Geliebtes Landleben
was sie
für Kosmetikartikel ausgab, und Angaben über ihr erstaunlich hohes Einkommen
und ihr Alter zu machen, das auf den ersten Blick als falsch genannt zu
erkennen war. Aber sie war freundlich und machte auf dem Küchentisch eine Ecke
für meine Papiere und Formulare frei. Ich hatte gerade alles ausgebreitet, als
ein heiserer Schrei erklang, weite Flügel aufgeregt flatterten und ein Truthahn
auf dem Tisch landete und mich angurrte.
Nun habe ich Truthühner immer gehaßt , seit mich einer als Kind einmal angegriffen hatte.
Erschreckt fuhr ich hoch, um mich selbst, aber noch mehr, um meine kostbaren
Formulare zu retten, die wegen des Computers auf keinen Fall beschmutzt, ja
nicht einmal gefaltet werden durften. Der Vogel bewegte sich nicht, hob nur
seinen häßlichen kleinen Kopf und sah mich frei an. Ich fuhr zurück und schlug
mit meinen Papieren um mich, wobei die Frau lachte. »Sehen Sie, wie er durch
das Fenster gesegelt ist? Ein kluges Tier, nicht wahr? Und ein schöner Vogel«,
mit diesen Worten packte sie den Truthahn, der das nicht übelzunehmen schien,
aber jetzt leise gurgelnde Geräusche von sich gab, als sie ihn auf das
Fensterbrett setzte.
Das war das schlimmste Haus,
das ich besuchte, obwohl die Leute freundlich und alles andere als arm waren.
Es erstaunte mich, daß sie mit diesem Leben zufrieden zu sein schienen, denn
die Farm war eigentlich recht wohlhabend. Ich erschauderte, wenn ich an den
Rahm dachte, der aus diesem Stall kam und an nichtsahnende Menschen verkauft
wurde, aber Paul war nicht meiner Meinung, als ich ihm das später erzählte.
»Ich wette, wenn du den Stall gesehen hättest, hättest du sicher entdeckt, daß
er bei weitem sauberer war als das Haus. Du darfst nicht vergessen, daß die
Inspektoren immer ein Auge auf die Milchställe haben. Um die Häuser kümmern sie
sich da draußen nicht.«
Larry hatte einen herrlichen
Tag verlebt. Natürlich viele Tiere, und sie durfte alles besichtigen, von einem
Eselbaby bis zu einem Wurf junger Hunde. »Es war eine reine Wonne. Sie waren
alle so nett.«
»Hat sich niemand beschwert?«
»Ein Mann wollte damit
anfangen, aber als ich ihm zeigte, wie er mit seinem Pferd umgehen mußte, das
sich immer vom Zügel losmachte, wurde er ganz freundlich.«
»Man könnte dich für einen
Fachmann halten.«
Sie lachte und meinte stolz,
sie wäre bestimmt genauso gut wie die meisten Experten. Wir kamen ungefähr zu
derselben Zeit nach Hause, diesmal zu mir, weil sich dort die gesamte Familie
unter Tonys und Tante Kates Obhut versammelt hatte. Sie waren offensichtlich
ganz glücklich, und Tony war von unseren Erlebnissen ganz begeistert.
»Das muß doch einen Heidenspaß
gemacht haben«, sagte sie sehnsüchtig. »Ich wünsche, ich hätte dabei sein
können.«
»Gott behüte«, sagte Tante Kate
liebevoll. »Und jetzt hoffe ich nur, daß ihr Mädchen daran denkt, daß ihr ein
Haus und Kinder habt, und es aufgebt, eure Nase in die Angelegenheiten anderer
Leute zu stecken.«
»Ich bin wirklich froh, daß ihr
damit fertig seid«, sagte Paul. »Diese ganze Arbeit und Aufregung für ein paar
lumpige Dollar.«
»Dollars sind nie lumpig«,
sagte Larry fröhlich. »Und außerdem schuldet ihr Männer mir jeder einen Dollar,
weil wir nicht einmal ’rausgeschmissen wurden. Ich werde meine Formulare so
schnell wie möglich fertig machen und dann mit offenem Mund auf das herrliche
Geld warten.«
Ich war erleichtert, daß ich
alles hinter mir hatte, und freute mich, Paul etwas zur Ausstattung für die
Schule beisteuern zu können, aber ich machte den Fehler, mich an Christopher zu
wenden und glücklich zu sagen: »Weißt du, jetzt habe ich genug Geld verdient, um alle deine
schönen Schuhe für die Schule im nächsten Jahr zu kaufen.«
Ich erwartete ein kleines Lob
oder zumindest ein Lächeln, statt dessen machte er ein finsteres Gesicht und
sagte langsam und deutlich: »Zum Teufel mit den Schuhen und zum Teufel mit der
Schule«, dann drehte er sich um und rannte aus dem Zimmer.
Ich fühlte mich, als hätte ich
eine Ohrfeige bekommen, und einen Augenblick herrschte völliges Schweigen. Dann
sagte Larry fröhlich: »Der liebe kleine Junge! In Wirklichkeit sind Kinder
einfach ein Fehler. Ich habe das immer gesagt. Du bist schuld, weil du
angefangen hast.«
»Ich bin schuld?« Über den
Fehler war ich mit ihr einverstanden, aber ich verstand nicht, warum es meine
Schuld war.
»Doch, hättest du Christopher
nicht bekommen, wäre ich nicht blind mit Christina
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