Geliebter Teufel
flackerte im ersten Moment in ihren Augen auf, dann wurde ihr Blick jedoch abweisend.
»Don Ramon ist nicht hier«, erwiderte sie und strömte Verachtung aus.
Carly lächelte dennoch unbeirrt freundlich. »Buenos días, Miranda. Heute ist ein schöner Tag, nicht wahr?«
»Gehen Sie. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß Ramon nicht hier ist.«
»Ich wollte nicht zu Ramon«, erwiderte Carly und benutzte absichtlich seinen Vornamen, weil es vertrauter klang. »Ich wollte zu Ihnen.«
»Wozu?«
»Weil ich dachte, Sie könnten etwas für mich tun ... wenn ich etwas für Sie tue.«
Miranda musterte sie kalt, dann warf sie ihr langes, glänzendes schwarzes Haar in den Nacken und bedeutete ihr hereinzukommen. Die Hütte war klein, bestand nur aus zwei Räumen, aber der Erdboden war sauber gefegt, er wirkte wie poliert, und frischgewaschene Vorhänge hingen vor den Fenstern. Carly nahm den süßlichen Parfümduft der Frau wahr.
»Wie kommen Sie darauf, daß Sie irgendwas für mich tun könnten?« fragte Miranda.
Carly versuchte, nicht daran zu denken, wie hübsch sie war, wie graziös und geschmeidig sie wirkte und daß Ramon bei ihr im Bett schlief. Statt dessen konzentrierte sie sich darauf, die Frau davon zu überzeugen, daß sie diejenige sei, die Ramon bevorzugte. »Vielleicht ist das ja nicht der Fall. Andererseits wären Sie vermutlich glücklicher, wenn ich hier weg wäre. Falls das so ist, können wir sicher etwas aushandeln.«
Miranda ließ ihren Blick prüfend über Carlys Figur gleiten und versuchte die Größe und Form ihrer Brüste abzuschätzen. »Ramon will Sie hierhaben. Warum sollte ich mich nicht seinem Wunsch fügen?«
Sie standen neben einem rustikalen Tisch mit Stühlen, aber Miranda bot ihr keinen Platz an. »Das ist ja der Grund - denn Ramon will mich hier haben. Oder vielleicht begehrt er mich sogar.«
»Er begehrt Sie nicht, puta. Warum sollte er? Schließlich hat er schon mich.«
»Wenn das tatsächlich der Fall ist, warum hat er mich dann geküßt?«
Miranda reckte ihr Kinn vor. Zorn flammte in ihren dunklen Augen auf, nicht Überraschung. Sie wußte sofort, es war etwas zwischen ihnen geschehen. Die Frauen, die mit ihr im Karren gesessen hatten, mußten es erraten haben. Vermutlich glaubten sie auch, daß der Don deshalb das Lager verlassen hatte.
»Ramon ist ein Mann«, erklärte Miranda. »Einem Mann gefällt es, sich mit jeder Frau einzulassen, die sich ihm willig zeigt.«
Carly lächelte und zuckte gleichmütig mit den Achseln. Sie wandte sich zur Tür, als wollte sie gehen. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ihn mit mir zu teilen ...«
»Wenn Sie freikämen, wäre Ramon nicht sicher. Sie würden ihn den Behörden ausliefern.«
Carly wandte sich um, beugte sich vor und stützte sich mit den Händen auf dem abgeschabten Holztisch auf. »Nicht, wenn wir einen Handel machen. Geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie mir zur Flucht verhelfen, und ich werde Ihnen versprechen, daß ich Ramon nicht verrate.«
»Sie sind eine gringa. Wieso soll ich Ihnen vertrauen?«
»Sie sind die Geliebte des Don. Wieso soll ich Ihnen vertrauen? Sie können mich in die falsche Richtung schicken. Sie können dafür sorgen, daß mir unterwegs jemand auflauert, um mich zu ermorden. Wir müssen einander vertrauen, wenn wir jeder unseren Erfolg haben wollen.«
Miranda nagte an ihrer Unterlippe, und Carlys Herz begann erwartungsvoll zu hämmern. Für beide bedeutete der Handel ein Risiko. Würde diese Frau ihr Wort halten? Die Gefahr, die Carly erwähnt hatte, war sicherlich mehr als realistisch. Sie würde sehr auf der Hut sein und sich auf irgendeine Art schützen müssen, sobald sie erst einmal hier weg war.
Soweit es sie betraf, würde sie alles mögliche versprechen, nur um zu entkommen. Noch weigerte sie sich, darüber nachzudenken, ob sie ihr Schweigen halten würde, wenn sie erst einmal zu Hause war.
»Ich werde Sie heute abend benachrichtigen«, entschied Miranda. »Lassen Sie das Fenster auf. Um Mitternacht werde ich Ihnen mitteilen, wie ich mich entschieden habe.«
Carly verließ die Hütte und hatte Angst, zuviel zu erhoffen, obwohl sie zum ersten Mal spürte, daß es vielleicht eine Chance gab. Die Frau verachtete sie sichtlich, doch Carly mochte nicht glauben, daß sie eines Mordes fähig war. Sie konnte Carly in die falsche Richtung schicken und darauf bauen, daß Carly in den Bergen umkommen würde, aber wahrscheinlich würde sie einfach ablehnen, auch nur einen Finger zu rühren.
Miranda machte
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