Geliebter Vampir (German Edition)
ihm die Hand auf den Arm.
» Es sind drei Tage und Nächte vergangen, seit Blanche aufg e bahrt wurde. Die Zeit der Totenwache ist vorbei. Du bist die ganze Zeit hier gewesen, Allan. Jetzt muss Blanche bestattet werden. «
» Was? Du willst meinen Engel in die finstere Gruft stecken, in einen Sarg? Ganz allein in die Dunkelheit, sie, die niemals allein sein konnte, die Lichterglanz und Festivitäten über a l les liebte? Das werde ich niemals zulassen. «
Er legte die Hand auf seinen Revolvergriff.
Helen schaute ihn an und sagte mit fester Stimme: » Aber sie ist tot, Allan. Tote müssen bestattet werden. Ich weiß es, wie sehr du trauerst, dass es dein Herz zerreißt. Aber du kannst es nicht ä n dern. - Meine Schwester ist tot. Nichts und niemand kann sie z u rückholen. Erst am Jüngsten Tag wird sie wieder au f erstehen. «
» Nein, Helen. Sie lebt. Schau nur, es ist Röte auf ihren Wa n gen. « Helen konnte nichts dergleichen feststellen. » Blanche schläft nur. «
Der arme Mann, dachte die Ärztin. Sie hatte Allan eine Zei t lang gehasst , weil er sie mit ihrer Schwester betrogen und ve r lassen hatte. Von diesem Hass war nichts übriggeblieben.
» Allan, bitte, komm zu dir. Du machst nur alles viel schli m mer, besonders für dich. Blanche muss in eurer Familiengruft auf dem A l ten Friedhof beigesetzt werden. Wir müssen von ihr Abschied ne h men. «
» Niemals. Nie. Weißt du, was sie einmal zu mir gesagt hat? Da war ein Gewitter. Es blitzte und donnerte. Ein schweres U n wetter. Blanche hatte Angst wie ein kleines Kind. Sie klammerte sich an mich. Ich konnte sie kaum beruhigen. «
» Ich weiß, dass meine Schwester vor dem Gewitter Angst hatte « , sagte Helen.
Sie saß neben Allan auf der vordersten Kirchenbank. Der Sarg, umrahmt von einem Blumenmeer und von Kränzen, stand d i rekt vor dem Altar. Das Ewige Licht brannte über Blanche. Im Hintergrund sah man die Jungfrau Maria im Kerzenlicht, das J e suskind auf dem Arm. Es war still in der Kapelle.
» Blanche bat mich, sie nie, nie allein und im Stich zu la s sen. Ich sollte sie immer beschützen, vor aller Not und Gefahr. Vor dem Gewitter, vor Dunkelheit, der Angst und der Kälte. - Das habe ich ihr verspr o chen. «
» Allan, der Tod hat sie weggenommen. Er ist stärker als du. Dein Wort ist hinfällig. «
» Der Tod « , stöhnte Allan. Er zog seine Waffe. Sein Blick fl a ckerte. » Wo ist er? Ich bringe ihn um. Er soll mir Blanche wiede r geben. - Wenn das nicht möglich ist, folge ich ihr. Nichts soll uns trennen. Ich kann ohne Blanche nicht leben. «
Helen hätte nie gedacht, dass Allan so von ihrer Schwester a b hängig sein könnte. Er fuchtelte mit der Waffe. Er ist wahnsinnig geworden, dachte die Ärztin. Allan stand auf.
» Jeden, der seinen Fuß über die Schwelle setzt um Blanche we g zuholen und in ein finsteres Loch von Grab zu stecken, erschieße ich auf der Stelle ! « , rief er. Er knirschte mit seinen Zähnen. » Der Tod wird sie nicht behalten. - Blanche, hörst du mich? «
Er trat an den Sarg, ließ den Revolver fallen, ergriff die Hand der Toten und bedeckte sie mit Küssen.
» Ich lasse dich nicht allein, Geliebte. Wenn ich dich dem Tod nicht entreißen kann, gehe ich mit dir in die andere Welt. «
» Allan « , sagte Helen, die aufgestanden war. » Du versündigst dich. «
Allan hatte keinen Blick für sie.
» Lass mich allein. «
Daraufhin ging Helen hinaus. Sie griff zu einer List. Sie b e sprach sich mit ihrem Vater und mit Robert Dubois.
» Er hat komplett den Verstand verloren vor Kummer « , sagte sie ihnen in der Villa Allans. » Die Schlaflosigkeit, der Schock über Blanches Tod, das alles hat ihn über die Klippe hinausgetrieben, bis zu der die menschliche Vernunft geht. Er kann nur dann wieder genesen, wenn er vor vollendete Tatsachen gestellt wird. «
» Wie ? « , fragten die beiden Männer.
» Wir müssen zu einer List greifen. Man muss ihn dazu bringen, Speise und Trank zu sich zu nehmen. Ich mische ein starkes, g e schmackloses Betäubungsmittel darunter. Die Natur wird sich ihr Recht nehmen, seine Erschöpfung den Rest besorgen. Wenn Allan erst einmal schläft, wacht er mindestens 48 Stunden nicht auf. Ich kann ihn noch weiter unter Betäubung halten. In dem Fall ist es ein g e rechtfertigter Heilschlaf, in dem seine Seele genesen kann. Wä h rend er schläft, müssen wir Blanche in der Familiengruft der D u bois beisetzen. «
Major John Farrar seufzte. Er war um Jahre gealtert. Blanches
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