Geliebter Teufel
dich wegschicken.«
Carly umklammerte seine Hand. »Laß mich bleiben.«
»Es ist zu gefährlich für dich hierzubleiben. Die Frauen werden meine Wunden versorgen - du mußt dir keine Sorgen machen. Ich habe dir doch gesagt, ich habe schon Schlimmeres überstanden ... und ich habe einen Grund zum Leben.« Er drückte einen sachten Kuß in ihre Hand. »Two Hawks bringt frische Pferde. Mariano wird dich zur Ranch zurückbringen. Sobald es sicher ist, kannst du zurückkommen. Ich warte sehnsüchtig auf dich.«
Ihre Kehle war zugeschnürt, und ihre Augen schimmerten feucht. Eine schwere Last lag auf ihrer Brust. Sie schaute Ramon an, und während er sie anschaute, fielen ihm die Augen zu. Der Blutverlust und die Erschöpfung raubten ihm erneut das Bewußtsein.
Er könnte heute nacht sterben, und sie würde nicht bei ihm sein.
Er könnte sterben, und sie würde ihn nie Wiedersehen.
Er könnte leben, und ihre Abwesenheit auf del Robles würde ihren Onkel alarmieren und Ramon sicher an den Galgen bringen.
Ihr Herz klopfte dumpf. Carly beugte sich vor und küßte ihn sacht auf die Lippen, dann wandte sie sich um. Tia und Mutter de la Guerra standen im Türrahmen.
»Wir werden uns um ihn kümmern«, versprach Tia unter Tränen.
» Si «, pflichtete seine Mutter bei. »Aber die beste Medizin für meinen Sohn wird sein, wenn seine Frau zurückkehrt.«
Carly blinzelte gegen die erneut aufsteigenden Tränen an. »Ich will nicht gehen, aber ich muß. Damit er sicher ist.«
Die ältere Frau nickte.
»Ich werde wiederkommen, sobald ich kann.« Sie umarmte sie, und sie halfen ihr nach draußen. Draußen im Hof warteten Two Hawks und Mariano bereits mit frischen Pferden. Der kräftige Vaquero hob sie auf einen braunen Wallach, schwang sich selbst in den Sattel seines Tieres und band Sonnenblumes Zügel an seinen Sattelknauf.
Schweigend ritten sie nach del Robles, keiner von beiden sprach davon, welche Sorgen er sich um Ramon machte oder daß Fletcher Austin vielleicht schon zurückgekehrt war und ihre Abwesenheit bemerkt hatte. Was würde sie ihm sagen, wenn es so war? Welche Lüge konnte sie ihn glauben machen?
Oben auf dem Hügel, von dem aus sie auf die Ranch hinunterschauen konnten, wechselten sie die Pferde. Mariano half ihr auf Sonnenblumes müden Rücken. Dann ritt sie den Berg hinunter zum Stall. Dabei umging sie die Barracken und hoffte, daß niemand sie sah.
In der Scheune glitt sie müde von der Stute und zuckte zusammen, als sie mit ihrem verstauchten Fuß aufkam. In dem dünnen Licht, das durch das Fenster hereinfiel, begann sie, ihrem Pferd den Sattel abzunehmen.
»Das werde ich machen, Señora.«
Carly zuckte beim Klang der Stimme zusammen. »José! Lieber Gott, Sie haben mich fast zu Tode erschreckt.«
»Das wollte ich nicht.« Der kräftige Vaquero trat neben sie und begann, den Sattelgurt zu lösen. »Gehen Sie schon ins Haus«, sagte er und wandte sich ihr zu. »Und machen Sie sich keine Sorgen - ich werde niemandem sagen, daß Sie weg waren.«
Carly befeuchtete nervös ihre Lippen. »Danke, José.« Er nickte bloß, als sie in den Schatten der Scheune trat und sich leise ins Haus schlich. Candelaria wartete in Carlys Schlafzimmer und half ihr rasch, sich auszuziehen.
So viele Leute mußten schweigen. Doch sie glaubte ihnen, daß sie es tun würden.
»Beeilen Sie sich, Señora. Señor Austin wird jeden Moment nach Hause kommen.«
»Er hat aber gesagt, er wäre vor morgen früh nicht zurück«, erwiderte Carly und dachte an die Abschiedsworte ihres Onkels.
»Er wird gleich hier sein. Einer der Männer ist vorausgeritten und hat bestellt, daß Ihr Onkel bei der Schießerei in San Juan verwundet worden ist.«
»Was?«
»Das hat er gesagt. Mehr weiß ich leider auch nicht.«
»Weiß der Mann, daß ich nicht da war?«
»Nein, ich habe ihm gesagt, Sie wären schon schlafen gegangen, und ich würde Ihnen ausrichten, daß Señor Austin verletzt worden wäre und nach Hause gebracht würde.«
»Danke, Candelaria.«
Das Mädchen zuckte nur mit den Schultern. »Wir sind Freundinnen ... und Sie sind Don Ramons Frau.«
Carly erwiderte nichts darauf, sondern schlüpfte nur in ihr Nachthemd und zog den Satinmorgenmantel über, ehe sie in das Schlafzimmer ihres Onkels hinüberging, um alles vorzubereiten.
»Weck Rita«, bat sie Candelaria. »Sie soll Wasser aufsetzen und alles mitbringen, was wir brauchen, um die Wunden meines Onkels zu versorgen.«
»Si, Señora.«
Aber sicherlich ist er nicht so
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