Geliebter Teufel
nicht zulassen.
»Bleib ruhig liegen, Liebster«, flüsterte sie, »es wird alles gut werden.« Sie biß sich auf die Unterlippe, um das Zittern in ihrem Körper zu unterdrücken. Anstatt der Furcht nachzugeben, hob sie ihre Seidenröcke und riß hastig einen Streifen von ihrem weißen, gerüschten Unterrock ab. Sie faltete ihn zusammen, preßte ihn auf die Austrittswunde auf seiner Brust und ignorierte Ramons Luftschnappen.
»Der Schuß ist glatt... durchgegangen«, sagte sie und verdrängte die Tränen, als sie sah, welche Qualen er litt. »Ich schätze, das ist gut, wenn wir die Blutung stoppen können.« Wenn. So ein erschreckendes Wort, sobald jemand sterben konnte, den man liebte.
Lieber Gott, betete sie, ich werde alles tun, was du von mir willst - wenn du ihn leben läßt.
»Ich... ich muß dich etwas bewegen. Ich versuche es ganz vorsichtig.« Behutsam rollte sie ihn auf die Seite und legte einen zweiten zusammengefalteten Baumwollstreifen auf die Einschußwunde in seinem Rücken. Bis sie schließlich den provisorischen Verband angelegt hatte, für den sie einen weiteren Streifen ihres Unterrocks um seine breite Brust gebunden hatte, zitterten ihre Hände so sehr, daß sie die Enden kaum verknoten konnte.
Ramon umfaßte sanft ihre Handgelenke. »Hab keine Angst, querida. Bis hierher haben wir es geschafft. Wir schaffen auch den Rest. Wir können alles bewältigen... solange wir zusammen sind.«
Carly vermochte kaum zu schlucken. »Ich habe es ihnen nicht gesagt, Ramon. Ich weiß nicht, wer es war, aber ich nicht - ich schwöre es.«
Er schaute ihr ins Gesicht. »Nicht eine Sekunde lang habe ich das gedacht. Du hast mich nie verraten. Wenn einer von uns den anderen im Stich gelassen hat, dann war ich das. Ich allein habe Verrat begangen.«
Sie wich seinem Blick aus. Ihr wurde schwer ums Herz, und sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Da ist noch etwas, das ich dir unbedingt gestehen muß. Ich hätte es dir schon längst erzählen sollen.« Sie wandte sich ihm zu. Unsicherheit nahm ihr die Kraft, und ihre Worte klangen ein wenig gepreßt. »Ich bin nicht die, für die du mich hältst. Meine Familie war nicht reich ...so wie mein Onkel das alle glauben macht. Ich bin in einer Kohlengrubensiedlung in Pennsylvania geboren und nur die Tochter eines armen Grubenarbeiters. Verglichen mit der Her kunft deiner Familie bin ich nicht mal wert, die Schuhe eines de la Guerra zu tragen.«
»Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis du mir das erzählst.«
Tränen sprangen ihr in die Augen. »Du hast es gewußt? Wie bist du darauf gekommen?«
»Du hast sehr viel gesprochen, als du krank warst, in der Zeit in Llano Mirada. Es hat damals schon keinen Unterschied gemacht, und es spielt für mich auch jetzt keine Rolle.«
»Aber sicherlich ...«
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. Dann strich er ihr sacht übers Haar und schob seine Hand in ihren Nacken. Er zog sie zu sich heran, um ihr einen zärtlichen Kuß zu geben.
»Te amo, mi corazon«, flüsterte er. »Te amo como jamas he amado.« Ich liebe dich, mein Herz. Ich liebe dich so sehr wie nie zuvor.
Da begann sie zu weinen. Dicke Tränen rannen ihr über die Wangen und fielen auf seine verbundene Brust. Sie liebte ihn auch so sehr. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sie ihn verlieren könnte.
Ramon lächelte zärtlich und faßte ihr unters Kinn. »Jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt zum Weinen. Du kannst zusammen mit meiner Mutter weinen, sobald wir sicher zu Hause sind.«
Carly schniefte und schaute auf. »Du willst reiten?«
»Si, anders kommen wir nicht dorthin.«
»Aber du hast so viel Blut verloren und ...« Carly straffte sich. Der dicke Stoffverband half. Das Blut, das aus seiner Wunde ausgetreten war, hatte nachgelassen. Wenn sie es bis Las Almas schafften, konnten seine Mutter und Tia ihr helfen, ihn zu versorgen. Sie konnten ihn gesund pflegen - dafür würde sie selbst sorgen. »Schaffst du es, bis zu deinem Pferd zu kommen?«
»Si. Für dich, querida, bringe ich alles fertig.«
Er stützte sich schwer auf sie, richtete sich unsicher auf und humpelte mit ihr zusammen zu den Pferden hinüber. Sie half ihm, einen Stiefel in den Steigbügel zu schieben. Ramon wankte nach vorn, und Carly hievte ihn in den Sattel. Danach band sie die Zügel ihrer Stute zusammen, damit sie nicht auf dem Boden schleiften. Sie ließ das Tier frei laufen. Es würde ihnen folgen. Dann führte sie den schwarzen Hengst zu einem
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