Geliebter Unsichtbarer
Menschen. Sie erzogen Kinder, hatten Karrieren, lachten und weinten miteinander. Und eines Tages starben sie. Eine seltsame Sehnsucht überkam ihn jedes Mal, wenn er an die menschlichen Leben dachte.
Obwohl ihm sein Leben im Komplex der Hüter die gleichen Annehmlichkeiten gewährte, die die Menschen hatten, war das Leben doch ganz anders. Er verbrachte nur sehr wenig Zeit im Komplex, und es war selten, dass alle Bewohner sich dort zur gleichen Zeit aufhielten. Der eine oder andere war immer im Einsatz. Geburtstage wurden nicht gefeiert, genauso wenig wie Weihnachten, Ostern oder andere Feiertage. Ein Tag war wie der andere. Es gab kein Wochenende, wo sie sich entspannten und abschalteten. Dämonen ruhten auch am Samstag und Sonntag nicht, ebenso wenig wie die Hüter der Nacht. Die Gefahr war immer wach. Sie schlief nie.
Aiden riss seinen Blick von der Wohnung weg und musterte die Gegend. Nur wenige Autos fuhren vorbei. Ein Bus hielt am nächsten Block an, und ließ eine Frau mit einem kleinen Kind aussteigen. In der Ferne schloss sich eine Tür und eine andere wurde geöffnet. Ganz normale Geräusche einer Nachbarschaft.
Aber seine Sinne waren nur teilweise beschäftigt und seine Gedanken drifteten zurück zu seinem neuen Schützling Leila. Er würde ihr heute Abend nach Hause folgen und beurteilen, wo sie besonders für einen Angriff der Dämonen anfällig war. Nicht, dass er glaubte, dass sie einen regelrechten Angriff starten würden: Sie wollten das haben, was sie hatte, die Droge. Sie würden eher etwas in ihrem Leben suchen, um einen Handel mit ihr abzuschließen.
Der Klang entfernter Schritte und Stimmen drang zu seinen übernatürlichen Sinnen und brachte ihn dazu, seinen Kopf zurück zu dem Gebäude von Inter Pharma zu wenden. Durch die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster, die die Lobby umgaben, sah er Leila auf die Tür zugehen, während sie ein paar nette Worte mit dem Nachtwächter austauschte. Das Foto, das er gesehen hatte, wurde ihr nicht gerecht. In Wirklichkeit sah sie noch bezaubernder aus als auf dem Schwarz-Weiß-Bild. Sein Magen verkrampfte sich bei dem Anblick und verabreichte ihm eine instinktive Reaktion, die er im Umgang mit einem Schützling nicht gewohnt war. Sie war so ganz anders als alle anderen, die er jemals hatte beschützen müssen.
Aiden schrieb seine Reaktion der Tatsache zu, dass diese Frau sehr gefährlich war: Wenn die Dämonen sie auf ihre Seite locken konnten, dann würden sie eine brillante Wissenschaftlerin haben, die für sie arbeiten würde. So viel hatte er aus dem Dossier über sie mitbekommen. Wer wusste, was für andere Drogen sie noch erfinden konnte, vielleicht sogar eine, die die Hüter der Nacht machtlos machte? Ja, redete er sich selbst zu, was er in seinem Bauch verspürte, hatte mit dem Wissen zu tun, dass ein brillantes Gehirn in diesem menschlichen Körper steckte, der schließlich den Dämonen erliegen würde. Denn trotz der Stärke, die er in ihren Augen gesehen hatte, würde sie nie stark genug sein, um ihnen zu widerstehen.
Und seine Reaktion auf sie hatte nichts mit der Tatsache zu tun, dass er sie berauschender fand als jegliche Frau, die ihm je begegnet war.
Leila lächelte dem Nachtwächter zu und trat in die frische Nachtluft hinaus. Es war September, aber tagsüber war es bewölkt gewesen, und es war kälter als normal für die Jahreszeit. Sie bog nach links ab und ging den Bürgersteig entlang.
Noch immer in seinem getarnten Zustand folgte Aiden ihr. Er war sich jedoch bewusst, dass, obwohl sein Körper unsichtbar war, sie ihn hören konnte. Sein Atem, seine Schritte, nichts davon konnte durch seine Tarnung verborgen werden. Es war einer der Gründe, warum er und alle Hüter der Nacht spezielle weichbesohlte Schuhe trugen, wenn sie im Einsatz waren. Diese absorbierten den Klang seiner Schritte auf dem Pflaster fast vollständig. Darüber hinaus hatte er gelernt, vorsichtig aufzutreten, so wie eine Katze oder ein Dieb. Wenn er weit genug zurückblieb, dann würde sein Schützling ihn nie bemerken.
Doch er brach das Protokoll und näherte sich, bis er nur einen Schritt hinter ihr war, nahe genug, um sie zu berühren, wenn er das Bedürfnis empfand. Ein schwacher Geruch von Rosen umgab sie. Er war so exquisit, dass er für einen Augenblick vergaß, wozu er hier war.
Sie trug eine kurze Jacke über ihrer Bluse. Ihr köstlicher Hintern war in eine maßgeschneiderte Hose gesteckt und wackelte in einem verlockenden Rhythmus, der jeden
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