Geliebter Vampir (German Edition)
nicht, und die gebrochenen Herzen von Mutter und Tante traten nicht weiter zutage.
Robert Dubois erschien zu der glanzvollen Hochzeit seines Br u ders. Er betrank sich schwer und beleidigte sämtliche vornehmen Gäste in Bausch und Bogen, indem er sie als Kriegsgewinnler und Lumpen beschimpfte. Mit einem Captain von der Nor d staaten-Besatzungsarmee, die sie immer noch war, legte er sich ganz beso n ders an. Der Captain forderte ihn für zwei Tage später im Morge n grauen am Flussufer unter alten Eichen auf schwere Säbel.
Robert erwies sich als fast so guter Fechter wie sein Bruder. Er stach den Nordstaatler durch die Schulter, worauf dieser den Kampf aufgab. Das rettete Robert davor, sein Schiff zu verlieren und völlig geächtet zu werden. Wer in New Orleans einem Nordsta a ten-Offizier derart die Zähne zeigte und die Ehre des alten Südens wahrte, gewann reichlich an Sympathien.
Es gab noch alte Seilschaften, die durchaus funktionierten. Z u dem hielt Allan Dubois, was keiner wusste , die schützende Hand über den Bruder. Mit Bestechung da, Druck dort und mit Tricks und Schlichen erreichte er, dass Robert straffrei ausging.
Allan hatte nach dem Krieg eine bankrotte Werft billig e r worben und sich als Schiffsbauer und Reeder betätigt. Er b e trieb Küsten-und Flu ss schiff f ahrt, betätigte sich zudem als Großkaufmann. Sein Geschäftssinn und Instinkt für erstklassige Geschäftsabschlüsse und Profit wurden sprichwörtlich. Er schien den Baumwollpreis im Voraus zu ahnen und genau zu wissen, wie die Ernte ausfallen wü r de.
Er paktierte mit den Nordstaatlern. Es machte ihm überhaupt nichts aus, mit ihnen umzugehen, geschäftlich sowie privat. Viele Südstaatler, die in Armut und Dünkel lebten, rümpften darüber die Nase. Allan meinte jedoch, und er hielt sich daran, es sei eine neue Zeit angebrochen, in der neue Gesetze und R e geln galten.
Nach seiner Prunkhochzeit mit Blanche Farrar bezog er eine prächtige Villa im vornehmsten Teil der Stadt direkt am See. Bla n che gab prächtige Gesellschaften, deren umschwärmter Mittelpunkt sie war. Sie konnte sich alles leisten, was ihr Herz nur begehrte, hatte Dienerschaft, Kutschen, Schmuck, schöne Kleider, Bälle und jeden Luxus, den sie sich nur wünschte. Sie reiste im Herbst nach Europa, sah Paris, Rom, London, Madrid und andere Städte.
Sie führte ein tolles Leben, wie sie es sich immer erträumt hatte. Ihr Mann las ihr jeden Wunsch von den Augen ab und liebte es, sie zu verwöhnen. Doch dann erkrankte Blanche am Sump f fieber, das auch Gelbes Fieber genannt wurde. Es traf sie in einer beso n ders kra s sen Form.
Todkrank holte sie Helen an ihr Krankenbett, um sich mit ihr zu versöhnen. Auch ihre Schwester vermochte ihr nicht zu he l fen. Sterbend bat Blanche Helen noch, ihr zu verzeihen.
» Natürlich verzeihe ich dir « , erwiderte Helen ihr schluc h zend. Im Angesicht der todkranken, leidenden Blanche erlosch auch ihr letzter Groll. Helen empfand nur noch Mitleid mit ihr. » Bitte, stirb nicht. Du bist meine Schwester, ich liebe dich doch. «
Blanche lächelte nur matt. Dann fiel sie ins Koma, aus dem sie nicht mehr erwachte. Allan war untröstlich. Seine Ehe mit Blanche hatte nur kurz gedauert. Er brach völlig zusammen. H e len hatte bis dahin kein Wort mit ihm gesprochen und war ihm aus dem Weg gega n gen. Jetzt hatte sie Mitleid mit ihm. Zuerst fürchtete nicht nur sie, Allan würde vor lauter Kummer den Verstand verli e ren.
Er aß und schlief nicht mehr, vernachlässigte seine Geschä f te. Ohne die tüchtigen und loyalen Angestellten wäre er erledigt gew e sen. Als er sich weigerte, seine Frau begraben zu lassen, ging H e len zu ihm. Sie als einzige besaß den Mut, dem vö l lig veränderten Mann entgegenzutreten, der mit geladenem Revolver in der Kapelle neben Blanche saß.
Sie war aufgebahrt worden und sah schöner denn je aus. Der Duft von Magnolien, Chrysanthemen und anderen Blumen überdeckte den b e reits spürbaren Verwesungsgeruch. Zahlreiche Kerzen brannten in der kleinen Kapelle. Allan sah aus wie ein Geist, unrasiert, mit hängender Schleife, zerdrücktem Jackett und zerknitterter Hem d brust. Sein Blick flackerte.
» Was willst du ? « , fragte er Helen, als sie in ihrem schwarzen Trauerkostüm mit dem zarten Schleier vorm Gesicht vor ihn trat. » Robert ist bei mir gewesen, auch mein Schwiegervater. Ich habe sie weggeschickt. Ich will allein sein... mit ihr, mit meiner über alles geliebten Blanche. «
Helen legte
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