert. »Um den Jungen sollten Sie sich Sorgen machen, nicht um mich.«
    Two Hawks starrte reglos vor sich hin und hatte die Zähne aufeinandergebissen. Stumm kämpfte er gegen den Schmerz an. Die Arme hatten sie ihm über den Kopf hochgezogen und an den niedrig hängenden Zweig eines Baumes gebunden. Sein Rücken war entblößt, die übergroße Hose war tief auf seine dünnen Hüften herabgerutscht. »Binden Sie ihn los!« verlangte Carly.
    Als die Männer keine Bewegung machten, ihn zu befreien, sondern nur von einem Fuß auf den anderen traten, verärgert dreinblickten und sich gegenseitig etwas zuraunten, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf ihren Onkel, der jetzt aus einiger Entfernung näher kam.
    »Entschuldige, Caralee, aber du hast hier draußen nichts zu suchen. Das ist eine reine Männerangelegenheit. Geh wieder ins Haus zurück.«
    »Was ist hier los, Onkel Fletcher? Was kann ein Junge in seinem Alter getan haben, daß er dafür solche Schläge verdient  hat?«
    »Der Junge ist ein Dieb, Caralee. Ob es dir gefällt oder nicht, ich werde mir von keinem dieser verbrecherischen Wilden etwas auf del Robles wegnehmen lassen.«
    »Two Hawks ist kein Verbrecher. Was hat er denn weggenommen?«
    »Hat ein Huhn gestohlen, Miss«, mischte sich Sanders ein. »Von diesem verdammten Pack sind alle gleich.«
    »Ein Huhn? Wo ist es? Warum sollte er herkommen, um eine Henne zu stehlen?«
    »Kein lebendiges Huhn, Miss. Ein geschlachtetes. Die Köchin hat eine ganze Reihe davon gebraten und bereitet sie zum Abendessen zu. Der Junge hat durchs Fenster hineingefaßt und sich direkt eines von der Feuerstelle gestohlen.«
    Carly wandte sich dem Jungen zu. »Hast du für das Huhn bezahlt, Two Hawks?«
    Er nickte steif. »Ein dutzend Handelsperlen ... viel mehr, als der alte, zähe Vogel wert war.«
    Carly drehte sich das Herz im Leib herum. Sie warf Sanders einen finsteren Blick zu und preßte die Lippen fest aufeinander. »Da, hören Sie es? Er hat das Huhn nicht gestohlen, er hat es gekauft.

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