Geliebtes Landleben
bist so ein Schatz und Vater auch. Es wird herrlich sein, von hier wegzugehen. Es ist wirklich ziemlich schrecklich.«
»Das habe ich schon von Tantchen gehört.«
»Oliver ist so unglücklich und so wütend, und ich fühle mich so schlecht. Ich glaube, es war schlecht von mir, zu meinen, daß ich ihn liebte, aber er ließ mich glauben... Oh, lassen wir das... Wenn er nur verstehen würde... Wenn er nur einsehen würde, daß ich ihm in dem Leben, das er plant, nichts nütze. Aber er kommt und diskutiert und verteidigt sich, ach, ich habe es so satt«; sie legte ihren Kopf auf die Theke und weinte wie ein Kind, das sie irgendwie noch immer war.
Natürlich war ich auch nicht besser, so daß Caleb, als er seinen Kopf durch die Türe steckte, um Tony etwas zu fragen, ihn ganz schnell völlig entsetzt zurückzog, sich umdrehte und die Flucht ergriff. Ich lachte: »Armer alter Caleb! Er muß einen Schreck bekommen haben. Wir benehmen uns beide wie kleine Kinder.«
Tony trocknete ihre Tränen und sagte: »Denk nur, ich kann weggehen! Wann kann ich gehen? Wirst du es Oliver sagen, Susan?«
Aber es gibt Grenzen, die nicht einmal ich überschreiten würde, und ich sagte: »Du kannst Samstag nach Hause kommen und Montag abfahren. Aber ich werde es Oliver nicht sagen. Schreib ihm einen Brief, den Tantchen ihm geben soll, wenn du weg bist. Das ist besser für ihn, und ich kann nichts mehr verkraften... Komm, jetzt wollen wir nicht mehr von Oliver reden... Du wirst viel Spaß haben. Larry und ich, wir werden dich zum Flughafen bringen und unsere Einkäufe für die Kinder erledigen. Gott sei Dank brauchen wir nicht viel... Und Tony, ich möchte nicht hart sein, aber ich kann Oliver wirklich nicht mehr ertragen.«
Aber es blieb mir nicht erspart, denn noch an diesem Abend kam Dr. Barretts Wagen angerast, er stürzte heraus und begann schon zu sprechen, bevor er die Türe erreichte.
»Susan, geht Tony wirklich weg? Als ich es hörte, ging ich zu Miss Adams Laden ’rüber, aber sie wollte mich nicht zu ihr lassen, sondern sagte, sie wäre mit Kopfschmerzen zu Bett gegangen. Aber ich weiß, daß etwas in der Luft liegt, deshalb bin ich zu dir gekommen.«
Ich sagte vorsichtig: »Woher weißt du das?« — als ob das wichtig wäre.
»Honi hat mir erzählt, daß seine Frau im Supermarkt eine Dose Fisch kaufen wollte und dich und Tony miteinander sprechen sah, deshalb ist sie wieder gegangen. Aber sie hat gehört, wie du gesagt hast: >Japan ist der richtige Ort für dich... < Warum Japan? Susan, du hast kein Recht, mich im unklaren zu lassen. Will Tony die Flucht ergreifen?«
Ich sagte: »Komm ’rein, Oliver, und versuche, nicht so laut zu sprechen. Die Kinder schlafen noch nicht... Ja, Tony geht weg. Ihr Vater muß nach Japan fahren, und er nimmt sie mit. Sie werden wahrscheinlich ein paar Monate bleiben.«
»Aber ich werde weg sein, bevor sie zurückkommen.«
»Ja. Das war der Zweck der Sache.«
Einen Augenblick lang dachte ich, er würde sich umdrehen und gehen, aber Oliver war nie unhöflich, und nach einer Pause fragte er ruhig: »Hast du das organisiert?«
»In gewisser Weise ja. Ich wußte, daß es für euch beide schrecklich war, so nah beieinander zu leben, und viel zu hart für Tony. Die einzige Möglichkeit ist, sofort Schluß zu machen und neu zu starten.«
»Aber ich hätte sie überzeugen können. Ich glaube nicht, daß sie ewig hätte widerstehen können.«
»Oh ja, das hätte sie gekonnt. Oliver, du mußt die Niederlage hinnehmen. Die bittere Wahrheit ist, daß Tony einen Fehler gemacht hat. Sie hat entdeckt, daß sie dich nicht genug liebt, um dir zu verzeihen, daß du sie getäuscht hast... Oh ja, das hast du getan... Du hättest es ihr schon lange sagen müssen. Trotzdem, wenn du der richtige Mann für sie wärst, würde sie darüber wegkommen und dem Leben teilen. Aber sie kann es nicht, und ich bin sicher, sie wird es nie können.«
Das ganze Theater zog sich weiter hin — ich hätte losschreien mögen — doch schließlich ging er, und ich war ziemlich sicher, daß er nicht versuchen würde, Tony wiederzusehen. Endlich hatte ihn der Stolz gepackt, und sobald sie nicht mehr hier war, würde er sich für die restliche Zeit in Tiri in sein Schicksal fügen. Er war tief getroffen, aber er würde sich wieder erholen.
Sein Stolz litt mindestens genauso wie sein Herz, denn er war so selbstsicher gewesen.
Er sah Tony jedoch nicht wieder. Freitag abend kam sie zu uns geritten und wartete nicht wie
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