Geliebtes Landleben
beide absolut unzufrieden nach Hause zurück. Wir hatten viel Geld ausgegeben, und das Schlimmste stand noch bevor. Die Dinge, die wir heute gekauft hatten, gehörten zu jeder normalen Schulausstattung; was noch fehlte, war ausgefallener und teurer.
Wir versuchten jedoch, uns nichts daraus zu machen, und als wir ausgepackt hatten, beschlossen wir, einige der gekauften Kleider anzuprobieren. Ich war zu Larry gefahren, um Christopher abzuholen, der den Tag unter Tante Kates Aufsicht verbracht hatte; wir riefen die Kinder ins Haus und bemühten uns, ihnen so fröhlich wie möglich zu erzählen, daß wir jetzt eine >Kostümparade< abhalten würden. »Ein paar schöne Kleider, die ihr im nächsten Jahr für die Schule braucht«, sagten wir und zogen Christopher seine neuen grauen Shorts und sein Hemd an, während Larry ihrer Tochter das >adrette Sommerkleid, das jeden Nachmittag getragen wird<, über den Kopf streifte.
Dann sagten wir fröhlich: »Jetzt schaut euch an. Seht ihr nicht schon ganz anders aus?«
Eine lange Minute blickten sie sich an, beäugten ihre neue Ausstaffierung und sagten nichts. Dann brach Christina ganz plötzlich in Tränen aus und schluchzte: »Ich mag die Kleider nicht. Ich will nicht zur Schule gehen, Mammi, ich hasse diese Schule. Ich gehe da nicht hin.«
Zu meinem Entsetzen und Erstaunen sagte Christopher mit erstickter Stimme: »Ich will auch nicht gehen. Ich hasse die Schule. Ich gehe nicht hin«, und er kämpfte hart mit den Tränen.
Es folgte eine äußerst mühsame Szene, bei der wir versuchten, sie zur Vernunft zu bringen, ihnen die Vorteile und Freuden der Schule zu erklären und uns die ganze Zeit als Heuchler und Ungeheuer zu fühlen. Aber wir blieben hart. Sie mußten hingehen.
Larry sagte schließlich bestimmt: »Komm, Christina, es hat überhaupt keinen Zweck, so weiterzumachen. Es ist beschlossen. Ihr geht zur Schule. Nächste Woche fahren wir in die Stadt, um den Rest der Schulsachen zu kaufen, und ihr kommt mit. Hört also mit dem Unsinn auf.«
Aber Christopher hörte nicht auf, bis ich mit derselben falschen Bestimmtheit sagte: »Jetzt reicht es. Ich lasse nicht mehr mit mir darüber reden, und ich will auch von euch nichts mehr hören. Es ist alles beschlossen und festgemacht. Das Geld ist gezahlt, und ihr seid angemeldet, also findet euch damit ab.« Als er wieder anfing, nahm ich ihn beim Arm, führte ihn aus dem Zimmer und sagte mit einer Entschlossenheit, die ich später immer wieder bereuen sollte: »Jetzt wird nicht mehr davon gesprochen.«
Das taten sie auch nicht — nicht mit uns, aber wir waren ziemlich sicher, daß sie gemeinsam darüber sprachen. Jetzt war ihnen bewußt geworden, daß sie von ihrem Zuhause getrennt wurden und zu einer Stadtschule gehen sollten, und diese Erkenntnis schien sie plötzlich völlig zu verwandeln. Es war natürlich unser Fehler, ihnen zu sagen, sie sollten mit uns nicht darüber sprechen, denn nun waren sie auf sich selbst angewiesen und wurden enge Verbündete. Ein- oder zweimal kamen sie wieder auf das Thema, aber die Männer unterstützten uns, als wir sagten, daß die Angelegenheit ein für allemal abgeschlossen sei. Sie sahen sich mit vielsagenden Blicken an, und dann hörte ich Christopher sagen: »Wir müssen das noch überlegen.« Christina antwortete: »Ich glaube, ich weiß was — ich sage es dir draußen, und ich werde es tun, egal, was du sagst.« Da Christinas Einfälle selten realisiert wurden, beunruhigte mich das nicht weiter, aber bald hatte ich Grund zu merken, daß es sich diesmal nicht um eine leere Drohung handelte.
Es war Neujahrstag, und wir wollten sie in zwei Tagen mit in die Stadt nehmen und dort übernachten. Tony und Oliver waren bei Larry, Paul und ich auch, denn wir hatten beschlossen, um fünf Uhr gemütlich zusammenzukommen und etwas zu trinken. Die Zwillinge waren früher eingetroffen, und alle Kinder ritten auf der Farm, während ihre Eltern friedlich unter den Bäumen saßen und versuchten, nicht an die bevorstehende Trennung und die Gefühle der Kinder zu denken. Plötzlich hörte ich, wie Christopher ganz verzweifelt schrie.
»Komm schnell, Mutter. Es ist etwas passiert, ich glaube, Christina ist tot.«
Larry war zuerst da, Sam direkt hinter ihr, aber Paul und ich belegten einen guten dritten Platz. Die Szene in der Koppel werde ich nie vergessen. Die Ponys standen ohne Reiter mit hängenden Zügeln da, und die Kinder drängten sich um den schrecklich reglosen Körper von Christina.
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