Geliebter Teufel
eine Angelegenheit, die Villegas und ich allein regeln müssen.«
Pedro wollte ihm widersprechen und ihn daran erinnern, wie gefährlich Cisco war, aber er hielt sich zurück. Erst einmal hatte der Don so unnachgiebig wie jetzt gewirkt - und das war an dem Abend gewesen, als sein Bruder gestorben war und er das Mädchen mitgenommen hatte.
»Ich brauche meine Waffen«, erklärte Ramon.
»Ich hole sie dir.« Als Pedro zum Korral zurückkehrte, war Viento bereits gesattelt, mit Schlafmatte und vollen bolas bepackt. Ein schweres Sharpgewehr steckte in der Scheide neben den Flanken des Pferdes.
Ramon nahm die Pistolen entgegen, die Pedro ihm brachte, und schwang sich auf den kräftigen, schwarzen Hengst. »Sollte ich in drei Tagen nicht zurück sein, nimm ein paar der Männer und mach dich auf den Weg nach Nogales. Sucht das Mädchen und bringt Villegas um - denn mit Sicherheit hat er mich dann getötet.«
9. Kapitel
Carly zuckte bei dem heftigen Stoß, den ihr Körper mitbekam, als das Pferd in ein Loch trat, zusammen. Sie waren bereits seit Stunden unterwegs, zwar hockte sie nicht mehr im Karren, sondern saß auf einem der Pferde, die ihn gezogen hatten, wie Villegas auch. Die Hälfte des Vormittags war sie unter der Plane verborgen geblieben. Jedesmal, wenn sie sie anhob, hatte Villegas sie gewarnt, darunter zu bleiben und sich nicht zu regen. Schließlich hatte er unter einer Baumgruppe angehalten und die Pferde ausgespannt.
Zuerst hatte sie die Sättel hinten im Karren nicht bemerkt, aber als sie ihr aufgefallen waren, hatte sie Angst bekommen. Doch andererseits verstand sie, daß es so besser war.
»Früher oder später werden die anderen uns folgen«, erklärte der Bandit, als er den Sattelgurt strammzog, ehe er sie auf den Rücken des Tieres hievte. »Ohne den Karren kommen wir schneller vorwärts.«
»Sie wollen nicht umkehren?«
Er grinste. Sein goldener Schneidezahn funkelte, an der Stelle des anderen klaffte nur eine große Lücke. »Ich bin Llano Mirada allmählich leid. Es ist der richtige Zeitpunkt, um zu verschwinden.«
Die meiste Zeit hielten sie sich Richtung Süden wie schon seit dem frühen Morgen. Sie erinnerte sich, daß sie an dem Abend des Überfalls aus dem Norden gekommen waren, aber die Richtung, die sie dabei eingeschlagen hatten, war mehr östlich als nördlich gewesen. Demnach hätten sie eigentlich in südwestliche Richtung reiten müssen, fand sie leicht beunruhigt, zwang sich aber, nicht darüber nachzudenken. Sie kannte diese Berge nicht, und sie hatten das Lager auf einer vollkommen anderen Route verlassen, als sie bei ihrer Ankunft benutzt hatten.
Carly bewegte ihren Kopf hin und her und versuchte, die Verspannung ihrer Muskeln in Nacken und Schultern zu lockern. Ihre Beine schmerzten, und ihre Schenkel waren wund von dem harten Leder des dürftig behandelten Sattels. Sie hätte gern gewußt, wie lange Villegas noch weiterreiten wollte, ehe er eine Pause einzulegen gedachte und das Nachtlager aufschlagen wollte. Sie war sich nicht sicher, wie weit sie es noch schaffen würde.
Carly bedeckte ihre Augen und schaute in die frühe Nachmittagssonne. Sie stand gleißend am Horizont, ihre kräftigen Strahlen ließen die Eichen golden erscheinen und glitzerten auf dem Wasser des felsigen Flußlaufes, dem sie folgten. Ein paar Minuten später bedeutete Villegas ihr, auf einen anderen Pfad hinüberzuwechseln, einen, der in östliche Richtung führte anstatt in westliche, und all ihre verborgenen Ängste tauchten sofort wieder auf.
Eine Zeitlang sagte sie nichts und hoffte im stillen, es sei nur ein Bogen um einen Berg herum oder die einzige Möglichkeit, einer natürlichen Grenze auszuweichen. Als sich die Kilometer jedoch in die Länge zogen, mußte sie stark an sich halten, um nicht die Frage auszusprechen, die ihr auf den Lippen lag - Lieber Himmel, wohin bringen Sie mich?
»Ich brauche eine kurze Rast«, erklärte sie schließlich und gab sich peinlich berührt. »Dort drüben ist ein Fluß. Während ich ... beschäftigt bin, können Sie vielleicht die Pferde tränken.«
Er brummte etwas Unverständliches vor sich hin, hielt aber sein Tier an und stieg ab. Carly kletterte ebenfalls von ihrem Pferd. Ihre zittrigen Beine wollten sie kaum noch tragen. Sie machte ein paar Schritte und reckte sich ein wenig, und schon wurde es etwas besser. Jetzt oder nie. Jeder Kilometer, den sie hinter sich legten, zehrte an ihren Kräften. Sie brauchte jedoch ihre ganze Energie, um einem Mann wie
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