Geliebter Teufel
de Christo, Pedro, ich kann mich nicht erinnern, daß ich jemals eine Frau so sehr begehrt habe.«
Der alte Vaquero lachte laut auf. »Die Amerikanerin hat Feuer, verdadf Sie besitzt Schönheit, Mut und Kraft. Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde ich mich auch versucht fühlen. Du mußt dich aber entscheiden, was du mit ihr tun willst, Ramon.«
»Wenn ich meine Freiheit behalten will, habe ich keine Wahl -ich kann sie nur hierbehalten.«
»Wenn du ihr die Dinge vielleicht erklären würdest... ihr die Wahrheit sagst. Es gibt immerhin die Möglichkeit, sie auf deine Seite zu ziehen.«
Ramon schnaubte verächtlich. »Die Frau ist eine gringa. Sie wird niemals einen Californio ihrem eigenen Fleisch und Blut vorziehen.«
»Vielleicht hast du recht, ich weiß es nicht. Aber ich habe seltsamere Dinge in meinem Leben gesehen. Ich habe gelernt, daß die Wahrheit ein Mittel der Überzeugung ist, das oft die Schranken zwischen Rasse oder Religion niederreißen kann.«
Ramon schüttelte den Kopf. Sanchez wurde allmählich alt. Daß er tatsächlich glaubte, die Frau würde zuhören - er könnte ihr sein Geheimnis anvertrauen -, es war schon verrückt, nur darüber nachzudenken, ob es möglich wäre.
Dennoch quälte ihn der Gedanke. Am folgenden Tag machte er sich nach Las Almas auf. Er wollte sich von dem Mädchen fernhalten. Aber jeden Abend erinnerte er sich daran, wie es gewesen war, als er sie geküßt hatte, und malte sich aus, wie es sein würde, sie leidenschaftlich zu lieben. Und jeden Tag mußte er daran denken, was sein alter Freund gesagt hatte.
Wenn er tatsächlich Verständnis bei ihr finden würde. Wenn er ihr die Wahrheit über ihren Onkel beibringen könnte, konnte er sie nach Rancho del Robles zurückkehren lassen. Sein Problem wäre gelöst, und früher oder später würde er sie vergessen.
Vielleicht sollte er sich auf den Weg zum Lager machen und ihr die Wahrheit sagen. In der Hinsicht hatte er nichts zu verlieren.
Ramon fröstelte bei dem Gedanken, daß er sein Leben verlieren könnte, wenn er so dumm sein sollte, ihr restlos zu vertrauen.
Die Idee entstand wie aus dem Nichts, oder vielleicht durch den weiblichen Instinkt, den sie immer schon besessen, aber erst kürzlich entdeckt hatte.
Sie hatte überlegt, wer im Lager ihr vermutlich helfen würde. Die Antwort war - niemand. Alle waren dem Don treu ergeben. Für wen bedeutete es einen Gewinn, wenn er ihre Flucht unterstützte? Sie kannte jetzt einige von ihnen besser. Manche waren wirklich nur aus Gewinnsucht hier, wie der Don ihr zu Anfang angedeutet hatte. Sie waren nur auf einen Teil der Beute aus, aber Carly besaß kein Geld, das sie ihnen hätte geben können, und Versprechen waren wenig wert.
Dann kam ihr die Erkenntnis: Miranda.
Miranda Aguilar wartete nur darauf, daß Carly das Lager verließ.
Die Frau war gleich am ersten Tag vor dem Haus des Don erschienen, um ihr klarzumachen, daß sie zu ihm gehörte. Sie wäre nicht gekommen, wenn sie Carly nicht als eine Art Drohung betrachtet hätte. Ob Miranda ihr helfen würde?
Carly hatte inzwischen Reiten gelernt, zumindest ein bißchen. Der Don hatte es ihr nicht beigebracht. Er hatte nach ihrer Rückkehr aus dem Indianerdorf das Lager verlassen. Ruiz und Sanchez hatten ihr den Unterricht gegeben. Beide waren ausgezeichnete Reiter und sehr gute Lehrer, geduldig, jedoch streng, aber entschlossen, daß sie, jetzt, wo sie die Aufgabe übernommen hatten, auch reiten lernen sollte wie jede Spanierin adliger Herkunft.
Sie hatten ihr beigebracht, rittlings zu reiten, ihr aber versprochen, ihr auch das Reiten im Damensattel zu zeigen, sobald Don Roman einen entsprechenden Sattel finden würde. Sie wollte das unbedingt erlernen. Denn sie wußte, ihr Onkel würde sich darüber freuen, wenn sie wie eine Dame reiten konnte.
Im Moment reichte es, wenn sie mit einem Pferd so zurechtkam, daß sie fliehen konnte.
Falls es ihr gelingen sollte, Miranda zur Hilfe zu bewegen.
Carly kleidete sich an jenem Morgen besonders sorgfältig, kämmte sich ihr Haar, bis es kupferrot schimmerte, und steckte es mit einem hübschen Muschelkamm auf, so daß es verführerisch über eine Schulter fiel. Sie zog den Ausschnitt ihrer Bluse so tief herunter, wie sie konnte, und stellte ihre Brustansätze zur Schau. Dann machte sie sich auf den Weg zu Mirandas Hütte und klopfte leise an ihrer Tür an.
Schritte erklangen. Die Tür ging auf, und die dunkelhaarige Frau trat auf die Veranda heraus. Überraschung
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