Geliebtes Landleben
was heißt hierbleiben! Natürlich war das für den Anfang gut und schön, und solange ich hier bin, tue ich mein Bestes. Aber so kann es nicht weitergehen. Tony muß genug Verstand haben, um das einzusehen.«
Sein Ton gefiel mir nicht, und er ermutigte mich zu fragen: »Hast du sie darauf vorbereitet?«
»Wie konnte ich? Der Brief ist erst vor zwei Tagen angekommen. Er kam völlig aus heiterem Himmel.«
»Ich meine, hast du sie immer darüber aufgeklärt, daß du hier nicht lange bleiben wolltest, und daß es nur ein Sprungbrett für deine Karriere war?«
Er sah mir nicht in die Augen, aber er sagte: »Nicht so richtig. Das Thema war nie aufgekommen, und für mich war die ganze Sache selbstverständlich.«
»Aber du hast oft gehört, wie Tony die Zukunft nach eurer Heirat geplant hat, und es ging immer um ein Leben hier.«
»Aber du mußt doch einsehen, daß das unmöglich ist.«
»Ich sehe das bei einem ehrgeizigen Mann und einem tüchtigen Arzt ein. Aber ich bin nicht Tony, und sie ist von der Vorstellung besessen, daß du eine Art Missionar bist. An Vorwärtskommen hat sie nie gedacht.«
»Lieber Himmel, sie konnte doch nicht erwarten, daß ich mein Leben an so einem miesen Ort verbringe.«
Ich hatte wohl einiges von Pauls Empfindlichkeit übernommen, denn ich sagte: »Ich rate dir, mit Tony nicht so zu sprechen. Sie ist nur allzu glücklich, ihr Leben an diesem miesen Ort zu verbringen und armen Menschen zu helfen.«
»Sie ist sehr jung. Wenn sie erst einmal die Freuden des Stadtlebens kennt... «
Ich unterbrach ihn nüchtern. »Als Tochter von Alister Smale hätte sie diese Freuden jederzeit haben können, aber sie zieht diesen Ort vor. Wie du schon sagtest, sie ist sehr jung, aber sie ist auch sehr starrköpfig, und ich fürchte, hier wird sie ihre Meinung nicht ändern.«
»Aber sie würde doch bestimmt nicht zögern, wenn sie zwischen diesem Leben und mir wählen müßte?«
Aber ich meinte, in seiner Stimme Zweifel zu hören, und jetzt sagte er: »Das wäre absolut kindisch und unvernünftig.«
»Da gebe ich dir recht, ich habe dir gesagt, daß sie unreif und albern ist. Sie erwartet wirklich von jedem, daß er bereit ist, sich für die Nöte des Hinterlandes aufzuopfern.«
»Aber Mangel an Ärzten herrscht überall, in der Stadt wie auf dem Land. Und wenn ein Arzt nützen soll, muß er auf dem neuesten Stand bleiben. Was wäre ich in zwanzig Jahren noch wert, wenn ich hierbliebe?«
»Das stimmt. Oliver, du brauchst mich nicht zu überzeugen. Ich sehe das alles ein und verstehe deinen Standpunkt sehr gut. Ich fürchte nur, daß Tony es nicht begreifen wird.«
»Das kann ich nicht glauben. Nicht, wenn sie mich liebt. Und sie liebt doch mich, oder? Doch nicht nur den Hinterlandarzt?«
Er hatte genau das in Worte gekleidet, was ich fürchtete. Ich sagte langsam: »Oliver, ich weiß es wirklich nicht. Natürlich sind ihre Vorstellungen ausgesprochen kindisch, aber sie ist noch keine zwanzig.«
»Aber heutzutage kennen Mädchen mit zwanzig ihren Vorteil ganz genau.«
Schon wieder dieser herrische Ton. Ich sagte schnell: »Tony wußte immer, daß sie alle Vorteile im Leben haben konnte. Ich weiß nicht, warum sie so von diesem Leben besessen ist. Bei uns liegt die Schuld jedenfalls nicht.«
»Nein, aber sie hat eure Lebensauffassung unbesehen übernommen. Wegen dir, Larry und Anne hat sie das Hinterland durch eine rosarote Brille gesehen... Mir hat es hier ja gefallen, aber weder wegen des normalen Lebens im Hinterland noch wegen der Leute im Hinterland. Von meinem Standpunkt aus war es gut so. Ich habe die Erfahrung gemacht, die ich machen wollte, und, was noch viel wichtiger ist, diese Erfahrung hat mir Tony gebracht. Aber ich könnte hier nicht lange zufrieden sein, und jetzt ist die Gelegenheit gekommen, das Hinterland für etwas ziemlich Gutes einzutauschen.«
Aber hatte sie ihm wirklich Tony gebracht? Ich war nicht so sicher. Es war jedoch nicht meine Angelegenheit, Stellung zu nehmen, und als er plötzlich sagte: »Susan, du verstehst das doch? Du wirfst mir doch nicht vor, daß ich gehe?« sagte ich: »Natürlich nicht, Oliver«; dann mußte ich einfach hinzufügen: »Ich werfe dir nur eines vor.«
»Was?«
»Daß du Tony nicht reinen Wein eingeschenkt, sondern sie in dem Glauben gelassen hast, du wolltest hierbleiben. Oh, ja, Oliver, das hast du getan. Sei ehrlich zu mir. Du hast ihre Liebe wachsen lassen, ohne ihr zu sagen, wie deine wirklichen Pläne und Ziele aussahen.«
Er
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