Geliebter Teufel
Felsen und kletterte hinter Ramon. Sie schlang ihre Arme um ihn, wendete den Hengst in Richtung Las Almas, und dann machten sie sich auf den Weg. Die Stute lief folgsam mit, und Carly hoffte im stillen, daß sie mit dem feurigen schwarzen Tier umgehen konnte.
Hunderte Male glaubte sie, sie würden es nicht schaffen. Oder daß es, selbst wenn es ihnen gelang, zu spät wäre. Durch den unebenen Boden, über den sie ritten, blutete seine Wunde wieder stärker. Er war kaum noch bei Bewußtsein von dem Blutverlust, stöhnte vor Schmerzen bei jedem Hufschlag des Pferdes. Ein paarmal verlor er das Bewußtsein, und nur weil sie ihn festhielt, konnte er nicht vom Pferd fallen.
Die ganze Zeit betete sie inständig, bat Gott und die Jungfrau Maria, ihnen sicher nach Hause zu helfen.
Die Nacht schien endlos. Die Dunkelheit hing wie ein Vorhang über ihnen. Das Schreien einer Eule ertönte im Schatten, gefolgt von dem Heulen eines Wolfs und später von dem leisen Brummen eines Bäres, irgendwo vor ihnen in der Finsternis.
Carly fröstelte, wenn sie daran dachte, was alle passieren mochte, wenn eines der herumstreifenden Tiere sie angriff oder den Hengst so erschreckte, daß sie ihren schwachen Halt im Sattel verlor. Allein der Pfad stellte schon ein Problem dar. Sie hatten einen weniger benutzten Weg gewählt, der zum Teil stark überwuchert war und manchmal ganz verschwand.
Als sie schon überzeugt war, sie hätte sich verirrt und würde nie mehr nach Hause finden, erreichte sie den Hügel über der Ranch und entdeckte das kleine Landhaus unten im Tal.
»Gott sei Dank«, hauchte sie und meinte ihre Worte ernst. Erleichterung durchflutete sie, während neue Hoffnung sie beseelte. Sie drängte den großen Hengst vorwärts, ritt ins Tal hinunter und wurde von einem besorgten Mariano begrüßt. Auch Two Hawks erschien mit dem kleinen bellenden Bajito auf den Fersen. Ihnen folgten Tia und Mutter de la Guerra.
»Santa Maria«, flüsterte Tia Teresa und eilte herbei.
»Ramon ist angeschossen worden, Tia. Ich fürchte, er ist ziemlich schwer verwundet.« Noch während Carly die Worte aussprach, kam die Furcht in ihr auf. Unterwegs hatte sie es geschafft, sich unter Kontrolle zu halten - es war keine Zeit gewesen für Angst. Jetzt, wo sie bei seiner Familie angekommen war, konnte sie sich kaum noch halten.
Mariano und Two Hawks trugen Ramon ins Haus.
»Don Ramon ist kräftig«, beruhigte der Junge sie. »Er wird es schaffen, Señora ... jetzt, wo Sie zu Hause sind.« Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und ging nach draußen, um die verschwitzten Pferde abzureiben, zu füttern und in den Stall zu bringen. Tia half Carly ins Schlafzimmer zu humpeln. Dann begannen Carly und Ramons Mutter, ihm die blutverschmierten Sachen auszuziehen, während Tia Teresa zu Blue Blanket hinüberging, um heißes Wasser zu holen, mit dem sie die Wunden auswaschen konnten.
»Es ist nicht so schlimm, wie du denkst«, meldete sich Ramon da leise. »Ich habe Schlimmeres durchgestanden.« Jetzt, wo er zu Hause war, hatte er einen Teil seiner Kraft zurückgewonnen. Obwohl er blaß und sein Gesicht von den Schmerzen verspannt war, lächelte er Carly liebevoll an. Sie drückte seine Hand.
»Ich werde nicht sterben«, sagte er. »Ich könnte allerdings so tun. Das würde ich auch sofort machen, wenn ich wüßte, daß du dann nach Hause kommst.«
Ihr zog sich das Herz zusammen. »Ich bin zu Hause, Ramon. Ich werde dich nie wieder verlassen.«
Tia und seine Mutter wechselten stumme Blicke, wandten sich ab und stahlen sich leise aus dem Zimmer.
Ramon drückte ihre Hand. »Du kannst nicht hierbleiben, Cara, jedenfalls nicht heute abend. Dein Onkel darf nicht erfahren, daß du beteiligt warst - oder ich. Sollte das passieren, war alles, wofür wir so hart gekämpft haben, umsonst.«
Ihre Augen verschleierten sich bei seinen Worten. »Aber ... aber ich kann nicht einfach Weggehen - du bist verwundet! Ich muß hierbleiben und mich um dich kümmern.«
Er lächelte sie zärtlich an. »Du weißt genau, daß ich recht habe.«
»Mein Onkel wird nicht vor morgen früh zurückkehren. Sicher kann ich bis dahin bleiben.«
Ramon schaute sie so sehnsüchtig an, daß sie hart schlucken mußte. »Glaubst du, ich möchte, daß du gehst? Mir wäre lieber, du bleibst. Wenn ich die Kraft dazu hätte, würde ich dich in mein Bett ziehen und mich über dich legen. Ich würde dir auf Hunderte verschiedene Arten zeigen, wie sehr ich dich liebe. Statt dessen muß ich
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