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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ob er auf diesen Reisen seine
Tochter als Hindernis oder als eine unerwünschte Anstandsdame empfand. Aber er
benahm sich bestimmt anständig, solange sie bei ihm war, und mich ging es
nichts an. Ich mochte ihn. Natürlich war mir klar, daß er Tony erst mitgenommen
hatte, als sie eine sehr attraktive junge Frau geworden war, aber jetzt gab er
ihr väterliche Liebe, auch wenn es nicht auf die übliche Art geschah. Bevor sie
abfuhr, ging sie zu Peter Anstruthers Farm, obwohl
ich vermutete, daß sie mehr das Fohlen sehen wollte als dessen Besitzer.
Alister begleitete sie, und als er zurückkam, sagte er zu mir: »Der ist in
Ordnung, dieser junge Mann. Eigentlich schade... «
    Wir wechselten beide schnell
das Thema.
    Dr. Barrett beklagte ganz offen
Tonys Abwesenheit. Er rief mich ein- oder zweimal an, um etwas von ihr zu
erfahren, und schaute nach einem seiner Krankenbesuche bei uns herein. Es war
eine rauhe Winternacht, er tat mir leid. Abgespannt und müde würde er in ein
kaltes leeres Haus zurückkehren, ohne daß Tony ihm das Essen brachte und ihm
von ihren Erlebnissen erzählte. Wir taten unser Bestes und luden ihn zum Abendessen
ein. Hinterher saß er mit uns am flackernden Feuer, schlief halb und behauptete
fernzusehen. Wir begannen, unter dem Fieber der Vorwahlen zu leiden. Ein
Reporter hatte bereitwillige Leute auf der Straße angehalten und nach ihrer
Meinung ausgefragt. Es war das Übliche. Manche Leute wußten noch nicht einmal
das Datum; andere hatten ihre Auffassung über alles und mußten taktvoll
unterbrochen werden. Manche weigerten sich, überhaupt zu sprechen.
    Plötzlich rief Paul aus:
»Lieber Himmel, da ist Tony!« Dr. Barrett schoß hoch, ich legte mein Nähzeug
weg. Es war wirklich Tony, die auf dieser geschäftigen Straße angehalten wurde
und den Reporter liebenswürdig anlächelte. Sie sah ganz anders aus als viele
junge Leute; sicherlich ausgefallen, was die Länge der Haare und die Kürze des
Rockes betraf, aber fröhlich und hübsch, ohne Scheu vor dem Mikrophon. Ich
murmelte: »Oh, lieber Himmel«, und Paul sagte: »Hoffentlich redet sie keinen
Unsinn.« Dr. Barrett starrte nur gebannt auf den Bildschirm.
    »Was halten Sie von den
Wahlen?«
    Tony lächelte bezaubernder denn
je. »Ich finde sie phantastisch. Ein Riesenspaß. Wenn nur die Zwanzigjährigen
wählen dürften, dann könnte ich auch meine Stimme abgeben.«
    »Sie sind doch bestimmt noch
nicht zwanzig?«
    »Nein, aber vor der Wahl werde
ich zwanzig. Ich werde alles pauken und für unsere Partei Mitglieder werben.«
    »Braves Mädchen! Aber wird Sie
eine Wahlversammlung nicht langweilen?«
    »Langweilen? Das wird doch
spannend.«
    Er lachte. »Sie gehören nicht
zu denen, die am Feuer sitzen und alles auf dem Bildschirm betrachten?«
    »Natürlich nicht. Jetzt, wo
unsere Straße geschottert ist, ist es ganz einfach ’rauszufahren, sogar
nachts.«
    Er sah erstaunt aus.
»Geschottert? Aber Sie leben doch in der Stadt?«
    »Nie im Leben. Ich arbeite in
einem Laden im Hinterland und genieße jede Minute.«
    »Das ist die richtige
Einstellung, aber ich muß sagen, Sie sehen überhaupt nicht wie ein Mädchen vom
Land aus«, aber hier lachte Tony und ging ihres Weges.
    Einen Moment herrschte
Schweigen, dann sagte Paul selbstgefällig: »Na ja, sie hält ihre Fahne hoch,
findet ihr nicht?«
    »Sie sah wunderbar aus und war
kein bißchen schüchtern«, murmelte ich einfältig.
    Der Doktor sagte zunächst
nichts, aber er sah nicht besonders begeistert aus.
    Dann brummte er: »Wie sie
dieses Hinterland ständig besingt! Man könnte meinen, es gäbe keinen anderen
Ort auf der Welt, wo es sich leben läßt. Es war überhaupt nicht nötig, etwas
über ihre Arbeit in dem Laden zu sagen.«
    Ich war verärgert und erstaunt.
War es möglich, daß der Doktor ein Snob war, daß er nicht wollte, daß das
Mädchen, welches er liebte, der Welt erzählte, es arbeite in einem Laden? Er
sagte gereizt: »Es klang überhaupt nicht, wie es wirklich ist. Jeder muß
denken, daß sie eine normale Verkäuferin ist.«
    Das war zuviel für mich. Ich
sagte: »Warum eigentlich nicht? Sie ist eine Verkäuferin und schämt sich dessen
nicht. Sie arbeitet in einem Geschäft, und das macht sie gut; es ist nicht
schlecht, wenn die Leute sehen, daß ein Mädchen hübsch, elegant und fröhlich sein
kann, und trotzdem aus dem Hinterland kommt.«
    Es war vielleicht ein Glück,
daß in diesem Augenblick das Telefon klingelte. Jeder schien das Programm
gesehen zu haben; nun

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